Ein Dorf steht zusammen: 567 Personen haben am Sonntag eine Blutprobe abgegeben, in der Hoffnung, dass sie dem 51-jährigem Tannenkircher Musiker Ralf Stanko bei seinem Kampf gegen den Krebs helfen können. Von Marco Schopferer Kandern-Tannenkirch. Natürlich weiß schon fast jedes Kind, dass wer Blut spendet, Leben rettet. Doch am Sonntag in der Tannenkircher Halle war alles noch viel greifbarerer, persönlicher. Seit vor zwei Wochen Petra Stanko gemeinsam mit ihren Töchtern Laura (21) und Eva (24) beschlossen hat, dass die Familie gemeinsam mit der Öffentlichkeit gegen den Lymphknotenkrebs ihres Mannes Ralf kämpfen will, hat sich vieles in dem Kandertaldorf verändert. Bald schon konnten die drei Frauen auf eine riesige Unterstützungswelle bauen. Kuchen wurden im Dorf gebacken, der Musikverein übernahm die Bewirtung, Ortsvorsteher Fritz Höferlin die Schirmherrschaft, und Petra Stanko kam gar in die Situation, dass sie Helfern absagen musste. „Die Hilfsbereitschaft erschlug mich fast“, zog sie am Sonntag dankbar Bilanz. Und weiter: „Zu spüren, dass in solch einer Situation jeder für jeden da ist, und man sich nicht alleine fühlt, ist unbeschreiblich.“ Diese Worte beschrieben auch ziemlich genau die schier greifbar in der Luft liegende Stimmung an diesem heißen Sommernachmittag. Wenige Minuten, bevor sich die Türen öffneten, rang Petra Stanko bei einer knappen Ansprache an die Helfer nach Worten und ihre Stimme versagte vor sichtlicher Ergriffenheit. Ehefrau bei Begrüßung sichtlich ergriffen Niemand wollte an diesem Nachmittag den Musiker Ralf Stanko und dessen Familie mit der Krebsdiagnose alleine lassen. Im Januar hat der 51-Jährige noch versucht, mit einer Eigen-Stammzellentherapie seine Krankheit zu besiegen – erfolglos. Nun kann nur noch eine Stammzellspende aus peripherem Blut oder durch eine Knochenmarkentnahme helfen. Deshalb am Sonntag die groß angelegte Typisierungsaktion der Familie in Zusammenarbeit mit der Stammzellendatei an der Uniklinik Freiburg: Deren Leiterin Elisabeth Lenartz war tief beeindruckt von der riesigen Resonanz. „Das ist ja nicht wirklich ein großes Dorf“, doch die Solidarität sei überwältigend. Auf die Frage, ob das Schwimmbadwetter nicht Leute von der Typisierungsaktion abhalten würde, gab sie sich zuversichtlich: „Blutspenden kann man alle drei Monate, Ralf Stanko kann keine drei Monate warten. Das wissen die Leute“. Und Elisabeth Lenartz sollte Recht behalten. Selbst optimistische Schätzungen von 500 Typisierungswilligen wurde überschritten. Am Ende brachte die Freiburger Stammzelldatei das Blut von 567 Personen ins Labor der Uni-Klinik, wo bereits 70 000 Proben lagern. In den nächsten Tagen wird sich herausstellen, ob sich auch ein Spender für Ralf Stanko darunter befindet. Oder aber jemand aus dem Kandertal vielleicht auch Lebensretter für einen anderen Schwerkranken sein kann. Sämtliche abgegebenen Proben werden nämlich auch in einer weltweiten Datenbank erfasst. Am Sonntagabend zeigte sich Petra Stanko geschafft und glücklich über das Erreichte. Sie werde wohl nie die Welle der Solidarität vergessen, sagte sie und bedankte sich bei all den Helfern, fast 60 an der Zahl. Und bei all der Betroffenheit hat sie aus eigener Erfahrung noch eine weitere Botschaft: „Es kann jeden treffen.“ Alle 16 Minuten wird in Deutschland jemand mit der Diagnose „Blutkrebs“ konfrontiert, so eine Schätzung der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). n Wer am Sonntag keine Zeit hatte, kann auch ein Blutspendenröhrchen bei der Freiburger Stammzelldatei anfordern und die Probe dann beim Hausarzt abgeben, Tel. 0761 / 270 349 50, E-Mail: stammzelldatei@uniklinik-freiburg.de