Kreis Lörrach Damit Frust vermieden werden kann

Die Oberbadische
Der Landkreis Lörrach muss seine Aufnahmekapazitäten für minderjährige Flüchtlinge dringend erweitern. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

UnterbringungUnbegleitete minderjährige Ausländer stellen Landkreis vor große Herausforderung

Die Unterbringungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Ausländer im Landkreis sind fast ausgereizt. Eine Entspannung ist nicht in Sicht, wie im Jugendhilfeausschuss deutlich wurde. Die Verantwortlichen sehen Handlungsbedarf.

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Derzeit leben im Landkreis 110 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA), wie Udo Wegen, Jugendfachbereichsleiter im Landratsamt Lörrach, mitteilte. Der Landkreis zählt zwar derzeit nicht zu den Aufnahmelandkreisen, aber spätestens ab Dezember rechnet Landrätin Marion Dammann wieder mit Zuweisungen. Laut Regierungspräsidium Karlsruhe wird für kommendes Jahr mit einer Zuteilung von rund 130 UMA gerechnet. Bis dahin müssen weitere Aufnahmekapazitäten nach Jugendhilfestandards geschaffen werden, erläuterte Wegen. „Daher wurden bereits in der AG Heime die Träger der kreisweiten Jugendhilfeeinrichtungen gebeten, die Kapazitäten erheblich auszuweiten.“ Auch muss die Betreuung der UMA sichergestellt werden: Als Interimslösung sollen Ruheständler und Pflegefamilien einspringen, denn die Einrichtungsleiter sähen sich nicht in der Lage, mehr Plätze zu schaffen, weil das erforderliche Betreuungspersonal nicht vor März kommenden Jahres rekrutiert werden kann.

Eine internatsmäßige Betreuung wäre die erste Wahl für die noch nicht volljährigen Flüchtlinge, gab die Grünen-Kreisrätin Margarete Kurfeß zu bedenken. „Für die jungen Menschen ist es schwierig, sich in einen anderen Kulturkreis einzuklinken.“ Diese seien bereits selbstständig in Anbetracht des Erlebten. Und: Durch die Unterbringung in betreuten Wohngruppen könne Frust auf Seiten von Pflegeeltern wie Flüchtlingen vermieden werden. Zudem sei es angebracht, Fürsorge gegenüber Pflegefamilien anklingen zu lassen, sagte Kurfeß. Dass Immobilien wie ehemalige Internate oder Schullandheime bestens für die Unterbringung in Wohngruppen geeignet seien, ergänzte Gabriele Weber (SPD), allerdings sind laut Landrätin keine derartigen zentralgelegenen Immobilien vorhanden. Abgelegene Hotels oder Gaststätten seien jedenfalls denkbar ungünstig, betonte Dammann. Kam es in der Vergangenheit zu Schulschließungen und Flächenschonung im ländlichen Raum, müsse jetzt eine Rolle rückwärts vollbracht werden. Zudem stehe man vor großen finanziellen Herausforderungen.

Als Wunschdenken kommentierte CDU-Kreisrat Bernhard Escher, die Äußerungen von SPD und Grüne. Derzeit sei man damit beschäftigt, die Gruppen zu sondieren – viele hätten keine Ausweispapiere –, womit sich die Altersbestimmung als schwierig erweise. Erst dann könne man sie so gut es geht unterbringen, betonte der Christdemokrat. „Wir sind weit davon entfernt, eine Umgebung zu schaffen, die unseren Standards entspricht. Aber es ist wünschenswert, das zu erreichen.“ Dass man vor einer großen Herausforderung stehe, betonte Hanspeter Hüttlin (CDU). Thema war auch die Altersstruktur der UMA: Wegen erläuterte, dass das Alter bei 17 Jahren liege. Um die Altersermittlung kümmern sich Experten, eine 100-prozentige Sicherheit gebe es bei dem Verfahren nicht.

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