Kreis Lörrach Historische Werte zum Einrahmen

Die Oberbadische
Mehr Langzeitarbeitslose haben von dem guten Arbeitsmarkt profitiert und sind nicht mehr auf Hartz IV angewiesen. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Jobcenter: Zahl der Bedarfsgemeinschaften auf Allzeittief / Hartz IV-Quote besser als der Landesschnitt

Von Marco Fraune

Elf Jahre nach dem Start verzeichnet das Jobcenter Lörrach einen neuen Tiefststand bei den Bedarfsgemeinschaften. Neben der Integration der Flüchtlinge in Arbeit stellt die Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit in diesem Jahr einen Top-Schwerpunkt dar.

Kreis Lörrach. Insgesamt 175 Arbeitslose weniger musste das Jobcenter Ende vergangenen Jahres im Vergleich zu 2014 betreuen, während die Zahl bei der Arbeitsagentur um 36 stieg. „Es gibt wieder gute Beschäftigungschancen für gering Qualifizierte“, erklärte Dirk Werner, stellvertretender Leiter des Jobcenters, im Sozialausschuss. Im November wurde mit 4416 Bedarfsgemeinschaften ein Allzeittief im Landkreis erreicht. Aktuell sind es 4446 Bedarfsgemeinschaften beziehungsweise 8269 Menschen, die von Hartz IV leben müssen. Täglich beantragen aber etwa vier Flüchtlingsfamilien die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II, womit pro Monat 80 Personen nun die Bilanz wieder verschlechtern. Für dieses Jahr ist der Kreis in seinem Haushalt von einem entsprechenden Anstieg ausgegangen.

Der Landkreis wollte mit seiner seit langem praktizierten Sozialstrategie auch dem Punkt Rechnung tragen, dass im Dreiländereck die Hartz IV-Quote höher ausfiel als im übrigen Land. Vom letzten Platz hat sich Lörrach mittlerweile ins Mittelfeld vorgearbeitet und liegt mit 4,6 Prozent nun sogar 0,4 Prozent unter dem Landesschnitt. Werner: „Wir haben uns deutlich verbessert.“ Unterhalb des Landesdurchschnitts liegt das Jobcenter auch bei den Ausgaben, also den Leistungen und der Kostenübernahme für Unterkunft und Heizung.

Die Integrationsquote konnte im Vergleich zum Vorjahr gesteigert werden. 1732 Fälle bedeuten ein Plus von 100, womit die Quote auf 28,6 Prozent anstieg. Gesunken ist dabei der Bestand an den Langzeitarbeitslosen, die mit 3697 einen Anteil von 61,8 Prozent ausmachen.

Männer, Frauen, Langzeitarbeitslose, Ausländer und ganz besonders Jugendliche profitieren vom guten Arbeitsmarkt, während dies bei Älteren und Schwerbehinderten nicht der Fall ist. Weiterhin erhalten auch 950 Alleinerziehende Hartz IV vom Jobcenter. Doch ursprünglich waren es sogar 1250. Mit Kursen, um den Hauptschulabschluss nachzuholen, Teilzeitausbildungen, Vermittlungen in Teilzeitbeschäftigungen und speziellen Betreuungen konnte die Zahl gesenkt werden, berichtete der stellvertretende Leiter des Jobcenters.

Sorgenfalten zeichnen sich auf sein Gesicht beim Blick in Richtung Schweiz. „Ich nehme wahr, dass vermehrt Arbeitslose aus der Schweiz, die dort temporäre beschäftigt waren, zurückkommen.“ Neue Jobs für Geringqualifizierte würden von den Eidgenossen zudem nicht nachgefragt, sondern fast nur Fachkräfte.

„Diese historisch niedrigen Werte wird es so schnell nicht wieder geben“, ist sich Jörg Lutz (SPD) bewusst. Mittlerweile sei die Arbeitslosigkeit geringer als in der Nordwestschweiz. Um die günstigen Rahmenbedingungen für die Senkung der Bedarfsgemeinschaften weiß auch Gunter Halter (Freie Wähler). Doch: „Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie wir auf 4500 Bedarfsgemeinschaften zurückgefahren sind.“ Als „gutes Zwischenziel“ bewertete Heike Hauk (SPD) die vorgelegte Statistik des Jobcenters. In diesem Jahr sieht sie vor allem die Herausforderung, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Landrätin Marion Dammann bezeichnete die zurückliegende Zeit, in der man sich um Einzelfälle habe kümmern können, als „Luxus“. Doch wenn durch die zunehmende Zahl an Flüchtlingen nun auch mehr Menschen Leistungen nach dem SGB II, also Hartz IV, beziehen, dann müsse mit anderen Programmen reagiert werden, blickte die Kreis-Chefin voraus.

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