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Kreis Lörrach „Ergebnis, das in Varianten zu denken ist“

Die Oberbadische
Die Sorge um den Gewerbeschulstandort Rheinfelden ist gegeben. Foto: Marco Fraune Foto: Die Oberbadische

Zukunft der beruflichen Schulen: Rheinfelden könnte Sanitär, Heizung und Klima behalten, Schopfheim ohne Metall und mit Kfz

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Von zahlreichen kritischen Stimmen begleitet, sind jetzt neue Vorschläge zur Entwicklung der beruflichen Schulen im Landkreis Lörrach vorgestellt worden. Neubaupläne für eine Kfz-Sparte in Schopfheim statt in Rheinfelden gibt es nun ebenso, wie das Ansinnen, den Bereich Sanitär, Heizung und Klima (SHK) aufgrund eines Vetos aus dem Nachbarlandkreis Waldshut in der Großen Kreisstadt am Hochrhein zu belassen.

Da die Hälfte der SHK-Berufsschüler hier von jenseits der Kreisgrenze anreisen, hat die Fachinnung aus dem Landkreis Waldshut ein Veto zur möglichen Verlagerung hin zur Gewerbeschule Schopfheim eingelegt, erklärte Schulentwicklungsplaner Thomas Heß bei der Info-Auftaktveranstaltung zur Entwicklung der beruflichen Schulen. Weil die Markgrafenstadt aber den aktuellen Überlegungen zufolge mit dem Bereich Metall ein zentrales Standbein an den Standort Lörrach verlieren soll, ist die Verlagerung der Kfz-Sparte nach Schopfheim geplant. Zwei in der Nähe der Gewerbeschule liegende Grundstücke sind als Optionen ins Auge gefasst worden (u  Seite „Schopfheim“). Der Rheinfelder Schule blieben mit SHK und dem Chemie-Bereich zwei starke Standbeine, mit denen der Standort trotz des demografischen Wandels in die Zukunft voranschreiten kann, glaubt Heß.

Sicht der Schulleitung: Zweifel daran äußerte hingegen Schulleiter Jürgen Maulbetsch. Er sieht die Gefahr, dass in einigen Jahren statt bisher 1000 Schüler nur noch 700 Schüler seine Bildungseinrichtung besuchen. Ordentliche Stundenpläne, die Lehrergewinnung und ein guter Unterricht seien damit gefährdet. Wenn zudem die zahnmedizinischen Fachangestellten abgezogen würden, verbliebe nur noch ein Bildungsabschluss für Schülerinnen aus der Stadt, außer dem Frisörberuf. Zugleich erinnerte er daran, dass das Berufsschulzentrum Schopfheim neben Berufsschülern auch eine Vollzeitbeschulung aufweise, Lörrach sogar auf drei Schulen verweisen könne. „Dort ist ein Lehreraustausch besser möglich.“

Die Stadtspitze: Dass kurze Wege für die Fachkräftegewinnung wichtig sind, betonte auch Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt. Ihm sei ein zukunftsfähiger Standort wichtig, wobei es hier nicht auf 50 Schüler ankomme. Der Erhalt aller drei Berufsschulstandorte sei zudem erklärtes Ziel des Kreistages.

Lehrer versus Landrätin: Dem Eindruck eines Lehrer, dass die Pläne nicht ausgewogen seien und Lörrach die „Rosinen“ erhalte, bezeichnete Landrätin Marion Dammann als „Unterstellung“. Vielmehr verwies sie auf den laufenden Abwägungsprozess. „Wir haben kein Ergebnis.“ Außerdem investiere der Kreistag nicht eine Summe von insgesamt 20 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren, wenn man von der Zukunftsfähigkeit nicht überzeugt sei. Sie setzt zugleich auf konsensuale Lösungen speziell mit dem betroffenen Landkreis Waldshut, um Verzögerungen bei der Umsetzung nach dem vorgesehenen Kreistagsbeschluss im Juli zu verhindern.

Dass die kleinen Standorte auf der Strecke bleiben und gut arbeitende Teams auseinandergerissen werden, wie von einer Lehrerin befürchtet, wies die Landrätin als „Mutmaßung“ zurück. „Wir analysieren, was zukunftsfähig zusammen passt.“ In der Info-Veranstaltung wurden aber auch andere Stimmen aus der Lehrerschaft laut, die von „nicht ausgegoren“, fehlenden Fachräumen in Lörrach, kaum vorhandenen Synergien im Bereich medizinische Fachangestellte und zahnmedizinische Fachangestellte oder auch einem „Verschiebebahnhof“ sprachen.

Geschlechter: Der Aspekt der „Pluralität“ kam ebenso zur Sprache. Eine Lehrerin beschrieb die Schüler- und Lehrerschaft für Rheinfelden als „tolle Mischung“. Falls typische Frauenberufe wie die Frisörinnen am Standort wegfallen, befürchtet sie eine geringere Attraktivität für andere Schüler, zur Gewerbeschule Rheinfelden zu gehen, sowie ein deutlich männlicher geprägtes Kollegium.

Fachbereich Gesundheit: Für den Standort Lörrach würden die Rahmenbedingungen eine große Lösung zulassen, verwies Heß hingegen auf ein Konzept Fachbereich Gesundheit in Lörrach. In Rheinfelden sei nur eine kleine Lösung möglich, da es ein vorliegendes Veto aus dem Nachbarlandkreis Waldshut zur Verlagerung der Altenpflege/Sozialwissenschaftliches Gymnasium in die Große Kreisstadt am Hochrhein gebe. Bedenken der Ärztevereinigung und eingeschränkte beziehungsweise nicht vorhandene zukünftige inhaltliche Ausbaumöglichkeiten trug der Planer ebenso vor.

Frisöre/SHK: Massive Einwendungen der Innungsbetriebe gegen die Verlagerung des Frisörbereichs von Rheinfelden nach Bad Säckingen gibt es hingegen auch. Eine Zusammenführung dort sei theoretisch aber machbar und die Kapazitäten in der Trompeterstadt vorhanden, erklärte Heß. Das Prüfergebnis der Fachberater des Regierungspräsidiums zur Sparte Sanitär, Heizung, Klima fällt hingegen für die Beibehaltung am Standort Rheinfelden aus. Eine Verlagerung nach Bad Säckingen würde hingegen Investitionskosten sparen.

Die Kreispolitik: Präsentiert worden sei „ein Ergebnis, das noch in Varianten zu denken ist“, verwiesen Dammann und Heß auf den Kreistags-Entscheid. Für die Kreisräte machte Alexander Braun (CDU) klar: „Wir wollen kein Verschiebebahnhof.“ Vielmehr setze die Kreispolitik auf interessante und attraktive Standorte. „Ein großes Berufsschulzentrum in Lörrach ist nicht unser Ansinnen.“ Karin Reichert-Moser (Freie Wähler) unterstrich, dass die Kompetenzen gestärkt und ausgebaut werden müssen.

u  Die nächsten Info-Veranstaltungen finden am Montag, 4. Mai, ab 14.30 Uhr in der Gewerbeschule Schopfheim und am Dienstag, 12. Mai ab 17.30 Uhr in der Kaufmännischen Schule Lörrach statt.

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