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Kandern Die Tongrube lebt

Weiler Zeitung

Der Kanderner Wald steckt voller Überraschungen

Von Silke Hartenstein

„Da oben ruft im Sommer die Geburtshelferkröte“, strahlt Horst Spreen und zeigt auf den Steilhang bei der Kanderner Weißerdegrube. Der an Vogelgesang erinnernde Ruf ist ein gutes Zeichen, denn Geburtshelferkröten gelten laut Roter Liste als gefährdet.

Kandern. Doch rund um Kandern schaffen und unterhalten Einzelpersonen und Institutionen immer mehr Laichgewässer und Lebensräume für Kröte, Unke und Co. Zu ihnen gehören Nabu-Mitglied Horst Spreen, der in und um seinen Naturgarten viele Miniteiche angelegt hat, das Trinationale Umweltzentrum (Truz), die Arbeitsgruppe Naturschutz Markgräflerland (ANM) und Matthias Götz, Naturschutzbeauftragter des Landkreises und Förster im Staatswald-Dienstbezirk Sausenburg.

Und so, wie Amphibien vernetzte Lebensräume brauchen, um auf der Suche nach neuen Revieren und Partnern voranzukommen, so sollen sich Spreen zufolge auch die Menschen vernetzen, denen Amphibien am Herzen liegen. In diesem Sinne besichtigten auf seine Initiative hin Birgit Frosch und Jeremie Tudoux vom Truz, ANM-Vorsitzende Angelika Hofer-Hermann und Rolf Dietrich, Kassenwart der Nabu-Kreisgruppe Lörrach, auf Kanderner Gemarkung die Weißerde-, Roterde- und Tongrube – wie die Namen dieser Gebiete vermuten lassen, waren Gummistiefel dabei unerlässlich. Da in den alten Tonabbaugebieten der Boden definitiv lehmig ist, sind die Voraussetzungen günstig für die Anlage von Teichen.

Um die Tongrube Kandern kümmert sich seit einigen Jahren das Truz, im Auftrag des Regierungspräsidiums und in Kooperation mit einer freundlichen Ziegenherde. Hier wurden 2015 neben zwei neuen Teichen auch drei mit Steinen gefüllte Löcher als Winterquartiere für Amphibien und Reptilien angelegt. Fünf neue Teiche sind auf Matthias Götz’ Veranlassung hin in der Weißerdegrube angelegt worden. Wie Spreen feststellt, leben dort Geburtshelferkröte, Gelbbauchunke, Grasfrosch, Erdkröte, Berg- und Fadenmolch, demnächst sollen Nistkästen für Fledermaus und Haselmaus auch diesen Arten mehr Wohnraum bieten.

Die Amphibien indes, die ohnehin meist ein Faible für dunkle verborgene Orte haben, scheuen an diesem kühlen Dezembertag das Licht der Öffentlichkeit. Beim Ausflug zur seit 30 Jahren stillgelegten Roterdegrube kommt auch Naturschutzwart Götz vorbei. Hier, mitten im Kanderner Wald, finden sich neben dem streng geschützten Kammmolch auch Torfmoose, Heidekraut und Tümpel voller schwarzem Wasser – „anmoorig“ nennt Agrarbiologin Hofer-Hermann diesen Zustand.

In beiden Lehmgruben ist der ANM seit Jahrzehnten aktiv. Neben der Roterdegrube lässt Förster Götz weitere Lebensräume anlegen: Dort, im Staatswald, solle 2018 ein „Waldrefugium“ mit zehn Prozent unbewirtschafteter Fläche eingerichtet werden, erzählt er.

Und dann zeigt sich ganz nebenbei, was Vernetzung bedeutet. „Du, ich hab’ grad mit Herrn Götz geredet“, ruft Spreen dem passionierten Nabu-Nistkastenbauer Dietrich zu: „Das mit den Hornissenkästen geht in Ordnung“.

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