Mit einem Pferd Kontakt aufzunehmen, seine „Sprache“ zu lernen, von ihm getragen zu werden – all das kann heilsame Wirkung haben. In Nebenau bei Wollbach nutzt Mechthild Frey diese Erkenntnis für ihre heilpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Unterstützt wird sie dabei von ihren drei Pferden, dem Isländer Gynir, dem Araber Marlon und dem Araber-Mischling Flurin. Von Alexandra Günzschel Kandern-Wollbach. Die heilpädagogische Praxis befindet sich in Nebenau im Wollbachtal – umgeben von Weiden, Streuobstwiesen und Wald. Die Landschaft lädt zu Ausritten oder Spaziergängen mit den Pferden ein. Manchmal finden die Behandlungsstunden auch im Paddock direkt bei der Praxis statt. Mechthild Frey ist Diplomheilpädagogin und hat eine Zusatzqualifikation als Reitpädagogin absolviert. Außerdem hat sie eine Approbation als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Erst als Erwachsene fing sie mit dem Reiten an. „Ich habe gleich gemerkt, wie gut mir das tut“, sagt sie rückblickend. Sofort hatte sie einen Draht zu den Tieren und irgendwann die Idee, sich mit Pferden selbstständig zu machen. Mittlerweile spricht sie von ihren Pferden als „langjährige Mitarbeiter“. Und weil sie diese von morgens bis abends betreut, kann sie auch deren Tagesform und Stimmungen gut einschätzen. Das sei wichtig für die Qualität der Arbeit, sagt Mechthild Frey. Oberste Priorität habe die Sicherheit der Kinder. Zu ihren regelmäßigen Klienten gehören zum Beispiel Gruppen aus dem Schulkindergarten der Helen-Keller-Schule in Weil am Rhein, junge Erwachsene aus der Suchtklinik Weitenau sowie derzeit einige Kinder, die an Autismus beziehungsweise der schwächer ausgeprägten Unterform Asperger leiden. Gute Therapieerfolge bei dieser Beeinträchtigung haben weitere Aufträge nach sich gezogen. „Die Kinder können sich durch die Pferde besser kennen lernen. Wenn sie auf ihnen sitzen, erfahren sie Geborgenheit“, erklärt die Reitpädagogin. Wichtig sei aber auch, die unmittelbare Reaktion der Tiere auf das Verhalten der Kinder – eine wertungsfreie Rückmeldung auf der Handlungsebene, die Lernprozesse in Gang setzen kann. Und diese Lernprozesse können so unterschiedlich sein wie die kleinen Patienten selbst: Geht es bei dem einen Kind ums Entspannen und Loslassen können, muss ein anderes eher lernen, sich selbst mal etwas zuzutrauen. Aber auch die Konzentration kann auf dem Rücken der Pferde gezielt gefördert werden, ohne dass dies als Leistungsdruck empfunden wird. Zum Konzept einer Therapie gehört es außerdem, die Eltern mit einzubeziehen. Im Mittelpunkt der Therapie stehen die Pferde, die ausgeglichen und motiviert sein müssen. „Um das zu erreichen, dürfen sie nicht zu lange in der Box stehen“, sagt Mechthild Frey. Mit regelmäßigen Ausritten und langen Aufenthalten der Pferde auf der Weide kommt sie dem Bedürfnis ihrer „Mitarbeiter“, sich zu bewegen, entgegen. Wichtig ist Mechthild Frey auch der Austausch mit anderen Therapeuten. Sie gehört einem Kreis von Personen aus der Region an, die mit Kindern und Pferden arbeiten. Regelmäßig trifft man sich zu Fortbildungen. n Weitere Informationen: http://mechthildfrey-heilpaedagogischesreiten.de/