Frage: Am Donnerstag startet das dritte Bassetthornfestival in Kandern. Hat es sich inzwischen einen Namen gemacht?
Die Bassetthornwelt ist recht klein. Man kennt sich in aller Regel, und man pflegt die Kontakte. Und es ist unseres Wissens die einzige Veranstaltung mit diesem speziellen Schwerpunkt. Selbst auf großen internationalen Klarinettenfesten spielt das Bassetthorn immer eine äußerst marginale Nebenrolle. Da waren eigentlich wir drei von Ensemble tri-Rhena die Einzigen, die einmal etwas Neues beigesteuert haben, sei es in Los Angeles, in Assisi oder in Madrid.
Insofern nimmt man das Festival in der Klarinettenwelt durchaus wahr. So haben wir dieses Jahr Teilnehmer aus der Schweiz, den Niederlanden, aus Dänemark und sogar aus Japan. Erfahrungsgemäß kommen die meisten Teilnehmer allerdings aus Deutschland. Das ist auch irgendwie plausibel, denn zum einen ist die Klarinette ein in Deutschland entwickeltes Instrument, und das verwandte Bassetthorn – seine wirkliche Entstehung liegt etwas im Dunkel – ist wohl im Südosten Deutschlands oder in Österreich maßgeblich entwickelt worden.
Frage: Es treffen sich Spezialisten zu Workshops und Vorträgen. Welche Konzerttipps würden Sie dem Laien geben?
Nun, für den wirklich Interessierten ist eigentlich jedes Konzert geeignet, denn so schnell kommt die Gelegenheit nicht wieder.
Frage: Es werden Werke von Mozart oder Soler gespielt, aber auch Uraufführungen. Genannt werden überraschende Titel wie „Jodler“ von Willi Vogl. Was steckt dahinter?
Mozart hat ja Bassetthörner mit Singstimmen kombiniert. Eine klanglich sehr schöne Angelegenheit. Wir spielen neue Bearbeitungen von Mozart’schen Opernarien, wobei unser Bassetthorntrio quasi als Mini-Orchester fungiert.
Es ist aber immer unser Ziel, neben Originalwerken und interessanten Bearbeitungen auch Uraufführungen anzuregen. Dazu gehört Willi Vogls „Jodler”, der verschiedene Jodel-Traditionen, die eigentlich über die ganze Welt verstreut sind, aufnimmt und verarbeitet. Ich habe das bereits als Notentext gesehen, bin aber sehr gespannt auf die Uraufführung durch Rumi Sota-Klemm, eine der profiliertesten Bassetthorn-Interpretinnen für Neue Musik. Sie ist übrigens schon zum zweiten Mal in Kandern dabei.
Frage: Können Sie die Bandbreite der Konzerte beschreiben?
Es ist ein weites Spektrum von historisch informierter Aufführungspraxis der Wiener Klassik über Romantisches und über japanische Volkslieder bis eben zur Modernen. Ebenso sind Funde aus einem Prager Archiv dabei. Sie erklingen nach 200 Jahren in Kandern zum ersten Mal wieder. Vor allem auch die Dichte von sechs sehr unterschiedlichen Konzerten ist nicht alltäglich, weder für die Regio noch für Kandern. Und da sind wir glücklich und dankbar, in den beiden Kirchengemeinden und der Stadt Kandern großzügiges Entgegenkommen und Unterstützung zu finden.
Frage: Was wird Ihr persönlicher Höhepunkt des Festivals?
Das kann ich Ihnen vielleicht nach dem Festival sagen. Natürlich freue ich mich auf jedes Konzert, aber am wichtigsten wäre mir, dass die Teilnehmer eine ebenso informative wie schöne Zeit in Kandern haben, und dass die Konzertbesucher ein wenig vom Klangzauber unserer Instrumente mitnehmen.
Frage: Wie sehen Sie die Akzeptanz des Festivals in der Regio?
Wir sind bisher nur alle vier Jahre aktiv geworden. Mehr ist nicht zu schaffen. Daher sind wir jedes Mal eine besondere Veranstaltung mit ganz speziellem Profil. Wir werden natürlich kaum Zuhörer gewinnen, die eher populäre Vorlieben habe. Doch das Publikum, das nach Kandern kommt, ist irgendwie besonders: mit viel Interesse, mit viel Wertschätzung den Künstlern gegenüber, und immer mit einem guten Schuss Begeisterungsfähigkeit für das Gebotene.
Frage: Der Eintritt ist ja frei. Wofür werden Sie mit die erhofften Spenden einsetzen?
Da wir keine Eintritte erheben dürfen, sind wir in der Tat auf Spenden angewiesen. Weil diese im Voraus nicht kalkulierbar sind, ist das auch immer ein ziemlicher Risikoposten bei unserer Finanzplanung. Allerdings geben wir jeden Cent nach Abzug der Festivalkosten an die Stadt Kandern als zweckgebundene Spende zur Restaurierung der restlichen Klarinetteninstrumente.
Frage: Gibt es für Interessierte die Möglichkeit, selbst ein Bassetthorn auszuprobieren?
Nun, interessiert werden wohl in erster Linie Klarinettenspieler sein. Sollte da jemand während des Festivals vorbeikommen und sich informieren wollen, so findet sich bestimmt eine Gelegenheit. Allerdings hat man beim einmaligen Ausprobieren wohl nicht allzu viel Freude am Bassetthorn. Es ist doch deutlich heikler zu spielen als eine Klarinette und hat manchmal seine Mucken. Und irgendwie scheint das Bassetthorn eine Seele zu haben, die erst zum Klingen kommt, wenn man gut mit ihm vertraut ist.
Frage: Neben dem Hören gibt es ja auch etwas zu sehen?
Ja. Seit etwas zwei Wochen – und pünktlich zum 3. Internationalen Bassetthorn-Festival – wurde im Heimat- und Keramikmuseum Kandern eine neue Vitrine eingerichtet. Sie zeigt die historischen Klarinettenschätze der Stadt Kandern, die 2008 und 2009 im Bestand des Museum entdeckt wurden. Die Instrumente und Fragmente unterschiedlicher Provenienz, datieren teilweise bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück, sind in Basel, Freiburg, Straßburg oder Wien hergestellt worden und wurden dereinst wohl auch in Kandern gespielt. Neben den Bassetthörnern beeindrucken vor allem zwei vollständig erhaltene, allerdings noch nicht restaurierte Bass-Klarinetten aus der Zeit um 1860.
Zu besichtigen ist die Vitrine zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums. Während des Bassetthorn-Festivals hat die Museumsleiterin, Frau van Mahnen, noch eine Sonderöffnungszeiten eingerichtet (Samstag, 27. Mai von 12 bis 14 Uhr). Bei dieser Sonderöffnung sind auch interessante Details zu den Instrumenten zu erfahren. www.bassetti-paletti.de