Kandern Die Welt ist Klang

Weiler Zeitung
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Ausstellung: Klangkünstler, Erfinder und Komponist Trimpin bei Robert Keller

Von Jürgen Scharf

Kandern. Aus allen Ecken und Enden tönt, scheppert, dröhnt und klingelt es. Im alten Haus am Kirchplatz kann man auf Knopfdruck alle möglichen Installationen in Gang setzen: Klöppel schlagen in holländischen Holzschuhen zusammen, tönende blauen Glasstäbe klingen wie eine Glasharfe. Und eine laute „Schiessbuuhdi“ kann mit einer Lichtpistole aktiviert werden.

Kuckucksrufe, Vogelgezwitscher, Melodien von Pink Panther bis Berliner Luft (aus einer Spieldose) klingen kakophonisch durcheinander. Im Souterrain ächzen pneumatisch Metallzungen eines alten Harmoniums. Wir sind hier nicht im Basler Tinguely-Museum, wo diese Klang-Maschinen auch gut hinpassen würden, sondern in der Galerie Robert Keller, die zu einem elektromechanischen Sound Studio auf Zeit umfunktioniert ist.

Trimpin is here! (Gerhard) Trimpin, aus Istein stammender und in Seattle lebender Klangkünstler, Komponist, Erfinder, Instrumentenbauer und Schöpfer kinetischer Objekte, hat die Galerie in ein tönendes Haus verwandelt. In Amerika ist Trimpin als Sound Artist und Kinetic Sculptor sehr bekannt. Hat er doch mit dem amerikanischen Komponisten Conlon Nancarrow zusammengearbeitet, für dessen Player Piano-Projekt die elektronisch gesteuerte interaktive Klanginstallation eines mechanischen Schlagzeugorchesters rekonstruiert und zu dem Schlagzeugstück seine „Jackbox“ bei den Donaueschinger Musiktagen 2007 vorgeführt – wo er übrigens mehrfach Performances machte.

Auch für das schon legendäre Kronos Quartett hat er komponiert. Jetzt gibt sich Trimpin in seiner alten Heimat die Ehre und zeigt einige seiner kinetischen Klangskulpturen zusammen mit Konzept- und Entwurfsskizzen und partiturähnlichen grafischen Notenschriften seiner musikalischen Ideen.

„Heute Blau und morgen Blau“ ist so eine interaktive Klangskulptur aus gegossenem Glas, elektromechanischen Klöppeln und raffinierter computergesteuerter Elektronik. Die harmonischen Klänge der Glasstäbe sind im mikrotonalen Bereich gestimmt. Das Objekt zeigt, dass Trimpin nicht nur ein Tüftler und Erfinder, sondern auch ein sehr präzise arbeitender Programmierer ist.

Alle seine mechanischen Sound-Installationen sind computergesteuert. Es sind keine Zufallsklänge, sondern genau komponierte, zudem keine verstärkten, sondern akustisch produzierte Klänge. Trimpin erfindet und baut mechanische Instrumente, die Töne und Geräusche hören lassen. Dabei greift der geniale Klangtechniker die Idee des alten Musikautomaten in neuer Technologie auf.

Inspiriert ist der deutsch-amerikanische Klangmechaniker von den Pfeifgeräuschen der Fasnachtsfeuer seiner alten Heimat im Markgräflerland, die wie ein vielstimmiger Chor auf ihn wirken und die er in seinen klingenden Skulpturen verarbeitet. Vollgestopft mit Elektronik und Software, funktionieren diese an der Schnittstelle zwischen Computersignalen und akustischen Klangwirkungen.

Ein brillanter Einfall ist die hübsche, über der Treppe angebrachte Klangschuh-Installation „Nano-Klompen“ mit echten Holzschuhen aus Amsterdam, die jede für sich gestimmt sind und mehrere Musikstücke „spielen“ können. Speziell für die Galerie gemacht ist die Installation im Keller, deren Titel „432 Hz“ sich auf die alte Stimmung des Kammertons, den Grundton a, bezieht. Über einen Trittschalter lassen sich ein Grammophontrichter, ein Blasebalg, Zungen eines Harmoniums und zwei Endstücke von Klarinetten aktivieren. Die Frequenz hat etwas von einer Klang-Meditation und bringt den ganzen Körper in Resonanz.

Außerdem kann man in einer Hörstation via Schallplatte in ein Auftragswerk für die Seattle Symphony hineinhören: „Above, Below and In Between“ für kleines Orchester und kinetische Instrumente. Aber alles wird übertönt von der eher anekdotischen „Schießbude“ mit lustigen Figuren, gefundenen Objekten, Instrumententeilen und 17 Musikstücken auf „Abruf“ - einer mehr spielerischen Variante von Trimpins digitalisierten Konstruktionen, die vor allem eines suggerieren: Die Welt ist Klang!

 Bis 26. Juni, Sa, So und Feiertage 14-18 Uhr

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