Von Michael Werndorff Kreis Lörrach. Krankheiten können das Leben komplett auf den Kopf stellen. Wenn Sinnesorgane betroffen sind, oder Gliedmaßen einer Krankheit zum Opfer fallen, finden Patienten und Angehörige oftmals den Weg zu Selbsthilfegruppen. Diese spielen neben der ärztlichen Behandlung eine wichtige Rolle in der Bewältigung des Alltags. Es waren schwere Schicksalsschläge, als Roland Diewald vor 20 Jahren zuerst das linke Bein und dann im Jahr 2003 das rechte amputiert werden musste. Was nach den Krankenhausaufenthalten folgte, war ein beschwerlicher Weg zurück in den Alltag, bei dem die Anpassung von Prothesen und anschließende Rehamaßnahmen im Zentrum standen. Dann war er wieder auf sich allein gestellt. „Ich bin in ein tiefes Loch gefallen“, lässt der Vorsitzende der Selbsthilfegruppe „Amputiert-was-nun"“ die Vergangenheit Revue passieren. „Das körperliche Problem gibt sich mit der Zeit, wenn man die Prothese als neuen Teil des Körpers akzeptiert.“ Andere würden eine Verweigerungshaltung einnehmen und depressiv werden. So ergehe es vielen Betroffenen, die entlassen werden, und dann mit ihren Problemen und Fragen bisweilen keinen kompetenten Ansprechpartner finden. „Ich hatte Glück, dass mir mein Orthopäde von einer Selbsthilfegruppe in Freiburg berichtete.“ Deren Unterstützung habe ihn psychisch wie physisch wieder auf die Beine gebracht, denn die Herausforderungen sind groß: „Patienten müssen sich nicht nur mit den körperlichen Einschränkungen zurechtfinden, sondern auch mit sparwütigen Krankenversicherungen auseinandersetzen“, weiß Diewald. Teure Kniegelenksprothesen würden gerne abgelehnt, aber ein Wink mit dem Rechtsanwalt könne helfen, rät er Hilfesuchenden. Es sei beschämend, wie manche Krankenkassen die Notlagen der Menschen ausnutzen. Darüber hinaus gibt die Selbsthilfegruppe auch Tipps, zum Beispiel mit welchen Hilfsmitteln das heimische Bad ausgestattet werden kann, oder was bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises zu beachten ist. Während andere Gruppen zu Informationszwecken Krankenhäuser aufsuchen, präsentiert sich die Selbsthilfegruppe auf der Lörracher Regio-Messe, per Zeitungsinserat und Mund-zu-Mund-Propaganda. Problematisch gestalte es sich bei jüngeren Betroffenen, die oftmals Gliedmaßen durch Unfälle im Straßenverkehr verlieren. Die würden sich vorwiegend im Internet informieren und weniger den direkten Austausch suchen. „Daher fehlt es an Nachwuchs in der Gruppe“, sagt der Vorsitzende. Und: Überwiegend sind ältere Menschen betroffen, die durch Diabetes und Venenverschlüsse zu Prothesenträgern werden. „Zwischen Lörrach und Offenburg dürften rund 5000 Amputierte leben“, weiß Diewald.