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Kleines Wiesental Den Lebensweg zurückverfolgt

Markgräfler Tagblatt
Die Titelkartusche des Gemarkungsplans von 1753. Foto: Bernd Gronau Foto: Markgräfler Tagblatt

GemarkungsplanEntdeckung aus dem Jahr 1753 / Anfertigung des französischen Geometers Fresson

Im Rahmen der kommunalen Neugliederung der Gemeinde Kleines Wiesental wurde ein Gemarkungsplan von Neuenweg aus dem Jahre 1753 „wiederentdeckt“.

Von Elmar Vogt

Kleines Wiesental-Neuenweg. Angefertigt wurde dieser Plan vom französischen Geometer Peter August Fresson, der auch für weitere 17 Gemeinden im damaligen Oberamt Rötteln Gemarkungspläne bearbeitet und angefertigt hat, so zum Beispiel zwei Jahre später für die Gemeinde Hausen. Oft wurden die Karten getrennt von den Schriftstücken aufbewahrt, so dass man heute ihre Entstehung nur noch indirekt erschließen kann.

Im Jahr 1751 zeigte der Landvogt von Rötteln dem Präsidenten des Geheimen Rats an, dass ihm ein Geometer aus dem Elsass empfohlen worden sei, der das Angebot mache, die Bänne der Landvogtei Rötteln Jauchert für Jauchert (altes Flächenmaß) auszumessen, über jeden Bann einen Plan zu machen und von dem ganzen Oberamt eine Generalkarte zu fertigen. Für die Vermessung berechnete er pro Jauchert acht Kreuzer. Es sollte also eine Schatzungs(=Steuer)-Renovation und die Anfertigung einer Generalkarte miteinander verbunden werden.

Der Landvogt war gesonnen, auf das Angebot einzugehen. Im Röttelischen begann nun der aus Frankreich stammende Geometer - bisweilen auch als Ingenieur bezeichnete - Fresson mit detaillierten Aufnahmen der Gemarkungen. Jedes Flurstück wurde vermessen und mit einer Nummer in den Gemarkungsplan eingetragen.

Nach Abschluss der Katasteraufnahme sollte aus den Gemarkungsplänen eine Generalkarte über die Herrschaft Rötteln entstehen, die tatsächlich 1756 im Teilentwurf an die Rentkammer eingereicht wurde. Fresson begann 1752 mit dem Ausmessen einiger Bänne.

Der Kartenspezialist Franz Grenacher stellt fest: „Erst 1751 bis 1756 wurden der Lörracher Bann und Rötteln geometrisch verlässlich durch den französischen Geometer Fresson vermessen. Über seine Personalien ist nichts bekannt“.

Umso wertvoller ist es, wenn man auf die Familien- und Ortssippenbücher zurückgreifen kann. Dank der Bearbeitung des Ortsfamilienbuchs für Lörrach-Stetten durch Volkmar Schappacher ist es gelungen, den Lebensweg von Fresson zumindest ein kleines Stück weit zurückzuverfolgen.

Fresson war als Franzose Katholik, und so finden sich im Ortsfamilienbuch von Lörrach-Stetten zwei Einträge zu seiner Familie. Wenn man die Sterbedaten beider Todesfälle vergleicht, darf man vermuten, dass die wesentlich ältere Verwandte Ludovica Fresson nach dem Tod von Fressons Ehefrau Maria Magdalena, geborene Richard, ab 1754 ihm vielleicht den Haushalt in Lörrach besorgt hat. Auch ein möglicher Herkunftsort der Familie Fresson, nämlich aus Braine in der Picardie in Nordfrankreich, lässt sich aus diesem Eintrag ableiten.

Der Sterbeeintrag der Ehefrau von Fresson ist der erste Hinweis auf einen völlig in Vergessenheit geratenen Altar und auf das Nebenpatrozinium des St. Nikolaus in der 1821 abgebrochenen Vorgängerkirche von St. Fridolin in Stetten.

Maria Magdalena Fresson war ganz offensichtlich eine recht fromme Person mit besonderer Zuneigung und Verehrung für den heiligen Nikolaus gewesen. Ihre wohltätige Stiftung für den Nikolaus-Altar in der Fridolinskirche zu Stetten während ihres doch wahrscheinlich nur kurzen Aufenthalts in Lörrach von höchstens vier Jahren muss immerhin so bedeutend gewesen sein, dass man ihr im Inneren der Kirche einen Begräbnisplatz nahe bei diesem Altar einräumte.

Viele Landkarten sind aus dem Wunsch heraus entstanden, den Bereich der eigenen Hoheitsrechte zu dokumentieren. Andere Landkarten wurden angelegt, um eine Grundlage für die Erhebung von Abgaben, zum Beispiel Zehnten oder Steuern, zu schaffen. Mit dem Ausbau der Landesverwaltung entstanden an der Wende zur Neuzeit Gebietskarten, die im Auftrag des Landesherrn hergestellt wurden.

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