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Kreis Lörrach Gemeinsam den Gefahren begegnen

Die Oberbadische
Auf einem „Dekontaminationsplatz-Verletzte“ können die Menschen dekontaminiert werden. Das Wasser und die abgeduschten Gefahrenstoffe landen danach in Spezialbehältern. Foto: Marco Fraune Foto: Die Oberbadische

Grenzüberschreitender Katastrophenschutz nimmt bei Dekontaminationseinheiten-Vorführung Formen an

Von Marco Fraune

Regio. Die Kupplungssysteme der Feuerwehrschläuche sind nicht miteinander kompatibel und auch die Stromstecker unterscheiden sich auf deutscher und Schweizer Seite. Um dennoch einen reibungslosen Ablauf bei einem Atomzwischenfall oder anderen Katastrophen zu gewährleisten, haben sich am Samstag vier Dekontaminationseinheiten aus drei Ländern getroffen.

Auf den ersten Blick sind die Gasmasken außerhalb der zahlreichen Spezialzelte und die Dekontaminationsvorrichtungen in den mobilen Einheiten mit dem wenige hundert Meter in Weil am Rhein florierenden Einkaufstourismus nicht in Einklang zu bringen. Dabei wird an der Feuerwache das praktiziert, was beim Verkehr, im Arbeitsleben oder auch bei der Freizeitgestaltung im Dreiländereck Alltag ist: der grenzenlose Austausch. Dekontaminationseinheiten des Landkreises Lörrach und des Stadtkreises Freiburg präsentieren den Kollegen vom Basler ABC-Zug und der französischen Einheit nicht nur ihre Leistungspotenziale, sondern tauschen sich vielmehr aus.

Dies erfolgte laut Vorführungsleiter Nils Huber, Leiter des Sachgebiets Brand- und Katastrophenschutz des Lörracher Landratsamts, nun erstmals. Dabei können die Kollegen voneinander profitieren. Während die deutsche Seite auf die Dekontamination von Großtieren wie Kühe und Pferde spezialisiert ist, haben die Franzosen bei den Haustieren ein Spezialfach. Ein Steg, auf dem mit Wasser und Chemikalien der Hund abgesprüht wird, konnte am Samstag unter anderem in Augenschein genommen werden.

In einem wenige Meter weiter entfernt stehenden Zelt der Freiburger Sondereinheit war der Dekontaminationsplatz für Verletzte aufgebaut: Heißt: Auf einer Trage werden bei einem Super-Gau beispielsweise verletzte Einsatzkräfte in ein Zelt gebracht, entkleidet und grob versorgt, um dann liegend auf einem Rollband nass gereinigt zu werden. „Wir verwenden dabei 28 Grad warmes Wasser, damit sich die Poren nicht zu sehr öffnen“, erläutert Jerome Krämer, Sachgebietsleiter beim Zivilkatas-trophenschutz Freiburg. Die Wundversorgung folge im Anschluss. Bei der Dekontamination von Verletzten ist die deutsche Seite auch Vorreiter, während bei der Messung von Gefahrenstoffen wiederum die Eidgenossen ihr Spezialgebiet haben.

Die Kräfte der Dekontaminationseinheit sind auf dem Übungsplatz teilweise mit Schutzanzügen bekleidet. „Ziemlich heiß und schwitzig“ seien diese schon, erklärt Matthias Kuhn. Doch den Plastiküberzug sowie die Akkus und den Filter für die Atemluft weiß er beim Ernstfall natürlich zu schätzen.

Obwohl es für den Super-Gau kein festgeschriebenes Szenario gibt, wissen die vorwiegend ehrenamtlich tätigen Helfer durchaus, welche Maßnahmen Priorität genießen. Alarmiert wurde der Katastrophenschutz im vergangenen Jahr im Kreis vier Mal. Statt zum Atomkraftwerk Fessenheim ging es aber unter anderem zu zwei Bränden, wo Gefahrenstoffe gelagert waren. Insgesamt steht den Lörracher Katastrophenschützern pro Jahr ein Etat von einer halben Millionen Euro zur Verfügung. Dass in allen drei Ländern aber genug Geld für gleiche Schlauchsysteme zur Verfügung gestellt wird, glaubt Huber nicht. „Das erfolgt nicht von jetzt auf gleich.“

Für die Gewährleistung des grenzüberschreitenden Katastrophenschutzes ist auch das Thema Dekontamination bei chemischen oder nuklearen Zwischenfällen Gegenstand der Kooperation der schweizerischen, französischen und deutschen Behörden im Dreiländereck – in Zusammenarbeit mit der AG Katastrophenhilfe der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz. Am Wochenende stand erstmals das gemeinsame Treffen der Dekontaminationseinheiten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz an.

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