Kreis Lörrach „Der Rahmen muss stimmen“

Die Oberbadische
Die Freiwilligen Feuerwehren plagen Zukunftssorgen. Foto: Meller Foto: Die Oberbadische

Demografischer Wandel mit negativen Folgen für Freiwillige Feuerwehren

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Demografischer Wandel und ein anderes Freizeitverhalten wirken sich negativ auf Freiwillige Rettungsdienste aus. Klar ist, hier und da fehlt es an Nachwuchs, aber Kreisbrandmeister Christoph Glaisner schaut optimistisch in die Zukunft.

Mehr als 98 Prozent der 110 000 aktiven Feuerwehrleute in Baden-Württemberg sind Ehrenamtliche. Weil es aber an Nachwuchs fehlt schrillen beim Landesverband die Alarmglocken. Jüngst forderte dieser Unterstützung von der Politik, um das ehrenamtliche System zu unterstützen. Laut Glaisner sind die Ursachen vielfältig: „Neben dem demografischen Wandel, der sich auch bei den Freiwilligen Feuerwehren auswirkt, ist ein Grund in der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht zu sehen.“ Viele Wehrdienstverweigerer engagierten sich in der Vergangenheit in Freiwilligen Feuerwehren und Technischem Hilfswerk. Diese Stütze sei weggebrochen.

In einigen Bundesländern wurden bereits Freiwillige Feuerwehren wegen Nachwuchsmangels aufgelöst, im Landkreis Lörrach sei das nach Aussage Glaisners noch nicht der Fall. Ihm sei in jüngster Zeit und seit Amtsantritt kein Fall bekannt, bei dem eine Feuerwehr nicht ausrücken konnte. Aber müsse man im Rahmen der Tagesalarmverfügbarkeit jede Gemeinde einzeln betrachten, „Verallgemeinerungen sind in diesem Zusammenhang nicht möglich“. Dennoch sei man sich der Thematik bewusst und versuche, dem Trend gezielt entgegenzuwirken. Öffentlichkeitsarbeit, ein anderes Erscheinungsbild in Form von neuer Dienstkleidung und einer Zusatzrente, welche der Träger abschließen soll, können die Attraktivität steigern, unterstreicht Glaisner. Hierzu gebe es in Baden-Württemberg bereits Modellversuche. Aber einfach die Vergütung anzuheben, gehe auch nicht. Schließlich sei die Finanzierung Angelegenheit der kommunalen Selbstverwaltung.

Fest steht aber für den Kreisbrandmeister:„Wir müssen sicherstellen, dass die Leute gerne zur Übung kommen, der Rahmen muss stimmen, dass man sich ehrenamtlich engagieren will.“ Würde man lediglich den finanziellen Faktor in den Fokus stellen, müsse man sich fragen, ob man den richtigen Personenkreis anspreche. Letztlich trage vor allem guter Versicherungsschutz, gutes Handwerkszeug, Kleidung, Fortbildung und auch Kameradschaft zur Zukunftssicherung der Freiwilligen Feuerwehren bei.

Das Nachwuchsproblem anzupacken ist eine der größten Herausforderungen: waren es vor einigen Jahren im Landkreis Lörrach noch 1100 Jugendfeuerwehrmitglieder, so ist die Zahl heute auf unter 800 gesunken. Deswegen spricht man bereits die Jüngsten ab sechs Jahren an. Diese Aufgabe obliegt den Jugendwarten und Ausbildern, die über den Weg der Kinderfeuerwehr den Nachwuchs sichern wollen. Kreisjugendwart Sven Herfort sieht im Besuch von Kindergärten und Schulen ein Schlüsselelement. Er berät andere Feuerwehren in der Mitgliedergewinnung und hat Unterrichtsmodule erarbeitet, die im Rahmen der Brandschutzerziehung Anwendung finden sollen. „Nach der Winterflaute fängt die Arbeit erst jetzt an“, betont Herfort. Klinkenputzen sei angesagt, um dem Mitgliederschwund etwas entgegen zu wirken.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading