Kreis Lörrach Fachkräfte sind gefragt

Die Oberbadische

PodiumsdiskussionMehr Geld für frühkindliche Bildung / Flüchtlingskinder

Platz eins statt rote Laterne: Staatssekretärin Marion von Wartenberg lobt die Verdienste des Landes bei der Betreuung von Kleinkindern. Ein Knackpunkt bleibt: Fachkräfte.

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Ein Fachgespräch mit einigen Werbeblöcken für Grün-Rot statt eine kontroverse Debatte bot die Podiumsdiskussion, zu welcher der Grünen-Landtagsabgeordnete Josha Frey Expertinnen nach Lörrach eingeladen hatte. Die politische Staatssekretärin im Jugend-Ministerium nutzte damit die Möglichkeit, sowohl im Impulsreferat als auch während der Rede-Runde das Wirken der Landesregierung zu loben, die sich im Frühjahr zur Wiederwahl stellt. Zentrale Aussage: Hatte das Land bei Regierungsübernahme die rote Laterne bei der Qualität und Angebotsstruktur in der frühkindlichen Betreuung in der Hand, werde mittlerweile der erste Platz eingenommen. Zudem wies sie neben der deutlichen Erhöhung der Betreuungsplätze auf den Mangel an Erziehern hin, dem mit Praxisintegrierter Erzieherausbildung (PIA) begegnet worden sei. Statt 152 Millionen Euro werde nun knapp eine Milliarde für die frühkindliche Bildung im Südwesten ausgegeben, wobei darin auch die deutlich gestiegenen Zuschüsse des Bundes enthalten sind.

Dass Zahlen relativ sind, schilderte Loredana Capriotti-Hupfer, Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens St. Fridolin in Lörrach-Stetten. So gebe es bei der Betreuung von unter Dreijährigen die Kind-Fachkräfterelation von eins zu 2,9 beziehungsweise 7,7 (über Dreijährige). Dass sich ein Erzieher um drei Kinder kümmert, ist angesichts von Krankheit & Co. aber nicht immer gewährleistet, berichtete Capriotti-Hupfer: „Wenn es in der Realität so wäre, dann wäre ich froh.“ 28 Über-Dreijährige würden hingegen schon einmal von zwei Erziehern betreut.

Kritik in Richtung des Landkreises äußerte Gabriele Marx von der Fachschule für Sozialpädagogik an der Mathilde-Planck-Schule in Lörrach. So fehlten dort Räume und Geld. „Vor Ort strampeln wir uns hier ab.“

Auf insgesamt 13 Stellenanzeigen, in denen Erzieher gesucht werden, ist Heidi Neuschütz, Pädagogische Leiterin des Kinderlands Lörrach, in der Wochenend-Zeitungsausgabe gestoßen. Obwohl in ihrer Einrichtung auch dank der neun PIA-Kräfte für die Zukunft ein Fachkräftepotenzial aufgebaut wird, weiß sie um die Lokrufe aus der Schweiz: „Unsere Personalsituation ist nur eine Momentaufnahme.“

Die Wissenschaftlerin Gabriele Haug-Schnabel hat nach eigener Aussage ihre Bedenken bezüglich der Erweiterung des Fachkräftekatalogs und der PIAs verloren. Der Erfolg hänge von den Teams und der Leitung ab, bei der es wichtig sei, dass diese eine Freistellung für ihre Aufgaben erhalte. Die Attraktivität, den Beruf zu ergreifen, steige mit einer größeren Durchlässigkeit, kam das Berufsbild ebenso noch zur Sprache wie eine mögliche weitere Akademisierung des Berufes.

Als Herausforderung für die Zukunft werden die ganz jungen Flüchtlingskinder gesehen. Für diese und andere Kinder gilt laut von Wartenberg: „Sprache ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit.“ Dem werde auch mit der aufgestockten finanziellen Förderung Rechnung getragen. Weitere Segnungen für die Kitas versprach sie bei Wahlerfolg.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading