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Kandern Seit 100 Jahren in Familienregie

Weiler Zeitung
Zum Jubiläum „100 Jahre Löwen-Apotheke in Familienbesitz“ präsentiert Inhaber Klaus Wenigmann die von Hansjörg Leible geschaffene detailreiche Figurenorgel mit historischen Apotheker-Szenen als apartes Schaufenster-Kleinod. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Jubiläumswoche der Löwen-Apotheke mit historischen Dokumentationen / Figurenorgel als Blickfang

Von Walter Bronner

Kandern (bn). Ein besonderer Blickfang sind derzeit die Schaufenster der Kanderner Löwen-Apotheke. Die rechte Schaufensterfront reflektiert mit teils sehr alten Fotos, Schriftdokumenten und historischen Apotheker-Utensilien die letzten 100 Jahre der Löwen-Apotheke. Denn so lange ist sie inzwischen im Besitz der Familien-Dynastie Fränckle-Wenigmann.

Hinter der großen Scheibe links prangt eine entzückende Figurenorgel aus der Werkstatt des Holzener Orgelbauers Hansjörg Leible. Sie führt anschaulich vor, wie es in alter Zeit in Apotheken zuging, als höher gestellte Personen unter Aufsicht von Ehepartner und Dienstpersonal ein Klistier verabreicht bekamen, wie Pillen gedreht und geschluckt wurden und ein ausgestopfter Alligator nebst Äskulapstab mit Schlange wichtige Statussymbole der Apotheker waren. Dazu lässt die kunstvolle Kastenorgel unter anderem die Melodien von „Doktor und Apotheker“ und einem Weihnachtslied aus dem Erzgebirge, dem Zentrum der Figurenschnitzerei, nach der Weise vom „Jungfernkranz“ aus Webers „Freischütz“ erklingen.

Das 100-jährige Bestehen wird nächste Woche mit verschiedenen Aktionen gefeiert. Zentraler Festtag ist am Mittwoch, 2. Juli, wenn ab 10.30 Uhr vor dem Haus verschiedene Glücksradaktionen und Getränkespezialitäten für Jung und Alt sowie Kinderschminken und ein Nachwuchs-Malwettbewerb angeboten werden. Preisträgerehrung der jungen Künstler ist um 16 Uhr.

Die Kanderner Apotheke zählt zu den ältesten in Baden. Sie wird 1605 erstmals erwähnt und 1731 von Markgraf Carl-Wilhelm privilegiert. Vormalige Besitzer waren unter anderem die Familiendynastie Duvernoy, die rund 150 Jahre hier Regie führte. Unter deren Nachfolger Franz Rodrian firmiert das Haus erstmals als „Löwen“-Apotheke.

1914 erwarb sie dann Karl Fränckle. Der gebürtige Karlsruher und Studienkollege von Magdalena Meub, der ersten deutschen Pharmaziestudentin, trat nach erlangtem Staatsexamen eine achtjährige Wanderschaft durch ganz Europa mit Stationen in Berlin, London, Monte Carlo und Lausanne an, wo er zusammen mit einem Schweizer Berufskollegen vier Jahre lang die Pharmacie International leitete, bevor er nach Deutschland zurückkehrte. Bis zu seinem Tod 1961 wirkte Carl Fränckle als Oberhaupt des Familienunternehmens, das er vorübergehend (1936 – 1941) seinem Neffen Helmut May als Pächter anvertraute.

Von 1961 an führten sein Sohn Erich Fränckle und dessen Frau Ursula, geborene Wenigmann, das renommierte Haus, das natürlich mit jedem Generationenwechsel zeitgerecht modernisiert und auch baulich vergrößert wurde, unter anderem durch den Ankauf des angrenzenden Bösiger-Hauses. Spürbare Mithilfe an den zeitaufwendigen baulichen Veränderungen und Modernisierungen erhielt das kinderlose Ehepaar durch Ursel Fränckles Neffen Klaus Wenigmann, der so schon früh in Wesen und Funktionsweise einer Landapotheke eingeführt wurde und den anspruchsvollen Beruf ebenfalls von der Pike auf erlernte.

Unterstützt von seiner Ehefrau Margret, auch sie ausgebildete Apothekerin, übernahm er ab 1981 die Regie des traditionsreichen Hauses, das er 1997/98 einer gründlichen Renovierung unterzog und kontinuierlich den Fortschritten in Medizin und Pharmazie anpasste, ebenso den weitreichenden Veränderungen durch die Vorgaben der sich permanent wandelnden Gesundheitspolitik. Mit diesen ist inzwischen auch Tochter Cornelia (29) bestens vertraut. Sie hat 2009 ihre Ausbildung als Apothekerin abgeschlossen und ist seither fest eingebunden in den Familienbetrieb, dessen Fortführung in vierter Generation damit ebenfalls gesichert scheint.

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