^ Kleines Wiesental: „Ein schönes Miteinander“ - Kleines Wiesental - Verlagshaus Jaumann

Kleines Wiesental „Ein schönes Miteinander“

Markgräfler Tagblatt
Von Flüchtlingen hergestellter Tisch.. Foto: Birgit Kiefer Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinschaftsunterkunft: Aktuell 37 Bewohner / Vieles auf den Weg gebracht

Vor gut einem dreiviertel Jahr bezogen rund 60 Flüchtlinge die Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Bürchau. Heute leben dort noch 37 Personen.

Kleines Wiesental-Bürchau. Vieles konnte inzwischen auf den Weg gebracht werden, so gehen alle Kinder in die Grundschule in Tegernau und die Jugendlichen in die Gewerbeschule in Rheinfelden. Die Erwachsenen besuchen Sprachkurse in Lörrach und werden in der GU ehrenamtlich vom Helferkreis in Deutsch unterrichtet. Diese Angebote fruchten, so sind inzwischen Elterngespräche in der Schule möglich, ohne einen Übersetzer hinzuzuziehen, erzählt Heimleiter Hartmut Günter. Drei junge Männer und eine Frau haben es geschafft, an der Dualen Hochschule in Lörrach einen Studienplatz zu bekommen.

Mit viel Freude und Motivation wird in der Werkstatt mitgearbeitet, weiß Hausmeister Norbert Dietsche. Unter seiner Anleitung werden hier nach selbst entworfenen Plänen Alltagsgegenstände hergestellt, wie Fliegengitter für die Fenster, ein Briefsortierkasten, ein Wohnzimmertisch oder eine Staffelei für Künstlerin Samira, deren Bilder im Rathaus in Tegernau ausgestellt wurden. Auch kleine Betonarbeiten werden ausgeführt, und über das gemeinsame Schaffen kristallisieren sich die individuellen Fähigkeiten der Bewohner heraus. Ganz nebenher werden Sprachkenntnisse übermittelt, die in der Praxis wortwörtlich besser zu „begreifen“ sind. Es sei ein schönes Miteinander, bei dem Syrer und Afghanen dann auch erzählen, wie bei ihnen zu Hause gearbeitet wurde, ohne die modernen Maschinen, die hier vorhanden sind. Froh ist man über die Mithilfe von Helmut Seidel, der ein gut ausgestattetes Ersatzteillager für Fahrräder unterhält und die Flüchtlinge regelmäßig bei Reparaturarbeiten unterstützt.

Am vergangenen Sonntag fand zum ersten Mal ein Gesprächskreis mit den Frauen statt, zu dem Jeannette Kiefer-Cardinale vom Helferkreis eine in Rheinfelden lebende Syrerin zum Übersetzen eingeladen hatte. Diese Begegnungen sollen fortgesetzt werden. Gerne würde man den Frauen zusätzliche Beschäftigungsmöglichen wie Körbe flechten anbieten.

Inzwischen haben alle Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft den Antrag auf Asyl gestellt. All diese Aktionen bringen Abwechslung in den Alltag und lenken ab von dem oft zermürbenden Warten auf Neuigkeiten bezüglich der Anerkennung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Der Postbote wird täglich sehnsüchtig erwartet.

Zu Beginn der Heizperiode wird den Bewohnen das Bewusstsein zum Energiesparen vermittelt. Und im Müllraum hängt eine Schautafel mit Gegenständen, die in den gelben Sack gehören. Heimleiter Günter sorgt auch dafür, dass die Gemeinschafträume sauber gehalten werden.

Natürlich gibt es auch Meinungsverschiedenheiten unter den Bewohnen, die meist daraus resultieren, dass die Kinder untereinander in Streit geraten, die Eltern sich hinter ihre Familien stellen und der Disput dann lautstark ausgetragen wird. Dadurch kam es im Sommer auch zu einem Polizeieinsatz. Unnötigerweise, wie Heimleiter Günter meint, denn bis zum Eintreffen der Polizei sei der Streit bereits geschlichtet gewesen. Das Landratsamt bittet die Bürger darum, bei Auffälligkeiten in Zusammenhang mit Flüchtlingen unbedingt die Heimleiter zu informieren. Heimleiter Günter versucht, die Bewohner auch auf kulturelle Unterschiede hinzuweisen und zu vermitteln, dass manche Verhaltensweisen zu Missverständnissen führen können.

Sozialarbeiter Christian Locher empfindet die Stimmung und das Miteinander in der GU Bürchau als überdurchschnittlich gut, sehr persönlich, geradezu familiär, im Gegensatz zu anderen Einrichtungen, speziell den Containersiedlungen. Die Räumlichkeiten in der GU mit Rückzugmöglichkeiten für die Bewohner, gerade auch zum Lernen und Studieren in Ruhe, seien ideal. Der Umgang mit den Bewohnern sei offen und echt, das werde gewürdigt. Dem können sich Heimleiter Günter und Hausmeister Dietsche voll anschließen.

Wie lange die GU in Bürchau noch Bestand hat, steht in der Schwebe, denn wenn sich Kapazitäten ergeben, können einige Bewohner in die Anschlussunterbringung wechseln. Es wird sich dann zeigen, wie lange die Gemeinschaftsunterkunft weiter betrieben wird.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading