Kreis Lörrach „Die Stimmung war unwirklich“

Die Oberbadische

Ehemalige Schüler der Mathilde-Planck-Schule, die beim Mauerfall dabei waren, erinnern sich

Von Michael Werndorff

Kreis Lörrach. Vor 25 Jahren, am 9. November 1989, fiel die Mauer, die Ost- und West-Berlin voneinander trennte. Mit diesem historischen Ereignis verbinden viele Menschen persönliche Erinnerungen, so auch ehemalige Schülerinnen der Mathilde-Planck-Schule in Lörrach. Die angehenden Erzieherinnen führte damals die Abschlussfahrt nach Berlin, wo sie die Grenzöffnung miterleben durften. Gestern trafen sie sich in ihrer ehemaligen Schule, um das Geschehen Revue passieren lassen.

„Wir konnten die Stimmung gar nicht richtig einschätzen. Ob die Grenzschützer und Volkspolizisten, die auf der Mauer standen, vielleicht doch schießen würden, wussten wir nicht“, erinnert sich Lioba Moritz. Erst als diese jubelnden Menschen auf die Mauer halfen, war klar, dass alles unblutig ausgeht.

Ihre Zuhörer, junge Schüler, die erst nach 1989 nach Licht der Welt erblickt und nur aus dem Geschichtsunterricht vom Ost-West-Konflikt, der Teilung und der Wiedervereinigung Deutschlands erfahren haben, folgten der kleinen Gesprächsrunde mit großer Neugier, wie gelegentliche Zwischenfragen zeigten.

Die Zeitzeugen waren damals im Haus der politischen Bildung in Berlin-Zehlendorf untergebracht, in dem auch DDR-Flüchtlinge einquartiert waren. „Die Stimmung war seltsam und unwirklich“, blickt Gabriele Marx, Abteilungsleitung Sozialpädagogik und Altenpflege der Mathilde-Planck Schule, zurück. Eine Menschentraube saß vor dem Fernsehgerät und verfolgte gebannt das Geschehen.“ Dann zog es auch die Besucher aus Lörrach an die Grenzübergänge, wo sie die DDR-Bürger, die in voll beladenen Trabbis in den Westen rollten, jubelnd empfingen. Diese befürchteten, dass die Öffnung nur von kurzer Dauer sein sollte.

„Tags zuvor waren wir noch im Ostteil der Stadt, wo wir unsere Ostmark loswerden wollten, aber dann – von einem auf den anderen Tag -– sah die Welt ganz anders aus. Wir hatten alle Gänsehaut“, erzählt Daniela Althaus. Es sei ergreifend gewesen, Menschen zu begrüßen, von denen die meisten noch nie ihr Land verlassen haben, auch nicht ins befreundete sozialistische Ausland.

Was für viele Menschen im Dreiländereck eher ein Randthema war, beschäftigte Althaus aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte schon in Kindertagen. Damals besuchte sie regelmäßig Verwandte in der DDR. Für sie war die Wiedervereinigung, wie sie sagt, wunderbar.

Abschließend brannte den Schülern noch eine Frage unter den Nägeln: Wie bewerten die Zeitzeugen den Prozess der Wiedervereinigung? „Alles hat sich so wahnsinnig schnell verändert, aber im Nachhinein kann man die Entwicklung nur positiv bewerten, auch trotz begangener Fehler“, unterstrich Gabriele Marx. Landflucht aufgrund fehlender Arbeitsplätze und der das unterschiedliche Lohnniveau seien immer noch Herausforderungen. Gerade im Alltag zeige es sich, dass es für viele Menschen immer noch schwierig sei, aufeinander zuzugehen.

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