Kleines Wiesental Von Adler, Linde, Krone und Mohr

Markgräfler Tagblatt

„Krone“-Frühschoppen: Konrad Kunze referierte über die Herkunft und Geschichte von Wirtshausnamen

Konrad Kunze erläuterte bei seinem Vortrag beim „Krone“-Frühschoppen, was es mit der Geschichte der Wirtshausnamen auf sich hat.

Kleines Wiesental-Tegernau (ros). In einem lebhaft vorgetragenen Referat fesselte Konrad Kunze die Zuhörer im voll besetzten Saal im Wirtshausmuseum „Krone“ in Tegernau. Ausgeschmückt mit schelmenhaft präsentierten Anekdoten und immer mit einem Augenzwinkern führte Kunze auf verschiedene Weise durch das Thema der Gasthausnamen.

Im Mittelalter war es laut Konrad Kunze üblich, dass Häuser Namen trugen, die oft auf heraldischen Zusammenhängen beruhten („Zum Adler“, „Zum Bären“, „Zum Löwen“, „Zum Riesen“, „Krone“), auf die jeweilige Lage Bezug nahmen („Zur Linde“, „Zum scharfen Eck“) auf historische oder legendäre Ereignisse zurückgingen („Zum Sternen“, „Drei Könige“) oder vom Beruf der Besitzer herrührten (Mühle, Säge).

Welten vom Standard heutiger Gastronomie entfernt, boten sie oft nur einfache Speisen und Getränke oder Übernachtungen im Stall an. Erst ab dem 15. Jahrhundert finden sich Belege für Gasthäuser, die sowohl Speisen und Getränke als auch Übernachtungsmöglichkeiten anboten.

Nachdem die Häusernamen allgemein durch Hausnummern ersetzt worden waren, blieben einzig die Gasthäuser und Apotheken als Namensträger erhalten.

Waren es zunächst die Evangelisten, deren Tiersymbole Adler, Löwe und Engel vorgestellt wurden, ging es über den „Raben“, der Elias im Alten Testament in der Wüste mit Brot und Fleisch versorgt hatte und im Lauf der Zeit fälschlicherweise oft als Rappe umgedeutet wurde, bis zu den Drei Königen, die sich als „Drei Kronen“, „Sternen“ und „Mohr“ wiederfanden.

Besondere Beachtung fand der „Stern“, der dem Davidsstern ähnlich als Symbol für frisch gebrautes Bier im Gasthausschild auftauchte.

Mit dem Ende der Kaiserzeit wurden Gasthäuser, die etwa „Zum Kaiser“, hießen gerne in „Frieden“ umbenannt.

Interessant auch, dass die Postkutsche als frühes öffentliches Verkehrsmittel – und damit auch die Poststationen – sich je nach Region so unterschiedlich in der Namensgebung für Gasthäuser wiederfinden: Ist es im Südwesten das Rössle (beziehungsweise in der Ortenau das Rössel), findet man in Bayern häufig die Post als Gasthaus wieder.

Entlang der Grenze zwischen Baden und Württemberg ließe sich, so Kunze, eine Wanderroute vom „Hirsch“ (Württemberg) zum „Hirschen“ (Baden) einrichten, die vermutlich der Pilgerroute auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela mühelos Konkurrenz machen könnte.

Konradsweg statt Jakobsweg wäre in diesem Fall der Arbeitstitel für den Schwarzwaldverein.

„Die Linde“ ist der häufigste Gasthausname in Deutschland, was sicher daher rührt, dass die Dorflinde oder auch die Richterlinde zentrale Versammlungspunkte der Dörfer und Städte darstellten.

Der Referent hat bei seinen Forschungen zwar 900 mal ein „Gasthaus Krone“ gefunden, aber das Publikum des Frühschoppens, das dem Energiebündel Konrad Kunze sogar Szenenapplaus während des Vortrags spendete („Ein absolutes Novum“, so Hans Viardot), war sich einig, dass es eigentlich nur eine echte „Krone“ gibt, nämlich die in Tegernau.

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