Kleines Wiesental Ein einzigartiges Handwerk: Raspeln und Feilen in Raich

Markgräfler Tagblatt
Das Wiesentäler-Team bei seinem Ausflug. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Sechs Wiesentäler besuchten Feilenschleifereien und -hauereien in Deutschland und kehrten voller Eindrücke zurück

Kleines Wiesental-Raich. Am 10. April 1991 haben Guido Gräf, Wolf-Dieter Hänßler, Harald Klemm und Hans Viardot die „Billich’sche Feilenhauerei“ in Wieslet vertraglich aufgekauft, abgebaut, in Kisten verpackt und damit für die Nachwelt und die Regio erhalten.

In diesen fast 25 Jahren bis heute wurden die unterschiedliche Standorte in Tegernau, Wieslet, Schopfheim und Raich aus unterschiedlichsten Gründen verworfen. Man dachte am 2. Juni 2013 beim „Tag der offenen Tür“ im geplanten Kulturhaus Kleines Wiesental in Ried an einen Einbau in der Remise und am 30. November 2014 legten Vertreter aus Ortschaftsrat, Vereinen, Feuerwehr, IG Feilenhauerei und Bürgermeister Gerd Schönbett einen Standort für diese Feilenhauerei bei der Lindenhalle in Raich fest.

Am 5. Dezember 2014 wurde die in Kisten verpackte Feilenhauerei von Steinen in diese Halle transportiert und im März 2015 übernahm der Brauchtumsverein Raich die Leitung der Feilenhauerei und man besprach die kostenlos erstellten Pläne des Architekten Harald Klemm. Außerdem beschloss die seit Jahren hinter der „Billich’schen Feilenhauerei“ stehende Initiative KUK eine namhafte Spende.

Nun machten sich kürzlich Adalbert Binoth, Norbert Eiche, Frieder Fricker, Wolf-Dieter Hänßler, Harald Klemm und Hans Viardot auf den Weg nach Königsbronn. Ziel war die „Alte Feilenschleiferei Burr an der Brenz“ mit Wehr und Wasserrad, die von 1902 bis 1990 nur Feilenschleiferei war und seit 2010 durch Maschinen der ehemaligen „Feilenhauerei Bührle“ in Freudenstadt museal durch den Kulturverein Königsbronn Feilenschleiferei und -hauerei geworden ist.

Die „Billich’sche Feilenhauerei“, ursprünglich schon lange in Tegernau angesiedelt, wurde von 1890 bis 1975 immer als Feilenschleiferei und -hauerei in Wieslet betrieben. Somit wären Burr und Billich die beiden letzten funktionsfähigen Feilenschleifereien und -hauereien in Deutschland und der Schweiz.

Die Wiesentäler wurden von dem Vorsitzenden Ulrich Knöller und seinen Mitstreitern vom Kulturverein freundlich empfangen und durch verschiedene Industriedenkmale wie Hammerschmiede, Flammofen und Feilenschleiferei geführt. Die Schwäbischen Hüttenwerke in Königsbronn sind, bedingt durch hohe Wasserkraft, Holzreichtum und Bohnerzfunde, der älteste Industriestandort in Deutschland und feiern am 13. September ihr 650-jähriges Bestehen.

Auf dem Rückweg wurde in Tuttlingen die uralte „Feilenhauerei Theiss“ besichtigt, wo Udo Pechar seit 2006 als ehemaliger Zahntechniker Feilen und Raspeln für den Geigen- und Gitarrenbau und auch für die Medizintechnik heute noch in Handarbeit herstellt. Ein einzigartiges Handwerk, das es so in Deutschland nicht mehr gibt. An den Messen in Cremona in Italien, der Geburtsstadt der Stradivarigeige, wird er von Fachleuten aus aller Welt wegen seiner handbehauenen Raspeln und Feilen immer sehnsüchtig erwartet.

Voller Eindrücke kehrte man ins Wiesental zurück, mit der festen Absicht, dass in Raich auch einmal mit der „Billich’schen Feilenhauerei“ Raspeln und Feilen gemacht werden.

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