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Die Oberbadische

Salto Sociale: Gelungene Premiere der Benefiz-Zirkusgala zugunsten der Weihnachtshilfsaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen im Lörracher Weihnachtscircus

Von Michael Werndorf (Text), Silvia Waßmer (Umfrage) und Kristoff Meller (Fotos)

Nicht am seidenen Faden hing das Leben von Nachwuchsartistin Charliné sondern ein rotes Vertikaltuch gab der Strapatenkünstlerin Halt unter der erleuchteten Kuppel des Zirkuszelts.

Lörrach. In der Höhe schienen die Gesetze der Schwerkraft keine Rolle zu spielen, und mit einer atemberaubenden Vorführung zog sie die Zuschauer nicht nur in ihren Bann. Die Künstlerin gab einen Vorgeschmack auf das, was die Gäste im Laufe der Zirkusgala „Salto Sociale“ erwartete.

Musik, Information und Haute Cuisine auf der einen, Akrobatik und Clownerie auf der anderen Seite: Das war „Salto Sociale“, die Zirkusgala des Verlagshauses Jaumann im Rahmen der Benefizaktion „Leser helfen Not leidenden Menschen“, die am Freitagabend in Zusammenarbeit mit dem Lörracher Weihnachtszirkus eine glanzvolle Premiere feierte. Ist die Binzener Runde traditionell der Auftakt zur Benefizaktion (wir berichteten), so hat „Salto Soziale“ einen fulminanten Schlussakkord gesetzt, der den illustren Gästen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Im Dreiklang aus Show, Gastronomie und Information präsentierten sich neben den Artisten der Zirkusfamilie Frank und Stars aus Russland sowie Iryna Pitsur vom Basler „Palazzo Colombino“, die Kontorsion - die Verbiegekunst des eigenen Körpers - mit perfekter Jonglage verband und nicht weniger als sechs Hula Hoop Reifen an Beinen, Armen und Kopf zugleich kreisen ließ.

Kulinarik und Artistik vom Feinsten

Neben dem erlesenen Drei-Gang-Menü, auf die Tische gezaubert von Günter Roßkopf, Wolfgang Schirmer, Christoph Wilke, Martin Lehmann und dem Badenova-Kochclub - unter anderem Crèmesuppe von heimischen Mischpilzen und ein Ragout vom Hinterwälder-Rindli in Rotweinsauce - waren es vor allem die Shownummern, mal rasant präsentiert, dann wieder grazil und oftmals mit einer Portion Humor gewürzt, die das begeisterte Publikum in den Bann zogen.

Zu Elvis Presley’s Jailhouse-Rock balancierte Nikita Butorin auf einer freistehenden Leiter. Der Absolvent der renommierten Zirkusschule in Moskau tat es dem King of Rock’n’Roll gleich und ließ die Hüften kreisen, allerdings von Sprosse zu Sprosse, was regelrechte Beifallsstürme entfachte. Die Lachmuskeln trainierte die Clownsfamilie Boutique, die eine Zuschauerin gekonnt einbezog und nach temporeichen Jonglagen ruhigere Töne anschlug. Sie zauberten die romantische Seite der Zirkuswelt auf die Bühne. Shannon Frank am Halbmond, Michelle mit perfekten Antipodenspielen, und Karel Berousek aus Prag mit einer futuristischen Jonglage und Artistik voller Rasanz, setzten weitere Glanzpunkte.

Verantwortlicher Umgang mit Spenden

Guido Neidinger, Chefredakteur des Verlagshauses Jaumann und Vorsitzender des Trägervereins der Aktion „Leser helfen“, wandte sich in seiner launigen Ansprache an die zahlreichen Gäste, von denen viele die Weihnachtsaktion seit Jahren tatkräftig unterstützen. Mehr als 60 000 Euro fließen jährlich an bedürftige Einzelpersonen und Familien in der Region. Ebenfalls mehr als 60 000 Euro erhalten sozialtätige Organisationen aus dem Topf von „Leser helfen“. In den vergangenen 35 Jahren kamen durch die Hilfsaktion des Verlagshauses Jaumann Spenden in Höhe von weit mehr als zwei Millionen Euro zusammen und wurden verteilt. „Ich freue mich, dass Jahr für Jahr zig tausende von Menschen in unserer Region uns ihre Spenden anvertrauen. Wir wissen das zu schätzen und versprechen Ihnen, verantwortungsvoll damit umzugehen“, bedankte sich Guido Neidinger auch bei allen Sponsoren und Spendern.

Sein Dank galt der Firma „eventtrend“ aus Eimeldingen, die das gesamte Inventar zur Verfügung stellte, den Edeka-Märkten Henle, der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim, der Metzgerei Kalbacher, der Privatbrauerei Lasser und der Schülerfirma der Pestalozzischule. Ein Dankeschön für die großzügige Unterstützung verdiente auch der Hauptsponsor, die Volksbank Dreiländereck, die mit einer zehnköpfigen Delegation - an der Spitze der Vorstandsvorsitzende Günter Heck und sein Vorstandskollege Ulf Bleckmann – anwesend war. Und natürlich der Weihnachtszirkus, ohne den diese Gala nicht möglich wäre. Als „berührend und beeindruckend“ bezeichnete Guido Neidinger das angenehme Miteinander und das Engagement der Zirkusfamilie Frank für die Zirkusgala „Salto Sociale“. Stellvertretend für das gesamte Zirkusteam überreichte er Sandra Frank als kleines Dankeschön einen Blumenstrauß. Gleichzeitig warb er für den Weihnachtszirkus, der bis 6. Januar in Lörrach gastiert: „Die Artisten haben den Besuch mit ihrer außergewöhnlichen Show verdient.

Unterstützung aus Politik und Wirtschaft

Ein wichtiger Gast des Abends war Oberbürgermeister Jörg Lutz, der die Patenschaft für die Veranstaltung übernommen hat und damit zeigt, wie wichtig ihm dieser „Salto Sociale“ ist. Als weitere Vertreter der Politik nahmen der Landtagsabgeordnete Ulrich Lusche und Günter Schlecht, der stellvertretend für alle anwesenden Stadt- und Kreisräte, Ortsvorsteher und Ortschaftsräte begrüßt wurde, teil. Mit beispiellosem Engagement setzt Uta Schroeder sich seit vielen Jahren für die Hilfsaktion ein. Dafür und für die intensive Vorbereitung des Abends dankte Neidinger ihr mit einem Blumenstrauß und meinte: „Verdient hätte sie einen ganzen Blumenladen.“

Neben dem Genuss und der fesselnden Show stand auch Soziales auf dem Programm. Während an der „Binzener Runde“ Ende Oktober das Thema Demenz aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurde, ging es zum Abschluss der Hilfsaktion um Bewegungsdefizite von Kindern. „Viele können nicht mehr auf einem Bein hüpfen oder ihre Balance halten“, beschrieb Neidinger motorische Einschränkungen, um deren Beseitigung sich viele Organisationen neben den Sportvereinen bemühen. Eine davon ist die vor fünf Jahren gegründete Kindersportschule Lörrach, an deren Spitze der Sportökonom Christoph Geissler steht. Dank der finanziellen Unterstützung der Volksbank Dreiländereck konnte der auch sozial tätigen Schule ein Scheck in Höhe von 4000 Euro überreicht werden. Mit dem Geld will die Aktion „Leser helfen“ dazu beitragen, dass auch Kinder aus sozial schwachen Familien die Angebote der Kindersportschule wahrnehmen können. Denn der hohe Qualitätsanspruch der Schule lässt sich nur mit qualifizierten Trainern realisieren, erklärte Geissler, der im Rahmen eines Interviews Rede und Antwort stand. „Leider sind unsere Angebote mit Kosten verbunden, die sich nicht jede Familie leisten kann.“

„Sport für alle“

Unter dem Motto „Sport für alle“ will die Schule auch Alleinerziehenden und sozial benachteiligten Familien die Teilnahme an ihren Angeboten ermöglichen, „denn gerade diese Kinder bewegen sich häufig unzureichend“, erläuterte der Sportökonom: „Klettern, balancieren, einen Ball werfen oder fangen. Viele Kinder sind nicht mehr in der Lage dazu“, sieht er dringenden Handlungsbedarf. Haltungsschäden und Übergewicht drohen. Deswegen versucht die Sportschule schon so früh wie möglich diesem Dilemma entgegenzuwirken. Als Hemmschwellen, in Sportvereinen aktiv zu werden, sieht Geissler gerade bei sozial schwachen Familien unter anderem die Anschaffungskosten für Kleidung und Ausrüstung und den damit verbundenen Markendruck.

Auch Schülerfirma der Pestalozzischule an Bord

Einen weiteren Scheck in Höhe von 1000 Euro nahm die Schülerfirma der Pestalozzischule in Lörrach entgegen. Das sei eine Investition in die Zukunft, betonte Neidinger, denn das Projekt unter der Federführung von Rektorin Isolde Weiß bereite die Kinder vorbildlich auf das Berufsleben vor. Zehn Schüler unterstützten an der Zirkusgala das professionelle Serviceteam mit Anne Boos an der Spitze. Die Schüler schnupperten so in einen Beruf hinein, den sie später einmal ergreifen könnten, begründete Chefredakteur Guido Neidinger seine Idee, die Pestalozzischule mit ins Boot zu holen. Ein gelungenes Experiment, wie der Abend zeigte. Die Gäste waren davon angetan.

Musikalisch untermalt wurde der Abend vom „HPSchmitzQuartett“, das mit Blues, Swing, Latin einen angenehmen Rahmen schuf. Bandleader Heinzpeter Schmitz aus Lörrach unterstützt mit wechselnder Besetzung seit Jahren die Aktion „Leser helfen“ mit tollen Konzerten.

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