Kreis Lörrach Brillanz jenseits gängiger Standards

Die Oberbadische
John Ruocco inmitten des Big Sound Orchestras auf der Jazztone-Bühne. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

MusikBig Sound Orchestra und John Ruocco gaben am Wochenende drei Konzerte im Dreiland

Lörrach (zet). Es war ein mitreißender Auftritt, den das Big Sound Orchestra (BSO) am Freitag im Jazztone hinlegte. Nach dreitägigem Workshop mit dem Klarinettisten, Tenorsaxofonisten und Arrangeur John Ruocco präsentierte das BSO ein neues Programm, das am Samstag in Rheinfelden und am Sonntag in Grenzach-Wyhlen wiederholt wurde. Stargast John Ruocco gefiel mit atemberaubender Solistik, Sängerin Isa Morgenstern mit wandlungsfähiger Bandbreite und die gesamte Formation mit hör- und sichtbarer Spielfreude, hohem Anspruch und viel, viel Power.

Nach der Zugabe gab es anhaltenden Applaus im gut besuchten Jazztone, das dem BSO seit einigen Jahren auch als Probenraum dient. Jedoch: Der ein oder die andere im Publikum musste erst Tränen wegwischen, so sehr war einigen das fast sakral anmutende Schlussstück „Ballad of the sad young men“ zu Herzen gegangen. Ursprünglich von Fran Landesman und Thomas J. Wolf, hatte BSO-Leiter David Grottschreiber die Nummer eigens für die Konzerte mit John Ruocco neu arrangiert, dem Meister und seinem lyrisch schillernden Klarinettenspiel, aber auch der Big Band und ihrem Klangpotenzial auf den Leib geschrieben.

Überhaupt überzeugte das bestens eingespielte BSO mit perfektioniertem rundem Gesamtklang und glänzenden Bläsersätzen. Jeder kommt mal solistisch zur Geltung, jeder kann eigene Akzente setzen, aber alle fügen sich harmonisch ins Ganze. Sicherlich auch das Verdienst von Daniel Grottschreiber (33), der das BSO seit 2009 leitet und der ebenso wie im Jazz in der Kirchenmusik und Klassik verwurzelt ist (erinnert sei an die großartige Messe für Chor und Jazzorchester).

Inzwischen macht das Orchestra überwiegend abseits gängiger Standards tolle Musik. Stilistisch vielfältig obendrein, wie schon Stück Nummer drei, das von Isa Morgenstern zart interpretierte „Que reste-t-il de nos amours“ von Charles Trénet verdeutlichte.

Nach Michael Heitzler, Adrian Mears, Matthias Spillmann und Ilja Reijngoud war es also diesmal John Ruocco, der den Klang des 1978 gegründeten BSO als Gastsolist bereicherte. Ruocco gilt als Größe seines Fachs. Geboren 1952 in Connecticut, lebt und arbeitet er seit 1979 in Europa und lehrt aktuell in Brüssel und Den Haag. Mehrere Jahre spielte er mit Peter Herbolzheimer zusammen, dem langjährigen Leiter des Bundesjazzorchesters Bujazzo (in dem auch David Grottschreiber zwei Jahre aktiv war). Gründe genug für das BSO, Kompositionen und Arrangements von Herbolzheimer wie „Just like that“ oder „Ballad for a friend“ ins Gepäck zu nehmen und vom sensibel-samtweichen Spiel Ruoccos veredeln zu lassen. Ein schönes Konzert.

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