Kreis Lörrach Indische Azubis kommen im Handwerk an

Maja Tolsdorf
Obermeister Joachim Lederer in seinem Betrieb mit einer Auszubildenden aus Indien. Foto: Maja Tolsdorf

Im Fleischerhandwerk im Landkreis Lörrach werden Lehrlinge aus Indien dankbar angenommen. Inzwischen wurde das Projekt „Aus Indien nach Südbaden“ auch auf andere Gewerke ausgeweitet.

„Aus Indien nach Südbaden“ ist ein Projekt, mit dem das Fleischerhandwerk versucht, dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken. Denn zu wenige junge Menschen hierzulande entschieden sich für die Ausbildung in einem Handwerksberuf, meint Joachim Lederer, Obermeister der Fleischer-Innung Lörrach-Waldshut und Landesinnungsobermeister des Fleischer-Handwerks Baden-Württemberg.

Azubis fürs Handwerk

Deshalb hat er gemeinsam mit Handirk Ungern-Sternberg von der Handwerkskammer (HWK) Freiburg das Projekt initiiert, um Nachwuchs in Indien zu rekrutieren. Die HWK Freiburg hatte das Projekt zudem gemeinsam mit der indischen Partneragentur „Magic Billion“ und der Fleischerinnung Lörrach-Waldshut auf den Weg gebracht. So konnten im Jahr 2022 noch 13 indische Auszubildende ihre Lehre im Fleischerhandwerk beginn, 2023 waren es 35.

Noch breiter aufgestellt

In diesem Jahr erlernen 70 junge Menschen aus Indien in Baden-Württemberg einen Handwerksberuf, im Jahr 2025 sollen es laut Lederer 100 sein. Inzwischen konnte das Projekt noch breiter aufgestellt werden, so wurde es im vergangenen Jahr auch für die Gewerke Beton- und Straßenbauer, Maurer, Mechatroniker und Elektroniker geöffnet – mit weiteren 45 jungen Inderinnen und Indern in Südbaden. „Damit konnten wir das Projekt zur Fachkräftesicherung noch breiter aufstellen, ließ sich HWK-Präsident Johannes Ulrich in einer Pressemitteilung im März zitieren. Dass das Projekt Zukunft hat und sich auf den Fachkräftemangel im Handwerk auswirkt, zeigt sich auch im Landkreis Lörrach.

Die Metzgerei Kalbacher in Weil am Rhein muss wegen Personalmangels schließen. Foto: Maja Tolsdorf

Sehr gute Noten

So wird im September der inzwischen dritte Jahrgang aus Indien in die Ausbildung starten. Der erste hatte im Februar seine Zwischenprüfung mit Notendurchschnitten zwischen 1 und 2,2, und nach der Abschlussprüfung stehen die einstigen Azubis als Fachkräfte bereit. „Es läuft nicht nur gut, sondern sehr gut“, freut sich Lederer. Trotzdem sei nicht jeder Betrieb offen für diese Idee und beteilige sich am Projekt. So schließe zum Beispiel die Metzgerei Kalbacher wegen Personalmangels. Die Betriebe, die mitmachten, seien zufrieden, sagt Lederer.

Denn die indischen Azubis seien motiviert, was sich auch an den schulischen Leistungen ablesen lasse. Auch die Sprachbarriere sei kein Problem, denn die jungen Frauen und Männer lernten bereits in Indien Deutsch, an der Lörracher Berufsschule gebe es zudem zusätzliche Sprachangebote.

FAZ und Wall Street Journal berichten

Doch das Projekt ist nicht nur erfolgreich, es schlägt auch hohe Wellen. Denn die Aufmerksamkeit der Medien sei gewaltig. So hat schon die FAZ über die indischen Azubis in der Weiler Metzgerei berichtet, zudem seien das Wall Street Journal aus den USA und der britische BBC-Hörfunk schon bei ihm gewesen. „Alles, was wir uns vor fünf bis zehn Jahren an Lobbyarbeit erträumt haben, ist nun passiert“, sagt Lederer. Hinzu komme, dass das Projekt nun wissenschaftlich begleitet wird.

Für einen Monat wird eine Mitarbeiterin der Humboldt-Universität Berlin das Projekt in der Metzgerei Lederer begleiten.

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