Jubilar: Paul Lendle wird am Sonntag 90 Jahre alt / Krimiautor
Kandern (cre). Es ist 90 Jahre her, dass die Sprühdose erfunden und die Deutsche Lufthansa gegründet wurde. Das wichtigste Ereignis im Leben des Paul Lendle datiert ebenso auf das Jahr 1926: Am 28. Februar jenes Jahres wurde er im schweizerischen Solothurn geboren. Am morgigen Sonntag kann er daher bei guter Gesundheit gemeinsam mit seiner Frau Ella seinen 90. Geburtstag feiern.
Bereits mit zehn Jahren verließ er mit seinen Eltern und drei Brüdern die Schweiz in Richtung Allgäu. Mit 14 Jahren begann er bei der Schlepperfabrik Hermann Lanz in Aulendorf eine Ausbildung zum Industriekaufmann. 56 Stunden Wochenarbeitszeit war damals die Norm.
Im Jahre 1943 wurde er eingezogen zum Reichsarbeitsdienst, es folgte eine Pilotenausbildung, dann ging es aber doch mit dem Heer an die Ostfront. Es folgten Verwundung, Lazarett und erneuter Fronteinsatz und schließlich Internierung bei den Engländern.
Bereits im Herbst 1945 hatte der Jubilar Gelegenheit, an einer privaten Handelsschule in Leutkirch seine beruflichen Kenntnisse aufzufrischen. Ein „sehr nettes Mädchen“ namens Ella hatte diese Absicht auch. So lernte man sich kennen und ist heute seit über 65 Jahren miteinander verheiratet. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor. Zum Bedauern des Seniors folgten jedoch keine Enkel.
In seinen ersten Berufsjahren war Lendle unter anderem auch Geschäftsführer einer Filmtheater-Gesellschaft am Bodensee. Bald jedoch zog es ihn wieder in die Industrie. Eine Stellenanzeige war Schuld daran, dass er 1954 mit seiner Familie nach Kandern zog. Hier war er bis zu seinem Renteneintritt im Jahre 1991 bei der Tonfabrik Kammüller angestellt. Dort wurde er Verkaufsleiter und später Prokurist.
Doch auch Ehrenämter blieben ihm nicht erspart, wie er heute augenzwinkernd berichtet. Seit 1956 engagierte sich Lendle in der Kommunalpolitik. So bekleidete er zur Zeit der Gebietsreform das Amt des Vorsitzenden bei der CDU Kandern. Dem Schwarzwaldverein war er als Jugendleiter und später als Beisitzer verbunden. Zehn Jahre lang führte er den Pfarrgemeinderat als Vorsitzender. Darüber hinaus war Lendle ebenfalls zehn Jahre als Schöffe am Amtsgericht tätig. Auch für die Zeitung arbeitete er als freier Mitarbeiter. Da das Schreiben schon immer sein Hobby war, verarbeitete er seine Eindrücke als Schöffe zu einer Erzählung, die sogar Eingang in Lesebücher und Anthologien fand. Auch als Krimiautor betätigte sich der umtriebige Jubilar. Derzeit liegt ihm eine Einladung vor, sich am Wettbewerb um den Freiburger Krimipreis zu beteiligen.
Gemeinsam hat das Ehepaar Lendle viele Reisen unternommen. Heute wird der Alltag etwas ruhiger angegangen. Da seine Frau erst kürzlich eine schwere Krankheit überstanden hat, ist sein Hauptaugenmerk derzeit mehr darauf ausgerichtet, sie zu unterstützen, als dem Schreiben zu frönen.
Täglich erhält das Paar Besuch von einem Storchenpaar, welches sich den einen oder anderen kleinen Futterbrocken abholt. Langweilig werde es nie, sagt Lendle. „Wir pflegen eine sehr lebendige Nachbarschaft.“ So wird auch der Geburtstag zwar im kleinen Kreise gefeiert, doch steht für Gratulanten die Tür offen.
