Kandern Zwischen Tradition und Innovation

Weiler Zeitung
Houry Dora Apartian mit Saxofonist Adrian Pflugshaupt und Kontrabassist Patrick Sommer im Theater im Hof   Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Theater im Hof: Sängerin Houry Dora Apartian, Jazzband und Rezitatorin Claudia Adrario zu Gast

Von Walter Bronner

Kandern-Riedlingen. In der überlieferten Klangwelt Armeniens tief verwurzelte Musik kombiniert mit Klängen und Rhythmen des Free Jazz schlug am Freitagabend ein fasziniertes Publikum im Riedlinger Theater im Hof in ihren Bann. Zu Gast waren die Sängerin Houry Dora Apartian, in Aleppo geborene Tochter armenischer Eltern, nebst Begleitband mit ihrem Programm „Hekiat“ (Märchen).

Als Rezitatorin vervollständigte Claudia Adrario das personelle Aufgebot mit wohltemperierter Sprechkultur. Sie erzählte von dem kleinen Mädchen, das nach der Flucht der Eltern im Nachbarland Syrien aufwuchs und von Vater und Mutter mit den Schönheiten und Besonderheiten der fernen Heimat vertraut gemacht wurde.

In poetischen Sentenzen erstanden da Bilder schneebedeckter Berge, deren Schmelzwasser in den ausgetrockneten Tälern wahre Wuchs- und Blütenwunder bewirkten. Desgleichen vom allgegenwärtigen Thymianduft, von rot leuchtenden Mohnwiesen, köstlichen Trauben und anderen süßen Früchten.

Die Legende von Noah, dessen Arche auf dem Ararat strandete, und der talwärts den ersten Weinberg anlegte, gehörte ebenso dazu wie die Missionsarbeit der Apostel Jakobus und Thaddäus, durch die Armenien das erste christianisierte Land der Erde wurde.

Nicht unerwähnt blieben die extremen Drangsale, denen die Menschen des Landes über Jahrtausende hinweg immer wieder unterworfen waren, und durch die das Volk in alle Weltgegenden verstreut wurde. All das reflektierten auch die Lieder, die Houry Dora Apartian mit markanter, modulationsreich vom kräftig-warmen Alt-Timbre bis zu ekstatischen Lautmalereien steigerungsfähiger Stimme vortrug.

Einmalig dabei die akrobatischen Staccato-Ketten in einem „Gesang ohne Worte“. Andere Gesänge beinhalteten das martialische Lied vom Soldaten vor der Schlacht, die anrührenden Weisen des Wiegenlieds einer Mutter und der väterlichen Begrüßung seines neugeborenen Kindes, die Arbeit einer Getreide mahlenden Frau, das Fladenbrotbacken im Lehmofen, die Klagen eines Leidenden und das lebensfrohe Stimmungsbild eines religiösen Festes.

Immer war da aber auch ein Hauch klangsinnlicher Melancholie in Gesang und Instrumenten-Geleit, bei dem Saxofonist Adrian Pflugshaupt mit atemberaubenden Solokadenzen brillierte. Als vorbildliche Mitstreiter sekundierten Oliver Friedli, Pianist und Arrangeur der einzelnen Musiknummern, Patrick Sommer am Kontrabass und Tobias Friedli am Schlagzeug das musikalische Geschehen.

Das dabei klanglich subtil ausbalancierte Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation machte den Auftritt zu einem Erlebnis von packender Spannung und Dynamik.

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