Kreis Lörrach Die Welt der viktorianischen Spürnase

Die Oberbadische

Die Baslerin Silvia Meier frönt mörderischem Hobby: Sie ist Mitglied der Sherlock-Holmes-Gesellschaft

Von Michael Werndorff

Rätseln, verdächtigen und kombinieren ist angesagt, wenn die Baslerin Silvia Meier ihrem Hobby frönt. Die 30-Jährige ist Mitglied der Deutschen Sherlock-Holmes-Gesellschaft (DSHG) und ausgewiesene Expertin in Sachen Detektivgeschichten.

Sherlock Holmes ist die meist verfilmte Literaturgestalt. Ihre Popularität sei ungebrochen, erzählt Meier, die mit ihrer saarländischen Mitstreiterin Nicole Glücklich bereits in den Vorbereitungen zur nächsten Veranstaltung steckt. „Die nächste Reise zu den Reichenbachfällen steht nämlich in einigen Wochen wieder an“: Dann heißt es für viele Fans wieder rein ins historische Gewand und ab zu dem Ort, an dem der britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle den Meisterdetektiv im Kampf mit seinem Erzfeind Moriarty in die Tiefe stürzen ließ. Neben dem Ausflug in die Schweiz soll es im Frühling auch nach Stuttgart gehen, wo das Landestheater „Sherlock Holmes und die Kehrwoche des Todes“ aufführen wird. Generell sei man sehr aktiv und bestens vernetzt. Die DSHG organisiere regelmäßig Treffen – von großem Erfolg war zum Beispiel die „Sherlocon 2014“ gekrönt, die in Saarbrücken stattfand. „Mit einer unterhaltsamen Mischung aus fesselndem Krimidinner, Fachvorträgen, kreativen Rollenspielen und theatralischen Lesungen haben wir vergangenes Jahr den 160. Geburtstag des Meisterdetektivs gefeiert“, erzählt Glücklich.

„Auf Authentizität legen alle Sherlockianer großen Wert“

Bei solchen Veranstaltungen treffen sich die sogenannten Sherlockianer aus ganz Europa: Viele stilecht in historischen Kostümen. So könne man die Gegenwart vergessen und in die viktorianische Welt der exzentrischen Spürnase und ihres Adlatus Dr. Watson abtauchen. „Zugegeben, ein gewisser Eskapismus ist schon dabei“, gesteht die junge Baslerin, „aber es macht einfach großen Spaß, den weltbekannten Romangestalten Leben einzuhauchen. “

Möglichst originalgetreu soll alles sein, daher hat sie auch nähen gelernt. Denn die beeindruckenden Kostüme, in denen sie und befreundete Sherlockianer Romanschauplätze wie die Reichenbachfälle in der Schweiz besuchen, findet man in keinem Kaufhaus. Die Suche nach ausgefallenen Accessoires oder Möbeln führte sie sogar schon auf Londoner Antikmärkte. Denn ihr geplantes Sherlock-Holmes-Zimmer, das sie sich nach und nach einrichtet, soll so originalgetreu wie möglich werden. „Auf Authentizität legen alle Sherlockianer großen Wert“, meint sie.

Doch was ist dran am England des 19. Jahrhunderts, der DSHG, Doyle und Holmes? Das Land habe in dieser Zeit einen ganz eigenen Stil entwickelt, den wolle man leben und erleben. Auch möchte man das einem breiten Publikum näherbringen. „Darum organisiert die DSHG regelmäßig Treffen oder wir tauschen uns auf internationaler Ebene mit anderen Gesellschaften aus“, meint Silvia Meier. Da gebe es viel Diskussionsstoff: Wie könnte das Wohnzimmer von Holmes in der Baker-Street eigentlich ausgesehen haben? Oder wann hat der Meisterdetektiv seinen Geburtstag gefeiert?

Die erste Geschichte von Arthur Conan Doyle erschien 1887, seither wurden unzählige Pastiches, also Fortsetzungen und Erzählungen zu Sherlock Holmes, von anderen Autoren verfasst. Außerdem gibt es eine stetig wachsende Internetgemeinde, die alte Geschichten fleißig weiterspinnt und mit immer neuen Abenteuern aufwartet. „Zudem beschert uns die spannende Sherlock-Reihe der BBC neue Mitglieder. Die finden dann auch den Weg zu den alten Originalwerken“, betont sie.

Den genialen Detektiv hat die Dreißigjährige schon im Kindesalter für sich entdeckt und ist ihm seither treu geblieben: „Sherlock Holmes ist eben eine faszinierende Figur, der man sich nicht entziehen kann. In der Bibliothek greift man neugierig zu einem Roman von Doyle, man ist gepackt, und ab diesem Moment wird man Sherlockianer. Ich habe mit elf angefangen, seitdem beschäftige ich mich fast täglich mit Sherlock-Holmes“, sagt sie begeistert.

Übrigens: Sie ist sich ganz sicher, dass Holmes im Jahr 1854 das Licht der Welt erblickte.

Die Deutsche Sherlock-Holmes-Gesllschaft (DSHG), hat sich zum Ziel gesetzt, das Ansehen der Person Sherlock Holmes und dessen „literarischen Agenten“ Sir Arthur Conan Doyle (1859 – 1930) stetig zu pflegen und zu fördern. Dabei geht es auch darum, ein Stück des spätviktorianischen Zeitalters zu erhalten, zu leben und dieses einem breiten Publikum näher zu bringen.

Seit 125 Jahren fasziniert der Meisterdetektiv Sherlock Holmes die ganze Welt, seine Abenteuer wurden in nahezu alle Sprachen der Welt übersetzt, er ist laut Guinness Buch der Rekorde der am meist verfilmte Literaturheld.

u www.sherlock-holmes-

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