Kreis Lörrach „Arbeit ist wichtiger denn je“

Die Oberbadische
Setzen sich für den SKM Lörrach ein: (von links) Geschäftsführer Hans-Jörg Tichelmann, Regina Scheer (Vereinsbetreuerin), Katharina Ruch (Verwaltung) und der ehemalige Geschäftsführer Andreas Haug. Foto: Sarah Trinler Foto: Die Oberbadische

Betreuungsverein: 25 Jahre SKM Lörrach / Aktuell rund 300 rechtliche Betreuungen

Von Sarah Trinler

Arztbesuche, Kontoführung, Kontakt mit Behörden oder Sozialhilfeantrag – bei Themen wie diesen können Menschen, ob jung oder alt, die ihr Leben nicht mehr allein bewältigen können, schnell überfordert sein. Dann braucht es Hilfe in Form eines rechtlichen Betreuers. Unterstützung hierbei erhalten Betroffene seit 25 Jahren vom SKM Lörrach.

Kreis Lörrach. „SKM? Also Vormundschaft“, hatte Hans-Jörg Tichelmann von mehreren Seiten gehört, als er Ende vergangenes Jahres Geschäftsführer des SKM Lörrach, katholischer Verein für Soziale Dienste im Landkreis Lörrach – auch Betreuungsverein genannt –, wurde. Selbst nach 25 Jahren ist vielen Menschen noch immer nicht bekannt, dass Betreuungsvereine gegründet wurden, gerade weil im Jahre 1992 die Entmündigung beziehungsweise Vormundschaft abgeschafft wurde.

Tichelmanns Vorgänger, Andreas Haug, hat den SKM Lörrach mitgegründet und geprägt. Er erinnert sich noch genau an die Anfänge: Als 1992 das Betreuungsgesetz und damit die rechtliche Betreuung eingeführt wurde, folgte eine „Gründungswelle“ an Betreuungsvereinen. Denn: Die gesetzliche Vorgabe, dass verwirrte Senioren, geistig behinderte sowie psychisch kranke Menschen fortan einen Betreuer zur Seite gestellt bekommen, der dessen persönliche Rechte und Pflichten stellvertretend wahrnimmt, wurde befürwortet. Doch musste es auch Anlaufstellen für Betreuer aus dem Familienkreis geben oder gar ehrenamtliche Betreuer gefunden werden.

Gerade durch den demografischen Wandel ist die Arbeit des Betreuungsvereins heute wichtiger denn je: War man vor 25 Jahren mit drei Betreuungen gestartet, werden aktuell über den SKM Lörrach 293 Menschen im heimischen Kreis betreut. Der zeitliche Aufwand einer Betreuung variiert je nach Art der Betreuungshilfe (zum Beispiel Vermögenssorge oder Vertretung gegenüber Behörden), in der Regel sind es etwa vier bis sechs Stunden im Monat.

Von 13 Gründungsmitgliedern ist der Verein mittlerweile auf 120 Mitglieder angewachsen. Ehrenamtliche Betreuer gibt es derzeit 173. Doch diese mussten erst einmal gefunden werden: „Oft passiert das, wenn Menschen aufgrund familiärer Entwicklungen einen Bezug zu diesem Thema bekommen“, sagt Tichelmann. „Aber es ist durchaus vergleichbar mit der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, ergänzt Haug.

Die Arbeit des SKM, dessen Geschäftsstelle in Schopfheim liegt, ist vielseitig: Zum einen übernehmen die hauptamtlichen Mitarbeiter selbst rechtliche Betreuungen, aber unterstützen auch Betreuer aus dem Familienkreis. „Man darf nicht vergessen, dass eine solche Situation meist über Nacht passiert“, sagt Tichelmann. Zum anderen ist der SKM Anlaufstelle für das Amtsgericht, falls eine Betreuung nicht aus dem Familienkreis übernommen werden kann. Dann versucht der SKM einen Ehrenamtlichen zu finden und übernimmt die Vermittlung.

Durch mehr Gesetze habe sich der Verwaltungsaufwand in den vergangenen 25 Jahren verstärkt, meint Haug rückblickend auf seine Zeit als Geschäftsführer. Doch welche Veränderung ihm besonders auffällt, ist die Zunahme von psychisch kranken Menschen. „Meist denkt man nur an alte Menschen, aber es gibt auch junge Leute, die Unterstützung brauchen“, sagt Haug. Seiner Einschätzung nach, hält sich der Anteil der Betreuungen von psychisch Kranken mit denen von Senioren in etwa die Waage. Der Anteil der geistig Behinderten sei geringer, da in diesen Fällen meist die Familie noch stärker mit im Boot sei.

Sorge bereitet dem SKM die finanzielle Situation des Vereins. Zwar bekomme der SKM Spenden sowie Zuschüsse vom Land, vom Landkreis und von der katholischen Kirche, zudem Vergütungen für die derzeit 50 beruflichen Betreuungen, doch wurden die Stundensätze von 44 Euro seit 15 Jahren nicht mehr erhöht.

„Die Betreuung wird auf Bundesebene geregelt, muss aber von den Ländern finanziert werden“, gibt Haug zu denken. Daher ist der SKM an die beiden Landtagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Lörrach, Josha Frey und Rainer Stickelberger, herangetreten, mit der Bitte, sich dafür stark zu machen, dass das Vergütungsgesetz nach der Bundestagswahl im September angepasst wird.

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