Kleines Wiesental Busse werden

Markgräfler Tagblatt
Die Gemeinde Kleines Wiesental aus der Vogelperspektive. Foto: Erich Meyer Foto: Markgräfler Tagblatt

IG Pro Schiene will wissen, wo der Schuh drückt

Die IG Pro Schiene Dreiland hatte am Freitagabend ins Wirtshausmuseum „Krone“ eingeladen. Im Mittelpunkt des Abends stand der öffentliche Personennahverkehr.

Kleines Wiesental-Tegernau (hjh). Karl Argast von der IG Pro Schiene wollte von den Besuchern erfahren, wo sie in Sachen öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) der Schuh drückt, um die Probleme der Menschen im Kleinen Wiesental in den Gremien, die den öffentlichen Personennahverkehr im Landkreis auf ihrer Agenda haben, vertreten zu können.

Viele waren es allerdings nicht, die sich um das Team von Karl Argast scharten. Die etwas magere Resonanz spiegelte wohl auch ein wenig die Sorgen der IG wieder, die in ihren Bemühungen oft vom Argument ausgebremst wird, dass zu wenige Bürger vom Nahverkehrsangebot in den Randbereichen des Wiesentals Gebrauch machen.

Herbert Baier, im Kreistag einer der Verfechter eines funktionierenden und attraktiven Busverkehrs, bekannte: „Ich bin schwer frustriert, weil so wenige Bürger unseres Tales mit dem Bus fahren.“ Viele Menschen wüssten gar nicht, dass sie jetzt schon im Zweistundentakt von A nach B kommen, weil sie sich weder um entsprechende Informationen kümmern noch überhaupt daran denken, auf die Alternative zum eigenen Auto umzusteigen.

WLAN im Bus

Jahrelange Bemühungen um den Ausbau einiger Strecken wie der nach Schönau hätten sich inzwischen bezahlt gemacht: „Für drei Jahre zunächst wird das Angebot um eine Fahrt auf fünf erhöht“, kündigte Baier zum bevorstehenden Fahrplanwechsel an und ergänzte: „Wenn sich das rechnet, könnte aus dem Versuch eine dauerhafte Einrichtung werden.“ Und er verwies auf eine weitere Neuerung: „Von Kandern aus fährt ab Anfang Dezember ein mit allen Schikanen (einschließlich WLAN) ausgestatteter Bus im Stundentakt bis zum Regio-S-Bahnhof in Brombach. Es wäre schön, wenn sich die Leute nicht einfach nur darüber freuen, dass dieser Bus fährt, sondern ihn auch häufig nutzen.“ Denn nur dann könne von einer bleibenden Einrichtung ausgegangen werden. Schließlich lasse sich der Landkreis den ÖPNV eine Menge Geld kosten. Da müsse man Verständnis dafür aufbringen, dass Strecken, auf denen leere Busse fahren, nur noch eingeschränkt oder gleich gar nicht mehr befahren werden.

Zunächst hatte Karl Argast seiner IG eine Lanze gebrochen. Das Engagement seines Vereins habe den Ausbau des ÖPNV zum Ziel. Die IG Pro Schiene habe es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Leute auf das bestehende Angebot aufmerksam zu machen und sie dazu zu animieren, umzusteigen. Außerdem wolle man verstärkt darauf hinarbeiten, das Bezahlsystem zu entwirren und den (künftigen) Fahrgästen zu vermitteln, dass es in vielen Fällen Sparmöglichkeiten gibt und dass Fahrpläne über diverse Apps auf Smartphones übersichtlich und vollständig dargestellt beziehungsweise abzurufen seien. Transparenz und Übersichtlichkeit fordere die IG, wohlwissend, dass Fahrkartenautomaten landauf, landab keinerlei Auskunft über die diversen (und durchaus vorhandenen) Sparmöglichkeiten geben.

Wünschenswert sind aus Argasts Sicht unter anderem Kurzstreckentickets zu vertretbaren Preisen. Es sei nur schwer darstellbar, wenn eine Bahnfahrt von Zell nach Hausen, also eine Station weiter, mehr koste als eine Fahrkarte auf den Feldberg.

Als eine weitere Aufgabe seines Vereins sieht Argast es, Wünsche und Anregungen aus der Bevölkerung zu sammeln und gleichzeitig darauf aufmerksam zu machen, dass zu aufwendige Wünsche aus finanziellen Gründen einfach nicht realisierbar sein können. „Wir dürfen unsere Vorstellungen vorbringen, müssen aber die Kirche im Dorf lassen“, sagte Karl Argast, der immer wieder die Demontage des zweiten Gleises auf der Wiesentalstrecke ab Steinen über Maulburg nach Schopfheim anprangert. Viele wären heute froh, solche Ausweichgleise zur Verfügung zu haben. Ohne diese Möglichkeiten mache es keinen Sinn, über eine höhere Taktfrequenz zu diskutieren. Und wer im Raum Lörrach von acht Verbindungen pro Stunde nach Basel rede, komme nicht umhin, gleichzeitig das Thema Unterführungen aufzugreifen. Denn ohne die unterirdischen Querungen der Gleise blieben die meisten Schranken in Lörrach geschlossen, malte Argast den (Verkehrs-)Teufel an die Wand.

Verständliche Fahrplan

Obwohl Argast und vor allem Herbert Baier das Wort in der „Krone“ führten, machten ein paar Bemerkungen aus Perspektive einiger Zuhörer die Runde. Eine Frau klagte darüber, dass es keine kleinen Fahrplanzusammenstellungen mit Zeiten und Stecken für die Handtasche gibt. Das war dann auch der rote Faden, der sich durch die übrigen Beiträge zum Ende des Abends hin zog und in der Aussage gipfelte: „Das Problem an den Fahrplänen und Streckenzeichnungen ist, dass sie kein normale Mensch versteht. Dabei wäre es die einfachste Sache der Welt, so etwas verständlich darzustellen.“

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading