Kandern Kandern beherbergt bedeutenden Komponisten

Weiler Zeitung
Der bedeutende Komponist des 20. Jahrhunderts, Hans Wüthrich, lebt derzeit zurückgezogen an der Kander. Foto: Reinhard Cremer Foto: Weiler Zeitung

Jubilar: Hans Wüthrich lebt seit zehn Jahren zurückgezogen an der Kander / Heute wird er 80 Jahre alt

Kandern (cre). Vielen, die sich nicht für moderne Musik interessieren, wird der Name Hans Wüthrich(-Mathez) nichts sagen. Und doch wird der 1937 in Aeschi im Schweizer Oberland geborene Musiker von der Fachwelt als der wohl wichtigste internationale Komponist seit Beginn des 20. Jahrhunderts gefeiert. Und was vermutlich viele auch nicht wissen: Seit rund zehn Jahren lebt er zurückgezogen in Kandern. Am heutigen Donnerstag begeht er seinen 80. Geburtstag.

Hans Wüthrich wuchs in einer Landwirtsfamilie als jüngstes von drei Kindern auf. So ist es nicht verwunderlich, dass er erst im Alter von 16 Jahren mit der Musik in Kontakt kam. Von da an aber sollte sie sein Leben bestimmen.

Nach der Schule absolvierte er ein Musikstudium am Konservatorium in Bern. Im Jahr 1962 legte er dort sein Klavierdiplom ab. Von 1968 bis 1972 nahm er Kompositionsunterricht. Stets waren seine Lehrer international renommierte Musiker. 1973 promovierte Wüthrich in Zürich in Deutscher Sprach- und Literaturwissenschaft, Philosophie und Musikwissenschaft. Seine Studienzeit fiel in die bewegten Jahre der Studentenbewegung, die in seinem künstlerischen Schaffen ihre Spuren hinterließen.

In den Jahren darauf machte er als „Denker ohne Grenzen“ in der Theater- und Musikwelt von sich reden. Gleichzeitig war er Lehrbeauftragter für Sprachwissenschaft an den Unis in Zürich und Basel. Von 1985 bis 2002 lehrte er Musiktheorie und Komposition an der Musikhochschule Winterthur. Auch an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg war er tätig. Seit 2002 arbeitete er freischaffend. Seit 2009 ist er Mitglied der Akademie der Künste Berlin.

„Das Glashaus“, auch im Gare du Nord in Basel aufgeführt, gilt als sein erfolgreichstes Stück. In diesem „zutiefst politischen musiktheatralischen Werk“ macht er Hackordnungen, Gewalt und Revolution sicht- und hörbar.

Im Kompendium „Komponieren in der Schweiz“, in dem Wüthrich acht eng bedruckte Seiten einnimmt, wird er mit den Worten zitiert: „Ich fange bei jedem Stück, das ich mache, mehr oder weniger wieder von Null an.“ Schon als Kind habe er die Leute beobachtet und sich gefragt, weshalb sie diese oder jene Bewegung machten. Diese Beobachtungen hat er in seinen Werken umgesetzt. Ein Welttheater habe er nie vorgehabt – eher eine Art Lebensbühne. Seine Orchester- und Bühnenstücke bewegen sich weit abseits des Mainstreams.

Mit zahlreichen internationalen Preisen wurde sein für einen Künstler seines Renommees nicht sehr umfangreiches Opus gewürdigt. So unter anderem dreimal mit dem Kompositionspreis bei den Internationalen Kompositionswettbewerben Boswil, dem Grand Prix Paul Gilson oder dem Spartenpreis des Kantons Baselland. Seine szenischen Werke, Kammermusik und Orchesterstücke wurden bei zahlreichen nationalen und internationalen Festivals aufgeführt.

In den letzten Jahren hat Wüthrich, dem Alter geschuldet, allerdings künstlerisch kürzer treten müssen. Die Auflistung seiner Werke endet mit dem Jahr 2011.

Zweimal war der Jubilar verheiratet. Beide Ehen wurden geschieden. An seine Tochter Anina hat er sein künstlerisches Talent vererbt.

Ein Wermutstropfen zum Schluss: Derzeit ist Wüthrich damit beschäftigt, seine Dinge zu ordnen und Kandern Richtung Arlesheim Adieu zu sagen. Vielleicht ziert eines Tages eine Tafel das Haus hinter dem Kino an der Kander mit der Inschrift: „Hier lebte und arbeitete Hans Wüthrich, renommierter Komponist, Philosoph und Sprachwissenschaftler“.

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