Kandern Idyllisch und ökologisch wertvoll

Weiler Zeitung
Viel zu entdecken gab es beim geführten Rundgang durch die Kanderner Tongrube. Das Interesse an der Truz-Veranstaltung war groß. Foto: Silke Hartenstein Foto: Weiler Zeitung

Führung: Großes Interesse an der ehemaligen Tongrube / Heimat für seltene Tiere

Kandern (sih). Große und kleine Teiche, offene Bereiche und der spektakulär aussehende Steilhang in der „Tongrube Kandern“ bieten Lebensraum für seltene Tierarten. Aus diesem Grund müssen Menschen leider draußen bleiben.

Eine Ausnahme machte am Donnerstag die Tongrubenführung durch Mitarbeiter des Trinationalen Umweltzentrums (Truz) in Weil am Rhein. 21 Teilnehmer aus Kandern, Lörrach und Weil nutzten die seltene Gelegenheit. „Das Gebiet hält nicht viele Besucher aus“, stellte Truz-Mitarbeiterin Birgit Frosch klar. Wie sie sagte, wolle die untere Naturschutzbehörde die Tongrube als „flächenhaftes Naturdenkmal“ ausweisen, geplant sei zudem ein Zaun rings um die Grube.

Frosch und ihr Kollege Jérémie Tudoux führten durch das insgesamt neun Hektar große Landschaftsschutzgebiet, zu dem neben der Tongrube auch die umliegenden Streuobstwiesen gehören.

Dass sich das Areal heute so idyllisch und ökologisch wertvoll präsentiert, liegt am langjährigen Tonabbau durch die Tonwerke Kandern und am Bau der Autobahn 98 über den Dinkelberg und an den Hochrhein. „Bis 1998 wurde hier Ton abgebaut“, erzählte Birgit Frosch: „Danach passierte zehn Jahre nicht viel“. Dann jedoch suchte das Regierungspräsidium nach einer Ausgleichsfläche für den Autobahnabschnitt. 2011 wurde das Gebiet an das Land verkauft, seit 2012 wird es im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg durch das Truz betreut. 2015 legten Truz-Mitarbeiter hier zwei neue Teiche an, dazu Stein- und Holzhaufen als Lebensräume für kleine Tiere.

Eine Ziegenherde hält die Wiesen in der Tongrube offen und die invasiven Neophyten Goldrute und Feinstrahl in Schach. Ökologisch interessant ist die Tongrube vor allem wegen der Tiere. Seltene Laufkäfer- und Heuschreckenarten leben in den steilen, von tiefen Rinnen durchzogenen Tonwänden. Zwergtaucher und Eisvögel wurden in der Tongrube bereits gesichtet, Hermeline, Bergmolche, Erd- und Geburtshelferkröten, Grasfrösche und Gelbbauchunken leben hier.

Für letztere hat Nabu-Mitglied Horst Spreen aus Kandern ein Faible: „Die Kaulquappen der Gelbbauchunke erkennt man an der Tönnchenform“. Zur Freude der Teilnehmer fand Spreen ein ausgewachsenes Exemplar der Unke mit ihrer leuchtend gelben Bauchseite.

Im großen Tongrubenteich könnten noch viel mehr Amphibien leben, erklärte Birgit Frosch, gäbe es dort nicht so viele aus Aquarien ausgesetzte Goldfische und Katzenwelse. Seitens des Truz wurden dort 2013 ebenfalls Fische ausgesetzt: Der Raubfisch Zander soll den Bestand an Aquariumsfischen verringern.

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