Kreis Lörrach Die Intimsphäre vor den digitalen Möglichkeiten schützen

Maja Tolsdorf
Nicht nur über das Smartphone können Frauen, die Schutz suchen, geortet und verfolgt werden. Foto: pixabay

Das Frauenhaus ist eine Schutzadresse, die geheim bleiben soll. Digitale Geräte können diese Anonymität allerdings bedrohen.

Für Frauen, die vor häuslicher Gewalt fliehen müssen, ist Anonymität oberstes Gebot. Denn das Frauenhaus ist eine Schutzadresse, die geheim bleiben soll. Doch das ist in Zeiten der Digitalisierung alles andere als einfach. Denn Smartphones, Social Media & Co. böten nicht nur Möglichkeiten, Gewalt auszuüben, sondern auch zum Überwachen und Orten. Digitale Gewalt könne so eine große Reichweite haben und eine Fortsetzung der Gewalt darstellen, was zu Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit führen könne. Zugleich gebe es eine Geschlechterkluft bei der Digitalisierung von Männern und Frauen, wie das Frauenhaus in seinem Jahresbericht 2023 schreibt. Denn oft richte der Mann das Handy ein, wie Carolin Throm, Geschäftsführerin des Trägervereins „Frauen helfen Frauen“ , jüngst im Pressegespräch erklärte. Damit habe er die Möglichkeit, das Smartphone so einzustellen, dass er die Wege seiner Frau verfolgen kann. Daten könnten über gemeinsame Clouds oder vom Gewalttäter installierte Apps eingesehen werden. Deshalb reiche es oftmals nicht, nur das Handy auszutauschen.

Eigener Handyvertrag

Das Frauenhaus rät sogar dazu, einen neuen Handyvertrag abzuschließen, sollte der bestehende nicht auf den eigenen Namen laufen. Auch damit der Ehemann keine Daten beim Mobilfunkanbieter anfordern könne. Social-Media-Apps seien zudem nur mit einer neuen Telefonnummer sicher einzurichten. Denn die Anonymität, die es braucht, wenn eine Frau vor ihrem gewalttätigen Ehemann Schutz sucht, müsse gewährleistet sein. Für das Lörracher Frauenhaus ist das ein großes und sich wandelndes Thema. Denn immer wieder kämen neue technische Möglichkeiten zum Ausspionieren hinzu. Und an viele denke man nicht sofort. So würden nicht nur Apps auf dem Smartphone genutzt, um Standorte herauszufinden. Auch über interaktive Plüschtiere und Puppen könne man gefunden werden. So habe ein Mann seine Frau und seinen Sohn über eine Tracking-App in der Spielekonsole des Kindes aufgespürt.

Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses bildeten sich stetig fort, um bei der Beratung auf dem neusten Stand zu sein. Zwar sei die digitale Sicherheit einer Frau nicht in jedem Fall bedroht, dennoch ist die Gefährdungseinschätzung nun ein fester Bestandteil der Beratung, nach der Aufnahme ins Frauenhaus. Dabei wird laut Frauenhaus-Leiterin Antje Lauber geklärt, ob die Frau selbst Bedenken wegen ihrer Sicherheit oder der ihrer Kinder hat, wer die Geräte eingerichtet hat und ob es gemeinsam genutzte Geräte, Clouds oder Online-Konten gibt.

Anonymität wahren

„Die Frauen, die zu uns kommen, stecken meist tief in einer Krise, jetzt müssen wir mit ihnen gemeinsam noch das Handy auseinandernehmen“, sagt Throm. Doch diese zusätzliche Aufgabe sei in einem digitalisierte Alltag eben nötig, um Gewaltopfer zu schützen.

Bei digitaler Gewalt empfiehlt das Frauenhaus folgende Adressen: www.juuport.de für Jugendliche. Für Frauen www.annanackt.de oder www.hatefree.de

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