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Kreis Lörrach Keine Angst vorm „bösen“ Wolf

Die Oberbadische
Rund 300 freilebende Wölfe soll es laut jüngsten Schätzungen in Deutschland geben. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Natur: Wölfe erobern sich ihren Lebensraum zurück / Falsches Bild in der Öffentlichkeit

Von Michael Werndorff

Ihm eilt kein guter Ruf voraus, nicht nur in den Märchen der Gebrüder Grimm werden dem Vierbeiner alle Attribute einer blutrünstigen Bestie angedichtet. Für viele Menschen stellt der Wolf sogar noch heute eine Bedrohung dar, doch völlig zu Unrecht, wie Michael Schott von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe weiß.

Kreis Lörrach. In der Schweiz, Frankreich und Deutschland werden seit Jahren immer wieder Wölfe gesichtet, vor kurzem auch auf der Autobahn 8 in der Nähe von Merklingen im Alb-Donau-Kreis, wo ein Jungtier den Kontakt mit deutschen Straßen bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres in Baden-Württemberg nicht überlebte. Die Vorfälle zeigen, dass sich der Wolf seinen Lebensraum zurückerobern will, weiß Schott.

Der Lörracher ist für die Region Baden-Württemberg Süd verantwortlich und geht davon aus, dass der Vierbeiner in nicht allzu ferner Zukunft auch im Landkreis Lörrach wieder heimisch werden könnte. „Wölfe fühlen sich überall wohl und zeichnen sich durch eine gute Anpassungsfähigkeit aus, anders als in den USA hat er auch keine natürlichen Feinde außer uns Menschen“, zeigt sich der Naturschützer zuversichtlich. In Deutschland leben nach jüngsten Schätzungen etwa 300 Tiere, davon 14 Rudel zu je sechs bis acht Tieren auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Lausitz. Dort ist der Wolf aus Osteuropa kommend wieder heimisch geworden ist. Zudem sind in den Vogesen sowie in der Schweiz Rudel gesichtet worden.

Auch der Stadtwald kann Lebensraum sein

„Im Dreiland leben wir in einem Korridor, den Wölfe durchziehen können“, erklärt der Tierliebhaber. Dass es keine unbefleckte Wildnis sein muss, sondern auch der Stadtwald als Lebensraum dienen kann, verlange vom Menschen, sich auf einen neuen Mitbewohner einzustellen, gibt der Lörracher zu bedenken. Doch das negative Bild in den Köpfen vieler Menschen scheint tief verankert zu sein. „Das begann bereits im Mittelalter, als der Wolf ein Nahrungskonkurrent des Menschen war, was auch später die Gebrüder Grimm in ihren Märchen aufgriffen.“ Das habe das heutige Bild des Wolfes nachhaltig geprägt, verweist Schott auf die bisweilen vorgebrachte Frage besorgter Eltern, ob sie ihren Kindern das Spielen in den heimischen Wäldern jetzt verbieten müssen.

„Wölfe können eine Bedrohung darstellen, wenn sie angefüttert wurden und ungeduldig auf Nahrung wartend Wanderern nachstellen.“ Dann heiße es, nicht hektisch wegzurennen, auch sollte man sich von der Wurfhöhle fernhalten, weil die Tiere ihr Revier verteidigen, lautet eine weitere Verhaltensregel. Nachvollziehbar sei indes die Sorge vieler Nutztierhalter vor finanziellen Nachteilen.

Landwirte tragen die Beweislast

Schlägt ein Wolf zu, kann es durchaus teuer werden, insofern das Tier ein besonderes Beutefangverhalten an den Tag legt. Auf eingezäunten Weiden können dann ganze Herden gerissen werden, weil die Nutztiere keinen Fluchtweg finden.

Schott sieht Handlungsbedarf: Zwar gibt es bereits jetzt eine Entschädigung vom Land, allerdings trägt der Landwirt die volle Beweislast. „Zum einen sollte mehr entschädigt werden“, ist Schott der Meinung, „zum anderen muss gemeinsam mit Nutztierhaltern, der Landesregierung und uns ein Konzept auf die Beine gestellt werden, um die noch verbreiteten Ängste abzubauen, welche nicht unter den Teppich gekehrt werden dürfen.“

Um weiter Aufklärungsarbeit zu leisten, will der Lörracher in Zusammenarbeit mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg ab diesem Jahr im Landkreis Infoabende veranstalten und Kindergärten besuchen. Für ihn ist nämlich sicher: „Der Wolf kehrt zurück.“

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