„Nanu, was sind denn das für Tassen"“ staunte eine Besucherin des Kanderner Keramikmarkts am Stand von Jürgen Havekost angesichts des vermeintlichen Rundgefäßes mit zwei Henkeln und der geschwungenen Linie mittendurch. Von Walter Bronner Kandern. Tatsächlich waren das zwei Porzellan-Tässchen, die der einfallsreiche Kunsttöpfer aus dem sächsischen Rosenthal passgenau zusammenfügte. Mithin das richtige Kaffee- oder Teebehältnis für verliebte junge Paare, aber auch gestandene Eheleute oder andere festgefügte Beziehungskisten. Originelles dieser und anderer Art war bei der 24. Auflage der immer wieder staunenswerten Leistungsschau niveaubetonten keramischen Schaffens vielfach anzutreffen. Etwa die farbenfroh glasierten und gebündelt auf dünnen Metallstangen aufgepflanzten Schmetterlinge aus Ton, die so federleicht wirkten, als wollten sie gerade davonfliegen. Oder eine rustikale Schale mit kleinen Löchern auf einer Seite, durch die sich Wollknäuel entwirren und Stricknadeln durchstecken lassen. Einfallsreichtum Doch neben solchen Kreationen zum Nachweis nie versiegenden schöpferischen Einfallsreichtums der Spezialisten im Umgang mit dem ältesten Werkstoff der Menschheit dominierte bei den rund 50 Ausstellerinnen und Ausstellern auf dem Blumenplatz und dem angrenzenden Straßenstück vorwiegend Töpferware zum normalen nützlichen Gebrauch. Die Kollektionen reichten von der schlichten Tasse, Schale oder Vase über alle Arten von Geschirr bis zum dekorativen Tisch-, Wand- und Vitrinenobjekten. Mehrfach anzutreffen war auch filigraner keramischer Schmuck, teils kombiniert mit Edelmetall. Dann Instrumente aus Ton, wie die vogelförmigen Okarinas, die ein ungarischer Töpfer präsentierte. Ebenso bildhauerisch konzipierte Gefäßobjekte und figürliche Plastiken. Zudem reichlich Spielzeug-, Garten- und Baukeramik, einschließlich mit glasierten Rundfliesen dekorierte Kanonenöfen und massive Feuerschalen aus grobem Steinzeug. Allenthalben prägte ein Höchstmaß reiner Ästhetik in Form und Glasur die Marktszenerie. Und das einmalig schöne Altweibersommer-Wetter am Samstag und Sonntag sorgte für durchgängig aufgeheitertes Flair und von Beginn an für starken Publikums-Zustrom, der gestern zeitweilig zu dichtem Gedränge anschwoll. Mithin erfüllte sich auch der Wunsch von Bürgermeister Christian Renkert, der beim kurzen Eröffnungsakt am Samstag dem Marktgeschehen einen guten Verlauf und den Ausstellenden auch den erhofften materiellen Erfolg wünschte. Wettbewerbe Gleichwohl waltete zum Auftakt auch ein Hauch von Trauer über der Szenerie beim kurzen Gedenkakt für den im Frühjahr verstorbenen Marktorganisator Stefan Bang. Der Mauchener Töpfer war über zehn Jahre lang engagierter Koordinator und Motor des Marktevents, zugleich auch Manager der verschiedenen Wettbewerbe, die den Anlass immer originell auflockerten. Sein Tod bedeute für die Zunft und speziell für den Mitglieder-Kreis im Keramikforum Freiburg ein großer Verlust, betonte Töpferkollege Theo Schipp aus Waldkirch in seiner Gedenkansprache. Bereichert wurde der Markt wie gewohnt mit dem Aktionsstand, an dem hauptsächlich junges Publikum seine Modellierkünste erprobte. Für das Catering sorgten die Werksiedlung St. Christoph und ein Stand mit kulinarischen Bio-Produkten. Außerdem luden die Einzelhandelsgeschäfte des Werberings am gestrigen verkaufsoffenen Sonntag das Publikum noch zu einem Ladenbummel ein.