Wem würde das nicht gefallen, einmal mit August Macke durch Kandern und die Umgebung des von ihm als „herrlich“ gepriesenen Städtchens zu flanieren" Bisher war ein solcher Spaziergang nur ungefähr zu erahnen auf dem August-Macke-Rundweg, den der frühere Kunsterzieher Karlheinz Beyerle an der Haupt-und Realschule vor Jahren konzipierte. Von Walter Bronner Kandern. Jetzt, über 100 Jahre nach dem frühen Soldatentod des Künstlers am 26. September 1914 bei Perthes-Les-Hurlus, bietet sich Gelegenheit zu einer solchen „personalisierten“ Wanderung, die noch eingehender erspüren lässt, wie das damals gewesen sein könnte. Denn jeden Sonntag schlüpft gegenwärtig der Schauspieler Wigand Neumann in die Rolle des bedeutenden Expressionisten und geleitet interessierte Mitwandernde zu den verschiedenen lokalen Stationen, die an dessen Kanderner Aufenthalte zwischen 1904 und 1914 erinnern. Dazu gehört auch ein Abstecher auf den Friedhof zu den Grabstätten seiner in Kandern verstorbenen Mutter Florentine und seiner Schwester Auguste, die in erster Ehe mit dem „Kronen“-Wirt verheiratet war und den jüngeren Bruder bei dessen Besuchen liebevoll beherbergte. Gegenleistung dafür war die künstlerische Ausschmückung des Saal-Neubaus, die den Stadthonoratioren jedoch zu progressiv erschien, weshalb sie die Wand- und Deckenmalereien wieder übertünchen ließen. Das Gasthaus „Krone“ gehört selbstverständlich auch zum Rundgang Selbstverständlich ist die „Krone“ (heute griechisches Restaurant) eine der Stationen auf dem Rundgang mit Wigand Neumann, ebenso die neu gestaltete „Schwemme“ (einstige Vieh- und Pferdetränke), wo die Kander und der Lippisbach zusammenfließen. Und dann natürlich die Fixpunkte, wo August Macke seine Kanderner Motive skizzierte: die Garten-Idylle mit der aufgehängten Wäsche, den Blick auf die Kirche von Westen her und die berühmte Ansicht „Straße mit Kirche“ aus einen Seitengässchen hinter dem Staffelhaus (Museum). Dazu die Sujets „zwei Mädchen“ (bei der Keramik-Werkstatt Hakenjos-Kluge) und „Knabe auf dem Dach“ (Krone). Dem Porträt der lesenden „Elisabeth“ (Frau des Malers) und einem kubistisch angelegten Kandern-Motiv sind Stationen am Durchgang vom Rathaus zu Blumenplatz und bei der heutigen August-Macke-Straße gewidmet. Wigand Neumann nutzt sie (wie auch die Zwischenhalte am Stadtstein und am „Wöschplatz“-Brunnen) zu komprimierten Ich-Darstellungen von August Mackes Leben und Werk, seines künstlerischen Selbstverständnisses, seinen Kontakten zu anderen Künstlern (Lovis Corinth, Louis Moilliet, Franz Marc, Paul Klee), seinen Reisen und Studienaufenthalten (Paris, London, Italien, Holland, Tunis) und seiner geliebten Familie. Abschluss-Station des berührenden Rundgangs ist der Pausenhof der August-Macke-Schule, deren Fassade mit Kopien etlicher Motive Mackes und anderer Expressionisten verziert ist. Durchaus denkbar, dass der Künstler selbst schon hier stand, als das Areal noch eine idyllische Streuobstwiese mit Panoramablick auf das „herrliche Städtchen“ war. n Nächster Macke-Rundgang mit Wigand Neumann: Sonntag, 29. Mai; Treffpunkt 14 Uhr bei der Tourist-Information (Anmeldung Telefon 07626 / 972356).