Aufbruchstimmung herrscht bei der SPD im Landkreis Lörrach. Beim jüngsten Kreisparteitag in der Ötlinger Mehrzweckhalle wählten die 73 anwesenden Delegierten (von 105 möglichen) eine neue Führungsspitze und verordneten sich dabei eine Verjüngungskur. Von Gerd Lustig Kreis Lörrach. Mit großer Mehrheit – bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen – wurde der bisherige Jugendbeauftragte Philipp Schließer aus Lörrach-Tumringen zum neuen Kreis-Vorsitzenden gewählt. Einstimmig nominiert wurde Vanessa Edmeier aus Karsau als neue Stellvertreterin. Neuer Jugendbeauftragter wurde Paul Waßmer. Berufliche und private Gründe machte der bisherige Vorsitzende Michael Hitz (35) geltend, warum er nicht mehr kandidierte. Aber auch der enttäuschende Ausgang der Landtagswahl im vergangenen Jahr habe den Ausschlag für seinen Rückzug gegeben. „Die SPD steht daher vor großen Herausforderungen, und es war daher jetzt Zeit für eine Zäsur, um die SPD voranzubringen“, erklärte Hitz, der außer dem Amt des Kreis-Vorsitzenden auch schon Stellvertreter, Beisitzer und im Vorstand der Jusos war. „Es braucht jetzt ganz einfach den nötigen Einsatz und große Motivation“, begründete er seinen Rückzug. Er sieht die Kreis-SPD aber mit Schließer auf einem sehr guten Weg. Das findet auch der scheidende Vize Bernd Sevecke. Nach der „krachenden Niederlage“ bei der Landtagswahl gelte es für die Kreis-SPD, sich neu aufzustellen. Dem Parteivorstand bleibt er indes als Seniorenbeauftragter erhalten. Demnächst soll er auch bei der „G 60 plus“ als Kreisvorsitzender gewählt werden. Schließer selbst, der im vergangenen Jahr hinter Reiner Stickelberger zum Zweitkandidaten bei der Landtagswahl gekürt worden war, will seine Wahl als inhaltlichen Aufbruch verstanden wissen. Er, für den die soziale Gerechtigkeit an oberster Stelle steht, will, dass die SPD in ihrem Tun wieder klarer erkennbar wird. Es gelte, die Kerninhalte immer wieder aufs Neue zu wiederholen und mit guten Aktionen aufzuwarten. Maßgeblich beteiligt war Schließer im Übrigen an einer im vergangenen Jahr ins Leben gerufenen „AG Aufbruch“. Erstellt wurde ein Positionspapier, in dem zu Themen wie Soziale Gerechtigkeit, Innere Sicherheit, Bildung, Steuern, Rente, Wohnen, Arbeitsplatzsicherheit, Flucht und Integration, Infrastruktur und Landwirtschaft Stellung bezogen und ein Erneuerungsprozess für die Zukunft eingeleitet wird. Einen Erneuerungsprozess, und zwar von unten nach oben, erwartet Rainer Stickelberger auch um die künftige SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier. „Wir müssen uns nach dem katastrophalen Landtagswahlergebnis neu aufstellen und klar positionieren als Volkspartei“, forderte der Weiler SPD-Mann. Einstimmig brachte der Kreisparteitag eine Resolution gegen Rechts auf den Weg, der die Aktivitäten der rechtsradikalen Szene im Landkreis verurteilt. „Die SPD hat geradezu eine historische und moralische Verantwortung, Farbe zu bekennen“, hatte der ehemalige Justizminister Reiner Stickelberger den Genossen die Bedeutung der Resolution ans Herz gelegt. Ein Unterwandern demokratischer Gepflogenheiten will die Partei mit allen Mitteln bekämpfen. Die SPD will weiterhin mit gutem Vorbild vorangehen, heißt es in dem Papier. Verurteilt wird jede Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: „Wir stehen für eine friedliche, offene und tolerante Gesellschaft.“ Bundestagswahl 2017: Das Wahlprogramm soll bis zum Frühjahr 2017 ausgearbeitet sein, und zwar im Rahmen eines Bürgerdialogs. Die Nominierungskonferenz wird am 21. Januar stattfinden für die Kür der Bundestagskandidaten. Bewerber sind aktuell der 31-jährige Lörracher Jonas Hoffmann und Patrik Schnell, 19 Jahre, aus Heitersheim.