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Kreis Lörrach Der Konkretisierer

Die Oberbadische

Andreas Walter will die Sportstiftung Südbaden in Schulen bringen / Neuer Präsident setzt auf Vorbilder

Kreis Lörrach. Die Sportstiftung Südbaden setzt auf die Förderung junger Leistungssportler, die auf dem Sprung in den Kader sind beziehungsweise diesen erfolgreich bewältigt haben. Neu an der Spitze des siebenköpfigen Vorstands steht Andreas Walter. Schnell wird im Gespräch klar, dass er sich als Mannschaftsspieler sieht.

Warum sich der Geschäftsführer der Privatbrauerei Lasser bei der Sportstiftung engagiert und welche Weichen gestellt werden sollen, wollte Regio-Redakteur Marco Fraune vom neuen Präsidenten wissen.

Was bedeutet Sport für Sie?

Persönlich bedeutet es mir sehr viel. Auf der einen Seite stehen die körperliche Ertüchtigung und der Ausgleich zum Beruf. Andererseits haben wir zwei Kinder im Alter von neun und 13 Jahren, denen wir eine breite Basis an Sportarten näher bringen wollen. Ich selbst war früher außerdem aktiver Judoka bei Rot-Weiß Lörrach und südbadischer Meister. Von der damaligen Gewichtsklasse bin ich leider heute weit entfernt.

Wo sehen Sie Schnittmengen bei Ihrem Beruf und Ihrem Ehrenamt?

Mit der Brauerei sind wir schon seit vielen Jahren Unterstützer von Sportvereinen in der Region. Im Bereich der Musik und Kultur treten wir ebenso als Förderer auf. Auf der anderen Seite versuche ich nun, Synergien und Schnittmengen über die beruflichen Kontakte zu finden, die wir haben. Eine Leitfrage lautet hier: Wo gibt es begabte Einzelsportler und Talente in der Region, die man über das Engagement der Brauerei hinaus fördern kann? Die Sportstiftung Südbaden ist meiner Ansicht nach ein gutes Instrument, Kontakte und Netzwerke ein Stück weit zu aktivieren und den Einzelsportler in der Region im Aufbau zu unterstützen.

Sie sind erst vor einem Jahr bei der Sportstiftung als Förderer offiziell eingestiegen. Jetzt haben Sie schon das Amt des Präsidenten übernommen. Welche Ziele verbinden Sie mit Ihrem Amt?

Unter anderem stellt sich aktuell die Frage, was mit dem Sportunterricht an Schulen angesichts von G8 und allgemeinem Nachmittagsunterricht passiert. Wir müssen hier schließlich auch den Einzelsportler hoch halten, der in der Zukunft eine Identifikation mit der Region ermöglichen kann. Dieses Standbein darf uns nicht wegbrechen. Je unattraktiver die Trainingsbedingungen sind und je unattraktiver das Schulsystem ist, umso mehr ziehen die Kinder weg und fehlen uns dann als Identifikationsfiguren für andere. Das Potenzial zu aktivieren, ist mein und unser Ziel.

Sind Sie jemand, der einen Business-Plan aufstellt?

Die Ziele, Ideen und Überlegungen müssen kanalisiert und verdichtet werden, damit neben dem ganzen Reden eine Umsetzung zum Schluss steht. Es soll dabei kein Führen nach Gutsherrenart sein, sondern ein Teamwork, bei dem das Machen am Schluss steht und nicht nur das Reden. Das Zusammenbringen, das Konkretisieren und Ziele zu formulieren und umzusetzen, darin sehe ich meine Aufgabe.

Ist es für einen Brauereileiter einfacher, die persönlichen Kontakte anzuzapfen als für einen Springreiter, also Ihrem Vorgänger im Amt?

Die Kontaktmöglichkeiten sind überall gegeben. Es gibt aber auch Personen, die lieber im Stillen wirken. Und das hat Herr Bayha auch ganz klar kommuniziert. Er ist jemand, der vielleicht nicht so gerne in der ersten Reihe stehen will, aber dafür gut in der zweiten Reihe wirkt. Für mich ist es kein Problem, vorne zu stehen, wobei ich nicht alleine vorweg gehen will.

Zur Förderung der Nachwuchssportler bedarf es auch finanzieller Ressourcen. Was stimmt Sie optimistisch, dass noch zu Ihren Lebzeiten die Millionengrenze erreicht wird?

Es sind ganz viele Ansätze. Momentan gibt es einen Kreis von Förderern und Gönnern, die den Grundkapitalstock auf den Weg gebracht haben. Über die entstandenen Kontakte wird nun versucht, weiterhin für die Sportstiftung Werbung zu machen. In Zukunft soll es auch einen Freundeskreis geben, um weiteres Interesse zu schaffen. Darüber hinaus versuchen wir, Spender in der Region zu akquirieren. Mit einem monatlichen oder jährlichen Beitrag kann Geld direkt ohne eine vorherige Kapitalerhöhung den jungen Sportlern zugute kommen.

Haben Sie sich aufgrund der schlechten Zinssituation erst einmal davon verabschiedet, aus klassischen Zinserträgen der Stiftung den Sport zu fördern?

Dieses Ziel besteht weiterhin. Dafür benötigen wir aber potente Privatpersonen oder Unternehmen, die von unserer Idee überzeugt sind. Auch an sogenannten Stiftungstagen versuchen wir, uns mit einem eigenen Stand zu präsentieren. Wir hoffen, dass wir dabei auf Menschen treffen, die einen gewissen Vermögensanteil unserer Sportstiftung zukommen lassen wollen. Wenn man dann auch einmal erfolgreiche Sportler vorweisen kann, die durch uns gefördert wurden, steigt das Interesse hoffentlich noch.

Der Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald gibt die Empfehlungen, wer gefördert wird. Wie viele junge Sportler fördern Sie mittlerweile?

Im Oktober konnten wir mit Ringerin Elena Brugger vom TuS Adelhausen und der Mountainbikerin Hannah Grobert vom RSV Bad Säckingen zwei neue Sportlerinnen gewinnen. Unterstützt wird ihr Besuch des Sportinternats Freiburg in diesem Schuljahr und bei entsprechender Leistung bis zum Schulabschluss. Die bekommen 75 beziehungsweise 100 Euro als Unkostenzuschuss, über die sie sehr glücklich sind. Aktuell liegen vier weitere Förderanträge in der finalen Entscheidungsrunde zur Prüfung vor. Qualität geht hier vor Quantität.

Das Hans-Thoma-Gymnasium könnte eine Kooperationsschule des Olympiastützpunktes werden, auch die Gemeinschaftsschule Maulburg ist ein Kandidat. Solch eine sportgeneigte Klasse wurde bereits vor einem Jahr ins Auge gefasst. Erweist sich das Projekt doch als Marathon-Strecke statt eines 100-Meter-Laufs?

Mit dem Phaenovum, dem bilingualen Zweig und dem Hochbegabtenzug gibt es bereits drei anerkannte Spezialwege am HTG. Im Rahmen der Lehrpläne können eventuell noch Wege gefunden werden, wie man sportbegeisterte Schüler in der Region halten kann. Dass sich die Schulleiter dafür interessieren, ist schon ein Teilerfolg. Wenn sie eine Sportklasse ins Leben rufen, muss vom Kultusministerium über die Organisation der Schule sowie den Tagesablauf und die Raum- und persönlichen Trainingsmöglichkeiten sicher gestellt sein, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Dies geht nicht von heute auf morgen. Da sich die Schulleitungen des HTG und der Gemeinschaftsschule Maulburg aber persönlich einbringen, besteht offenbar ein großes Interesse an dem Thema. Das stimmt uns als Sportstiftung positiv.

Und wann kann es losgehen?

Vom HTG gibt es das Signal, dass schon zum nächsten Schuljahr erste Mentoren starten. Diese älteren Schüler kümmern sich um die jüngeren, bringen ihnen die Hausaufgaben und übermitteln, was verlangt wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir zum Schuljahr 2016/17 die Volllast fahren können.

Ist die Hälfte der Strecke geschafft?

Es gab zahlreiche Vorgespräche. Die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden würde das Projekt großzügig mit einem fünfstelligen Euro-Betrag über drei Jahre unterstützen. Daher sind wir natürlich daran interessiert, dass es bald beginnt.

Die zweifache Olympiateilnehmerin im Badminton, Nicole Grether, konnte bereits als Stiftungs-Botschafterin gewonnen werden. Wie bewerten Sie diese Personalie?

Sie hat viele Jahre in Berlin gewohnt und ist jetzt wieder zurück nach Schopfheim gezogen. Von dem, was sie erreicht hat, will sie nun ein Stück wieder zurückgeben. Gestartet hat sie mit einem von der Sportstiftung geförderten Schulprojekt. Vom Sportler muss aber schon eine innere Bereitschaft für solche Projekte bestehen, wie bei Nicole Grether der Fall. Wenn man einen Sportler von der Sache begeistern kann, bringt er sich auch persönlich ein. Wenn es ums Geld geht, braucht man solch einen Botschafter nicht wirklich.

Die Keimzelle der Sportstiftung ist Lörrach. Bei der Gründung wurde bereits der Blick nach Norden gerichtet. Ist es auch Ihr Ziel, dass Freiburg der spätere Hauptsitz wird?

Momentan kommen die meisten handelnden Personen aus Lörrach. Wenn es uns gelingt, die Strahlkraft zu erhöhen und Aktive aus dem nördlicheren Bereich zu gewinnen, würde uns das sicherlich helfen. Wo die Sportstiftung künftig aktiv ist, wird aber stark davon abhängen, welche Menschen sich aus welcher Region in der Sportstiftung einbringen.

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