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Kreis Lörrach Gemeinsam die Krankheit ertragen

Die Oberbadische
Hannelore Flum hat vor 30 Jahren die Amsel-Kontaktgruppe Kreis Lörrach gegründet. Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

SelbsthilfeHannelore Flum legt nach 30 Jahren Amsel-Vorsitz nieder

Von Gottfried Driesch

Kreis Lörrach. Seit der Gründung der Amsel-Kontaktgruppe Kreis Lörrach vor 30 Jahren ist Hannelore Flum ununterbrochen deren Vorsitzende. Am morgigen Sonntag legt sie dieses Amt bei einer Feier ab 15 Uhr im Hadid-Pavillon in Weil am Rhein nieder.

Das Wort „Amsel“ steht hier für „Aktion Multiple Sklerose Erkrankter Landesverband“. Diese immer noch unheilbare, im Laufe der Zeit fortschreitende Erkrankung des zentralen Nervensystems, schränkt die betroffenen in ihrer Bewegungsfähigkeit immer mehr ein, bis sie an den Rollstuhl gefesselt sind.

Flum erhielt ihre erste Diagnose vor 60 Jahren. Damals wusste man noch nicht viel von der Multiplen Sklerose (MS) und die Diagnosemethoden seien noch nicht sehr ausgefeilt gewesen. Es sei erst nur von einer Nervenentzündung die Rede gewesen. Sieben Jahre später ist dann festgestellt worden, dass es sich um MS handele.

Zunächst tritt die MS schubförmig remittierend auf. In diesem Stadium kann man heute durch moderne Medikamente die Schübe abschwächen und verlangsamen, aber nicht heilen. Oftmals geht die Erkrankung später in eine chronisch progrediente Form über. Dabei schreiten die einschränkenden Krankheitssymptome stetig fort.

Auch Flum leidet inzwischen an der chronischen Form der MS. Vor mehr als 30 Jahren hatte sie Kontakt zu einer Amsel-Kontaktgruppe bekommen. Im Dreiländereck gab es so etwas nicht. Also packte Flum ihren ganzen Mut zusammen und gründete für den Landkreis Lörrach eine Kontaktgruppe. Inzwischen gehören insgesamt 120 von der Krankheit betroffene Menschen zur Lörracher Gruppe.

Flum sieht die Beratung und vor allem ausgedehnte Gespräche als eine ihrer Hauptaufgaben an. „Welcher Arzt hat denn heute noch Zeit, sich ausführlich mit einem Patienten oder einer Patientin zu unterhalten“, sagte Flum im Gespräch mit unserer Zeitung. Besonders Menschen, die erst kürzlich die Diagnose „MS“ erhalten hätten, plagten viele Fragen. Über Ärzte, Medikamente, Verlaufsformen, Hilfsmittel und, und, und. Die Verbandszeitung „together“ der Amsel Baden-Württemberg informiert über neue Forschungen und Behandlungsmethoden.

An jedem dritten Samstag im Monat trifft sich die Amsel-Kontaktgruppe im katholischen Gemeindehaus von St. Peter und Paul in Weil am Rhein. Es wird gesungen, gescherzt, gelacht und Neuigkeiten über die Erkrankung ausgetauscht. Nur eines wird nicht: gejammert. Jeder, der ein Treffen der Amsel besucht kann da noch was über die Lebenseinstellung lernen.

Inzwischen ist die Erkrankung bei Flum so weit fortgeschritten, dass die Einschränkungen übermächtig werden. Schon seit Jahren nimmt ihr Ehemann Dieter ihr viele Arbeiten für die Kontaktgruppe ab. Aber jetzt ginge es nicht mehr. Zufrieden stellte die scheidende Vorsitzende in Aussicht, dass es eine, zunächst kommissarische, Nachfolgerin für sie gebe. Die Amsel-Kontaktgruppe wird also weiter bestehen.

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