Kreis Lörrach Damit die Region nicht ausblutet

Die Oberbadische
Heimische Betriebe buhlen um Fachkräfte. Foto:Archiv Foto: Die Oberbadische

IHK-Studie: Grenzgängerproblematik wird sich zunehmend verschärfen / Mehr Wohnraum schaffen

Von Michael Werndorff

Die Region Hochrhein-Bodensee ist angesichts des attraktiven Schweizer Arbeitsmarkts Zuzugsgebiet. Das macht sich zum einem auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar, aber auch die heimische Wirtschaft steht vor Herausforderungen. Der Handlungsbedarf wächst, wie eine gestern vorgestellte Studie der Industrie und Handelskammer Hochrhein-Bodensee (IHK) zeigt.

Kreis Lörrach. Heimische Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte, das zeigt der Blick in die Arbeitsmarktstatistik. Das Problem wird sich verschärfen, wenn in naher Zukunft nicht die Weichen für mehr Wohnraum- und Gewerbeflächen gestellt werden, wie IHK-Hauptgeschäftsführer Claudius Marx im Rahmen der Präsentation der Studie „Entwicklung der Region unter Berücksichtigung der Entwicklung der Grenzkantone bis 2035“ sagte.

In seiner Studie gibt der ehemalige Schopfheimer Bürgermeister sowie Stadt- und Regionalplaner Klaus Fleck unter anderem einen Überblick über die verstärkte Abwanderung der Fachkräfte in Richtung Schweiz, die Entwicklung der Erwerbsbevölkerung sowie den Bedarf an Wohn- und Industriefläche. Aber auch die Entwicklung der Einwohnerzahlen hat Fleck analysiert. Laut Statistik sei bis 2035 ein Plus von rund 45 000 Menschen zu erwarten, wobei der heimische Kreis mit einer Zunahme von 8,3 Prozent im Vergleich zum Landkreis Konstanz fast doppelt so stark wachsen wird.

Gleichzeitig wird aufgrund des demografischen Wandels und der Sogwirkung des Schweizer Arbeitsmarkts – es wird mehr Grenzgänger geben – mit ein Rückgang der Erwerbsbevölkerung um 17 500 Personen in der Region Hochrhein-Bodensee gerechnet, hieß es weiter. Um einem Ausbluten zu verhindern, müssten bis Ende des Untersuchungszeitraums rund 93 000 Menschen im erwerbsfähigen Alter in die Region Hochrhein-Bodensee zuziehen, kommentierte Bertram Paganini, Geschäftsführer Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK, die Studie. Ziel ist auch, den Anteil der Erwerbstätigen über alle Altersgruppen, insbesondere auch über 60 Jahre, zu steigern, sieht er die Unternehmen in der Pflicht, ältere Arbeitnehmer zu beschäftigen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Betriebe müssen sich aufgrund der anhaltenden Abwanderung in die Schweiz verstärkt um Fachkräfte bemühen und alternativ in die Automatisierung investieren, wie Alexander Graf, Geschäftsführer IHK-Standortpolitik, forderte.

Um den Wirtschaftsstandort für Unternehmen und Fachkräfte weiterhin attraktiv zu halten, sei es angebracht, weitere Flächen für den Wohnungsbau und Gewerbe zur Verfügung zu stellen. Alleine im Kreis Lörrach werden bis zum Jahr 2035 rund 15 500 zusätzliche Wohneinheiten benötigt, um den zunehmenden Bedarf decken zu können, veranschaulichte Fleck die Folgen der Entwicklung. Bezahlbarer Wohnraum sei ein wichtiger Standortfaktor, erklärte Graf. Nicht überall könne durch Verdichtung oder den Bau in die Höhe das der Bedarf gedeckt werden, weshalb Paganini eine landesweite Flächenbilanz als Grundlage für weitere Planungen forderte.

Der nächste Schritt sei dann eine Zielplanung und letztlich ein Bebauungsplan, sagte der Experte. „Kleinere Kommunen müssen die Möglichkeit haben, über die Eigenentwicklung hinaus Wohnflächen ausweisen zu dürfen“, ergänzte Fleck. Als ein Problem erweise sich allerdings die Privilegierung der Land- und Forstwirtschaft, monierte Paganini. Hier müsse ein Umdenken zu Gunsten einer Einzelfallbetrachtung stattfinden.

Für Fleck steht fest, dass sich das Land Baden-Württemberg angesichts der zunehmenden Herausforderungen viel mehr mit der Grenzgängerproblematik befassen muss. Außerdem sollen den Kommunen genügend große Flächenkorridore für eine stabile Weiterentwicklung zugestanden werden.

Sollte kein bezahlbarer Wohnraum mehr zur Verfügung stehen, werde die Region an Attraktivität deutlich verlieren und dringend benötigte Fachkräfte nicht generieren können.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading