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Kreis Lörrach „Flächenfraß einen Riegel vorschieben“

Die Oberbadische
Die Mischung macht es: Äcker, Wiesen, Baumreihen, Einzelbäume – landwirtschaftlich genutzte Flächen müssen nicht nur aus eintönigen Maisfeldern bestehen, wie hier bei der Kaltenherberge bei Tannenkirch zu sehen. Foto: Die Oberbadische

Landwirte, Private und Gemeinden konkurrieren um Land / Viele Themen bei BLHV-Vollversammlung in Kandern-Holzen

Kreis Lörrach. Dass sich der Wettbewerb um landwirtschaftliche Flächen verschärft, spüren auch die im BLHV organisierten Landwirte im Landkreis Lörrach. Private Anbieter und Gemeinden konkurrieren mit den Bauern um Land.

Mit dem Start des Jahres 2015 greift die Agrarreform die unter dem Stichwort „Greening“ für Diskussionsstoff und auch Kritik sorgt. Landwirte, die eine Basisprämie für ihre Flächen beantragen, müssen beim Greening sofort strengere Vorgaben erfüllen: Dazu gehören der Erhalt von Dauergrünland, die Fruchtartenvielfalt der Ackerflächen und eine Bewirtschaftung von mindestens fünf Prozent der Ackerflächen mit besonderem Umweltnutzen. Den 25 Teilnehmern bei der ersten von drei BLHV-Versammlungen – die nächsten finden in Utzenfeld und in Eichsel statt – lieferten die Themen den Hintergrund für Fragen und eine Diskussion.

BLHV-Kreisverbandsvorsitzender Heinz Kaufmann gab einen Rückblick auf Schwerpunkte seiner Arbeit im Jahr 2014 und eine Vorausschau auf 2015. Ackerbares Land werde vor allem entlang der Rheintalbahn und den Autobahnen A5 und A98 knapp – denn hier suchten auch Gemeinden und Gewerbetreibende aufgrund der günstigen Verkehrsanbindungen Möglichkeiten, sich zu erweitern und Bauland und Gewerbeflächen anzubieten.

Die Landwirte im Plenum waren sich des Problems bewusst, dass der kontinuierliche Zuzug von Arbeit suchenden Menschen in den Südwesten zu einer Knappheit auf dem Wohnungsmarkt führt. „Es gäbe aber gerade auf den Dörfern durchaus noch Möglichkeiten der Innenverdichtung“, stellte ein Diskussionsteilnehmer fest. Viele der Anwesenden warten auf ein Gesetz, das „dem Flächenfraß endlich einen Riegel vorschiebt.“

Kaufmann berichtete auch, dass der Schutz der Gewässerrandstreifen – künftig dürfen Felder nur noch mit einem Mindestabstand von fünf Metern zu ganzjährig fließenden Gewässern gedüngt oder umgebrochen werden – immer noch erklärungsbedürftig sei, weil die Vorgaben zu ungenau seien. Weiter ausbreiten würden sich die Hagelschutzvorrichtungen im Landkreis, da Hagelunwetter zunehmen und manche Versicherungen die Vorrichtung fordern.

Sinkende Milchpreise und das Russlandembargo haben sich wirtschaftlich auch auf die Landwirte im Kreisgebiet ausgewirkt – vom Preisverfall waren Mais- und Weizenernte betroffen. „Es geht gerade wieder etwas nach oben“, meinte Kaufmann.

Albert Zimmermann, Geschäftsführer Bezirksgeschäftsstelle Müllheim verwies auf ein weiteres großes Thema, das die Landwirte beschäftigen wird: Den Mindestlohn und damit verbunden die korrekte und zeitaufwendige schriftliche Stundenauflistung. „Ich halte das für fast nicht machbar, dazu werden wir noch informieren.“

Große Sorgen machen Zimmermann hier auch die allgemeine Einkommensentwicklung der Landwirte im Land – Baden-Württemberg ist deutschlandweit das Schlusslicht – und die stetig zurückgehenden BLHV-Mitgliedszahlen im Landkreis. 1455 Mitglieder hat der Kreisverband Lörrach, allein durch Tod gab es 38 Abgänge. Dem standen 35 Neuanmeldungen gegenüber.

Durch die Agrarreform, die zum 1. Januar 2015 greift, ändern sich die Kriterien der Finanzierung bei den Direktzahlungen und bei den Kofinanzierungen. Was sich auf den ersten Blick beunruhigend anhöre, sei auf den zweiten nicht schlimm – „denn es wird nach einer kleinen Delle in diesem und dem kommenden Jahr aufgrund verschiedener Anpassungen ab 2017 nicht weniger herauskommen“, berichteten der Referent des BLHV Hauptverbandes Freiburg, Hubert God und Rolf Hess vom Fachbereich Landwirtschaft des Landratsamtes Lörrach übereinstimmend. Das Antragsverfahren sei aber wegen der Neuerungen erst einmal komplizierter.

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