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Kleines Wiesental „Ein unübersehbares Zeichen setzen“

Markgräfler Tagblatt

„Werwolfmorde“Gedenkveranstaltung für die Opfer am 22. November in der Kirche in Tegernau

In den letzten Kriegstagen wurden in Hägelberg und im Elbenschwander Wald acht Zwangsarbeiter durch „Werwölfe“, von dem Volkssturm angehörenden Hitlerjungen, auf Befehl eines SS-Offiziers hinterrücks erschossen.

Von Heiner Fabry

Kleines Wiesental. Während in Hägelberg durch Schüler und mit Unterstützung des damaligen Ortsvorstehers Hans-Georg Koger im Jahr 1997 ein Gedenkstein für die Opfer errichtet wurde, soll jetzt mit einem Gedenkstein und einer Gedenktafel im Elbenschwander Wald an dieses Verbrechen erinnert werden.

Aus diesem Anlass wird am Sonntag, 22. November, um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Laurentiuskirche in Tegernau abgehalten. Die Bemühungen der Initiative KuK-Kleines Wiesental, auch in Elbenschwand mit einem Gedenkstein an das Verbrechen und die unschuldigen Opfer zu erinnern, werden mit dieser Veranstaltung endlich zu einem Abschluss gebracht.

Unter dem Motto „Aufarbeiten und nicht anklagen“ haben sich Bürgermeister Gerd Schönbett, Pfarrer Christian Rave und seine Konfirmanden, Förster Rüdiger Motzke, Rektor a.D. Wolfgang Klingenfeld und der ehemalige Ortsvorsteher Hans-Georg Koger spontan und uneingeschränkt bereit erklärt, sich mit der unbequemen Vergangenheit auseinanderzusetzen. An der Gedenkveranstaltung am 22. November, die auf Initiative von KuK zustande kommt, wird der Lokalhistoriker Hansjörg Noe detailliert über die „Werwolfmorde in Hägelberg und Elbenschwand“ berichten.

Nach einem ersten Bericht in seinem Buch „Hingeschaut – Steinen im Nationalsozialismus“ hat Hansjörg Noe seine Nachforschungen über diese Morde in Archiven fortgesetzt und weiteres aufschlussreiches Material zusammengetragen. Er wird über die Details des Geschehens im April 1945 berichten, aber auch darüber, wie schwer sich die deutschen Gerichte bis in die 1980er Jahre damit taten, ein Geschehen, das schon in einem ersten Prozess im Jahre 1950 verhandelt worden war, zu ahnden.

Der Bericht von Hansjörg Noe wirft nicht nur Licht auf Verbrechen an wehrlosen Zwangsarbeitern, sondern auch auf die schweren seelischen Belastungen, die sich bei den jugendlichen Tätern zeigten. Und nicht zuletzt, wie von Juristen und Gerichten über den Befehlsnotstand Entlastungsgründe für die Täter gesucht wurden.

„Unser Kleines Wiesental ist in der Zeit des Nationalsozialismus kein Refugium der Unschuld gewesen“, betont Hans Viardot von KuK. „Auch für unser Tal ist es längst an der Zeit, dass wir ‚hinschauen‘ und uns mit unserer Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen.“

Die Gedenkveranstaltung am Sonntag, 22. November, und die Setzung des Gedenksteins soll ein erster Schritt sein. Nach der Gedenkveranstaltung in der Laurentiuskirche ist bei entsprechender Witterung eine Fahrt zum Ort des Geschehens und zum Gedenkstein eingeplant.

Die Initiative KuK, die Gemeinde Kleines Wiesental und die evangelische Kirchengemeinde wünschen sich, dass das Kleine Wiesental und die Region mit Empathie für das unfassbare Geschehen am „Hirschkopf“ und durch bewusste Teilnahme an der Veranstaltung ein unübersehbares Zeichen setzen.

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