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Kandern Störche werden kaum noch gefüttert

Weiler Zeitung
Die Störche sind in Holzen gern gesehene Gäste; zu fressen sollen sie sich aber bald selbst suchen. Foto: Archiv Foto: Weiler Zeitung

Die Holzener „Storchenfreunde“ reduzieren seit Jahren die Ausgaben: Das ist ganz im Sinne des Naturschutzes

Von Boris Burkhardt

Kandern-Holzen. Die Logis will den Gästen in Holzen niemand streitigmachen. Doch bei der Kost ist das Storchendorf sparsam geworden: „Ich gehe davon aus, dass die Vögel als Selbstversorger in Holzen bleiben werden“, sagt Ortsvorsteher Willi Weiß, der sich mit seinen Ratskollegen unter dem Namen „Storchenfreunde“ um den finanziellen und organisatorischen Teil kümmert.

Schon beim 30-jährigen Jubiläum des Storchengeheges 2009 hatte Weiß angekündigt, die Ausgaben für die rund vier Tonnen Eintagsküken, die die Störche im Jahr fressen, zu reduzieren. In den vergangenen Jahren hätten die „Storchenfreunde“ die Ausgaben demnach tatsächlich „wahnsinnig zurückgefahren“. So sei man inzwischen bei 20 Prozent der früheren Ausgaben angekommen; 2009 lagen sie bei über 4000 Euro jährlich. Dennoch legt Weiß Wert darauf, dass die Futterreduzierung „ganz behutsam erfolge“: „Wir schaffen das ganz gut.“

Storchenpopulation hat sich gut erholt

Die Linie, die die Holzener „Storchenfreunde“ fahren, ist nicht nur finanziell bedingt; sie entspricht auch den aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen. So bestätigt Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell, dass die Fütterung von Störchen in Baden-Württemberg aus Sicht des Naturschutzes nicht mehr nötig sei. Seit der beinahen regionalen Ausrottung in den Achtzigern habe sich der Storchenbestand im Bundesland ausreichend erholt, besonders am Oberrhein, der mit dem Storchen-Pionierland Elsass ein Lebensraum für die Adebare bilde. Durch Rücksichtnahme beim Termin der Mahd, Abdeckung der Isolatoren von Hochspannungsleitung und zusätzlichen Futterbiotopen finde der Weißstorch in der Region mittlerweile genug Futter. In einem kalten Pfingstregen umgekommene Storchenjunge könne es immer geben; verhungern müsse aber keines.

Lediglich aus Gründen des Tierschutzes könne es im Winter bei Schnee oder Frost sinnvoll sein zu füttern: „Aber im Sommer auf keinen Fall.“ Bei einer unnatürlich hohen Populationsdichte wie in Holzen sieht Fiedler allerdings auch ein Risiko, da Störche selbst wiederum geschützte Tiere wie Amphibien fräßen.

Storchenvater Martin Lang, der sich seit 13 Jahren um die Tiere und das Gehege kümmert, hat nichts gegen die Reduzierung im bisherigen Maße einzuwenden – nur noch weniger sollten es nicht werden. Denn er bezweifelt stark, dass Holzen jemals komplett auf die Fütterung verzichten werde können: „Es soll ja schließlich ein Storchengehege bleiben.“ Denn genaugenommen fungiert das Gehege nicht als Hotel, eher als Rehaklinik: Momentan sind vier Tiere in Pflege. Zwei Jungtiere fand man schon verkrüppelt im Nest, ein erwachsenes Tier wurde angefahren, das andere von einem Hund oder Fuchs verletzt. Diese Störche könnten nie mehr fliegen und sich dadurch ebenso wenig selbst ernähren.

Abgesehen vom touristischen Wert, den die Störche für Holzen nach wie vor haben, wie Weiß und Lang unisono bestätigen, ist Lang nach eigener Aussage auch inzwischen als Storchensanitäter so etabliert, dass sich auch die Polizei an ihn wende, wenn sie es mit einem verletzten Tier zu tun habe.

Kurzum kann sich Lang ein Holzen ohne Störche nicht vorstellen: „Das wird es niemals geben. Vielleicht weniger als jetzt – aber nie gar keine mehr.“

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