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Kreis Lörrach „Die sind echt nett!“

Die Oberbadische

Jugendliche aus Kandern nehmen Kontakt mit gleichaltrigen Flüchtlingen auf

Von Jutta Schütz

Die Verständigung verlief unter anderem mit Händen und Füßen und viel Gelächter. „Die sind echt nett!“ Mehrere Schüler der August-Macke-Realschule, die im Jugendzentrum „Downtown“ in Kandern Kontakt mit gleichaltrigen Flüchtlingen aufnahmen, waren sich schnell einig, was von den Jugendlichen, die unter anderem aus Albanien, Bosnien, Serbien und andern Ländern stammen, zu halten ist. Schön wäre es, „wenn die vielleicht nochmal zu uns kommen, dann kennt man sich schon“, meinte Alina Ialiprete.

Die jugendlichen Flüchtlinge leben derzeit in der Flüchtlingsunterkunft in Efringen-Kirchen. Nach Kandern gekommen waren sie mit Bussen und Privatautos.

Leonie Dörflinger, Alina Ialiprete und Salih Quallaku gehören zu den Schülern, die sich an einem am KIM-Projekt der Schule zum Thema „Soziales Engagement“ beteiligen, das über einen Zeitraum von zwölf Wochen läuft. Als begleitender Lehrer ist Fuat Kücücoglan dabei. Schulsozialarbeiterin Cynthia Dörfler hält den regelmäßigen Kontakt zum „Downtown“. Die Schüler besuchten unter anderem regelmäßig Senioren in Pflegeheimen und „spielten zum Beispiel mit ihnen Karten“, so Kücükoglan. Die Jugendlichen organisierten für einen immer wieder in Kandern auftauchenden Obdachlosen die von ihm dringend benötigten Töpfe und Pfannen – und sie fanden die Idee „cool“, mal gleichaltrige Flüchtlinge einzuladen. Das auch vor dem bunten Familienhintergrund, den mittlerweile viele Menschen in Deutschland haben. Leonie kommt aus dem Markgräflerland, Alinas Name ist italienischer Herkunft. Und Salih hat das Glück, dass „ich hier geboren und dass ich zweisprachig aufgewachsen bin – ich kann fließend Deutsch und Albanisch“, sagt er. Salih kann dann auch gleich punkten – als Übersetzer. „Er musste sich nur am Anfang ein bisschen warmlaufen“, grinst sein Lehrer – mit türkischen Wurzeln – der wiederum natürlich neben Deutsch auch Türkisch spricht.

Beim Ballspiel lernen sich die Jugendlichen kennen. Ballsport macht Spaß, kurz darauf fangen mehrere Jungs an zu kicken. Fußball ist halt international, da läuft die Verständigung durchs Spiel. Im Downtown selbst sammeln sich deutsche und ausländische Jugendliche um den Kicker und am Billiard-Tisch. Es wird viel gerufen und gelacht.

Mit bunten Bechern sitzen zwei deutsche und zwei Flüchtlingsmädchen aus Albanien und Serbien auf einem Sofa. Englische-, deutsche, albanische und serbische Wortfetzen sind zu hören, die Mädel rudern mit den Armen, rollen die Augen und amüsieren sich prächtig. Ein Flüchtlingsmädchen aus dem Kosovo ist dabei ein echtes Sprachtalent. Gerade drei Monate in Deutschland, kann sie sich fast schon mühelos auf Deutsch verständigen – „und zwar richtig gut, die hat echt was drauf“, findet Alina. Auch Türkisch scheint für das Mädchen kein Problem zu sein, „Sie hat mir bei der Autofahrt hierher im geläufigen Deutsch erzählt, dass sie türkische Serien im Fernsehen schaut und so die Sprache lernt, echt der Hammer“, staunt Daniela Pietsch jetzt noch. Die Mädchen schaffen es schnell, Kommunikationshürden zu überwinden. „Ich geh da einfach drauf los, irgendwie klappt das immer, auch wenn man kein Wort versteht“, ist Leonie völlig unbeeindruckt von Sprach- und Kulturgrenzen. Die Jungs sind schüchterner, tauen aber auch auf – und ziehen Salih am Ärmel, nach dem Motto: „Übersetz mal, ob nochmal jemand zum Kicken rauskommt.“

Dass jetzt immer wieder Flüchtlingsheime brennen, haben die AMS-Schüler natürlich mitbekommen. „Ich kapier das nicht, jeder kann doch zum Flüchtling werden – und ich stell‘ mir dann vor, ich wär‘ durch Krieg oder sonst was Flüchtling in einem anderen Land und jemand fackelt mir das Dach über dem Kopf hab – ist doch Wahnsinn“, meint Leonie. „Die, die so was machen, geben sich überhaupt keine Mühe, mal die Hintergründe zu verstehen und das Beste ist: Die Meisten haben noch nie was mit Ausländern zu tun gehabt“, glaubt Alina.

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