„Man nimmt uns oft erst wahr, wenn wir bei einem Einsatz vor Ort sind und helfen, dann, wenn man uns braucht – das ist eigentlich schade“, findet Martin Winkler. Er ist Projekt- und Bereitschaftsleiter der „Helfer vor Ort“ (HvO) im DRK-Ortsverein Wollbach. Noch ist die Gruppe der HvO keine drei Jahre alt – aber sie wurde schon zu 107 Einsätzen gerufen. Von Jutta Schütz Kandern-Wollbach. Die „Helfer vor Ort“ sind im ländlichen Raum ein Glied in der Rettungskette, das nicht mehr wegzudenken ist – denn der Arztmangel auf dem Land wirkt sich immer mehr aus. Die HvO aus Kandern ergänzen zum Beispiel die „First-Responder-Gruppen“ in Malsburg-Marzell und Kandern. „Wir überbrücken die Zeit bis zum Eintreffen von Rettungsdienst oder Notarzt“, erklärt Winkler. Wird ein Notruf abgesetzt, meldet sich die Leitstelle bei den Helfern. Zu Einsätzen werden sie vor allem nach Wollbach, Wittlingen, Schallbach und Rümmingen gerufen. „Wir fahren mit dem Privatauto, in dem wir die wichtigste Rettungsausstattung mitführen, und beginnen vor Ort mit der Erstversorgung – wenn nötig auch mit der Reanimierung der Patienten“, berichtet Winkler, der beruflich Polizeibeamter ist. Polizei und Feuerwehr – beides ist bei den Wollbacher HvO vertreten. Knut Nabbefeld ist Feuerwehrmann. Er hält fest, dass der normale Erste-Hilfe-Kurs nicht ausreiche, wenn man sich als HvO einsetzen möchte. Zusätzlich müsse man einen Sanitätsausbildungskurs (über 60 Unterrichtsstunden), ein Rettungsdienstpraktikum, Fortbildungen und mehr besuchen. „Wir wenden sehr viel Zeit auf – und das alles ehrenamtlich. Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr sind wir für andere da“, meint Nabbefeld. Neben Winkler und Nabbefeld sind Annemarie Mutschler, Rolf Dieter Blum und Margarete Dietz bei der Projektgruppe – sie sind die „älteren, erfahrenen Hasen“. Mariecke Brugger, Anina Trefzer und Felix Mehlstäubler sind die jungen Helfer. DRK wird weniger wahrgenommen „Fußball- und Musikvereine, die Feuerwehr, Fasnachtscliquen – sie alle Vereine fallen eigentlich mehr auf, als die DRK-Ortsvereine“, überlegt Winkler. Das DRK nehme man höchstens dann wahr, wenn es auf Veranstaltungen präsent sei. „Das ist schade. Denn wer bei uns mitmacht, leistet etwas ganz wichtiges: Er oder sie ist für andere Menschen da. Gerade junge Leute, die sich für uns entscheiden, sind sehr verantwortungsvoll und bleiben auch bei uns – aber es sind zu wenige“, stellt auch Knut Nabbefeld fest. Damit der Wollbacher Ortsverein die Helfer gut ausstatten kann, werden zum Beispiel Schrottsammlungen oder andere Aktivitäten durchgeführt. Spenden sind ebenfalls wichtig. Gerade ist ein zweiter Defibrillator in Aussicht gestellt worden. „Oft werden wir gefragt ‘Was kostet euer Einsatz"‘ – und wir ernten Verwunderung, wenn wir antworten, dass wir das freiwillig machen und kein Geld dafür bekommen“, berichtet Winkler. Wer braucht die Helfer vor Ort" „Da war schon alles dabei – von Schlaganfall, bis Verbrennungen, von Fieberkrampf bei Kindern bis zum Verkehrsunfall“, zählt Winkler auf. Der schönste Einsatz war eine Geburt. „Das war unser 50. Einsatz. Ein kleines Mädchen kam zur Welt, und wir haben es mit der Mutter nur noch in die Parkgarage des Elisabethen-Krankenhauses geschafft“, lächelt Nabbefeld. Trauriges hat es auch gegeben: Todesfälle etwa, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen. Und Kurioses: Ein Mann, der sich beim Bogenschießen durch den Rückschlag selbst den Pfeil in die Brust gejagt hatte. Oder ein Mann, bei dem eine Kettensäge in der Schulter feststeckte. Selbst ein Notarzt musste schon wiederbelebt werden. „Da muss man Ruhe bewahren und auch hart im Nehmen sein können“, sagt Winkler. Ein Dankeschön von denjenigen, denen man in einer schlimmen Lage geholfen hat, gibt es erstaunlicherweise nicht so oft. „Das erscheint vielleicht seltsam, aber man muss auch sehen, dass wir ja in einen privaten Bereich eindringen. Wir sehen Menschen in Situationen, an die sie sich nachher nicht gerne erinnern“, überlegt der Polizist. Trotzdem würden sich die Helfer vor Ort über mehr Rückmeldungen freuen. n Die Generalversammlung des DRK Wollbach findet am Freitag, 8. April, 20 Uhr, im Rotkreuzdepot statt.