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Kandern Mit 44 Jahren voll durchgestartet

Weiler Zeitung
Christian Lais lebt gerne in Kandern. Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Schlagersänger Christian Lais aus Kandern über die Suche nach seinem Vater und seinen Weg zur Musik

Kandern. Sein bisher größter Hit „Sie vergaß zu verzeih’n“ hat Christian Lais vor sieben Jahren den Weg in die Musikbranche geebnet. Seither ist der Schlagerstar aus Kandern nicht mehr oft zu Hause, genießt es aber umso mehr, wieder zurückzukommen. Alexandra Günzschel sprach mit ihm über sein neues Album, treue Fans und seine späte Entscheidung für die Selbstständigkeit.

Herr Lais, Ihr neues Album heißt „7“. Was bedeutet Ihnen diese Zahl?

Die „7“ ist im Moment eine Riesen-Glückszahl für mich. Vor sieben Jahren, im Jahr 2008, hat mir der Hit „Sie vergaß zu verzeih’n“ alle Türen geöffnet. Acht Wochen stand er auf Platz eins der nationalen Airplaycharts. Mittlerweile habe ich, Duette mitgerechnet, mein siebtes Studioalbum herausgebracht. Jetzt soll die Zahl dem neuen Album Glück bringen.

Mit dem Song „Am Ende meiner Suche“ arbeiten Sie auf diesem Album auch die Geschichte mit Ihrem Vater auf, den Sie nie kennenlernen durften.

Während meiner Kindheit in Lörrach haben wir nur ein paar hundert Meter auseinander gelebt, uns aber nie getroffen. Als ich ungefähr elf Jahre alt war, habe ich mir dann ein Herz gefasst und ihm einen Brief geschrieben. Tatsächlich stand er dann eines Tages mit dem Brief in der Hand vor der Tür, um mich zu besuchen. Doch leider war ich gerade im Schullandheim.

Mein Vater war italienischer Gastarbeiter und ist bald darauf nach Italien zurückgekehrt. Ich hatte einfach keine Anhaltspunkte, wo ich ihn suchen sollte. Nach Jahrzehnten habe ich es dann gut sein lassen. Dabei hat er bis zu meinem 18. Lebensjahr Unterhalt für mich gezahlt.

Sie haben nie wieder etwas von ihm gehört?

Eine überraschende Wendung bekam die Geschichte dann bei Josko Fitness in Binzen, wo mir aufgefallen war, dass eine Frau mich immer beobachtete. Ich dachte, sie kennt mich vielleicht aus dem Fernsehen. Schließlich stellte sie sich mir als die Witwe meines Vaters vor und bescherte mir drei neue Geschwister.

Außerdem übergab sie mir einen Brief mit Fotos meines Vaters und meiner Großeltern. Mein Vater ist bereits 1990 jung verstorben. Ich hätte ihn gerne persönlich kennengelernt. Unsere Geschichte bleibt unvollständig. Aber immerhin kenne ich ihn jetzt von Fotos und aus Erzählungen. Diese Erfahrung habe ich in dem Lied verarbeitet.

Dem Landkreis Lörrach sind Sie bisher treu geblieben. Haben Sie schon einmal überlegt, aus Kandern wegzuziehen?

Ich bin immer heilfroh, wenn ich wieder nach Hause kommen kann. Letztes Jahr war ich 90 Tage auf Tournee und insgesamt an 120 Tagen unterwegs. In Kandern kann ich auftanken und Freunde treffen. Ich bin bewusst nach Kandern gezogen, weil es dort heimelig und grün ist und ich dort alles habe. Ein Flughafen ist ja auch in der Nähe. Wo anders hinzuziehen, kommt für mich nicht in Frage.

Ihr erstes Konzert mit einer eigenen Live-Band geben Sie am Samstag, 26. September, im Kurhaus in Bad Bellingen.

Ja, es ist mir wichtig, in heimischen Gefilden aufzutreten. Ich habe auch viele Fans in Frankreich und der Schweiz. Meine Anfänge liegen hier im Dreiländereck. Hier habe ich mir eine Fan-Base ersungen und es ist mir wichtig, dass die Leute nicht so weit fahren müssen.

Weit fahren wird nun allerdings eine ältere Dame aus Chemnitz. Nach einem Konzert hat sie kürzlich mit dem Rollator zwei Stunden auf mich gewartet. Sie ist schon 83, möchte aber die Strapazen auf sich nehmen und unbedingt kommen. Sie findet meine Songs einfach toll. Auch die rockigen und poppigen Elemente.

Haben Sie viele Auftritte in der Gegend?

Leider nicht mehr sehr viele. Neulich war ich Überraschungsgast bei der Abschlussveranstaltung der „Herbstzeitlosen“ in Weil am Rhein (ehemals VHS der Älteren). Das war der absolute Hammer. Da waren 80 Leute und wir hatten gemeinsam einfach nur Spaß. So etwas unterstütze ich natürlich sehr gerne.

Bekommen Sie eigentlich viel Fanpost?

Ja, in Massen. Und ich beantworte auch alle Briefe, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Was ist ein Künstler ohne seine Fans? Ohne sie wäre ich arbeitslos. Sie ermöglichen mir mein Leben als Musiker.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Mit sieben Jahren habe ich zusammen mit meiner Schwester angefangen, Akkordeon zu lernen. Unserer Mutter gefiel die Idee, dass wir einmal wie die „Kirmesmusikanten“, ein Duo aus den Niederlanden, im Duett spielen könnten. Ein absolutes Muss war damals für mich die ZDF-Hitparade. Mir gefielen zum Beispiel „Smokie“ und Suzi Quatro. Ich habe auch Kassetten gehabt und vieles nachgesungen.

Irgendwann habe ich damit angefangen, bei den Schlagerwettbewerben mit Live-Bands hier in der Region mitzumachen. Beim ersten Mal hat mich noch eine Freundin angemeldet und wir sind im Duett aufgetreten. Seitdem habe ich mir das Singen selbst beigebracht. Ich hatte den Biss dazu und war der Meinung, dass man für seine Träume auch kämpfen muss. Mit 44 Jahren konnte ich dann tatsächlich durchstarten.

Wovon haben Sie vorher gelebt?

Ich bin gelernter Verkaufsmetzger und war erst zwölf Jahre beim Kaufring und dann noch einmal sechs Jahre bei Minimal in Weil am Rhein beschäftigt. Doch durch das verstärkte Aufkommen der Verpackungstheken hatte ich in diesem Beruf bald keine Perspektiven mehr. Eine Umschulung zum Bürokaufmann führte mich in ein Autohaus nach Maulburg, das dann aber ruhestandsbedingt geschlossen wurde.

Zuletzt habe ich in der Bäckerei K&U im Marktkauf in Friedlingen gearbeitet. Das lief schon parallel zu meiner Musikerkarriere und einige Kunden, die mich aus dem Fernsehen kannten, fragten ganz erstaunt: „Ach, Sie arbeiten noch?“ Schließlich nahm der Erfolg weiter zu und ich traf die Entscheidung zur Selbstständigkeit.

Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Ich möchte mich mit meiner Musik von anderen abheben. David Brandes aus Haltingen schreibt für mich die Songs. Es sind Texte über das Leben, die unter die Haut gehen – über Liebe, Schmerz, Trauer und Tod.

Werden Sie auch wieder zusammen mit Ute Freudenberg auftreten?

Ja, für Ende 2016 haben wir unser drittes Album geplant.

Christian Lais gibt am Samstag, 26. September, 20 Uhr, sein erstes Konzert mit Live-Band im Kurhaus in Bad Bellingen. Als Gast wird Cindy Brand auftreten. Christian Lais präsentiert an diesem Abend sein neues Album, singt aber auch ältere Hits.

Wir verlosen zweimal zwei Karten für das Konzert. Wer gewinnen möchte, kann am Montag, 17. August, von 9 bis 9.30 Uhr unter Tel. 07621/98 20 20 anrufen und folgende Frage beantworten: Wie heißt Christian Lais’ neues Album?

Karten gibt es an den üblichen Vorverkaufsstellen und bei der Tourist-Info Bad Bellingen unter Tel. 07635/8080.

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