Von Michael Werndorff Regio. Der Geruch von Autoabgasen wabert durch die geräumige Halle 2 der Basler Messe, die sich nach und nach mit historischen Fahrzeugen füllt. Wovon sich viele Menschen belästigt fühlen, lässt die Herzen der Oldtimer-Fans höherschlagen. „Das gehört einfach dazu, außerdem fließt durch meine Adern Benzin“, sagt Beifahrer Robert Einsle schmunzelnd. Es sind nur noch wenige Stunden, bis das Startsignal ertönt und sich die ersten Wagen auf den Weg nach Paris machen. Rund 160 historische Automobile gehen an den Start: Vom eleganten und gepflegten Rolls-Royce bis hin zum betagten VW-Käfer sind wieder zahlreiche Fabrikate vertreten, die einen bunten Querschnitt der internationalen Automobilwelt darstellen. „Wir fahren ein französisches Fahrzeug“, sagt Einsle, der mit seinem Schweizer Freund Patrick Bucher „endlich wieder französischen Boden unter den Reifen haben will“. Mit 82 Jahren ist es das drittälteste Auto, das am 903 Kilometer langen und in drei Etappen zu absolvierenden Raid teilnimmt. Allerdings habe er schon ein mulmiges Gefühl, gibt er zu, schließlich ist die alte Technik des betagten Delahaye anfällig für Pannen aller Art, ergänzt Einsle, der stolz ist, dass die Anfahrt von Luzern reibungslos über die Bühne ging. Dennoch haben die beiden vorgesorgt: Gut die Hälfte des Gepäcks bestehe aus Ersatzteilen, so der 40-jährige Bucher, Besitzer dieses und noch weiterer Oldtimer. Viele Sammler erfreuen sich lediglich am Anblick ihrer Fahrzeuge und bewegen sie selten. Nicht so Bucher. „Das Auto gehört auf die Straße, so wie vor 80 Jahren.“ Die Technik sei puristisch aber faszinierend, erklärt sein Beifahrer die Liebe zu alten Autos. Noch interessanter als die Technik an sich, sind die Geschichten der Oldtimer-Besitzer. „Oft sucht man sehr lange, bis man seinen Traumwagen gefunden hat, umso enger wird die Beziehung zu den Fahrzeugen“, weiß Einsle, für den es die erste Rallye ist. „Die Erlebnisse sind unbezahlbar, und jedes Auto ist eine Persönlichkeit. Ein neuer Wagen kann das nicht bieten.“ Und was ist das Besondere am Oldtimer fahren" „Die Entschleunigung. Man fährt Strecken jenseits der Autobahn mit bis zu 80 Kilometer pro Stunde.“ Zugelassen für eine Höchstgeschwindigkeit von 200 ist das cremeweiße Merzedes Benz 230 SL Cabriolet von Wido Goebels aus Fulda. Seine Liebe zu Oldtimern hat er schon früh entdeckt. „Als Student habe ich mir für 1000 Mark einen Porsche 356 B zugelegt. Ein guter Gebrauchtwagen, der heutzutage sehr selten ist und bis 80 000 Euro kostet“, erklärt der Augenarzt, der mit dem Basler Thomas Lambrecht als Beifahrer an der Jubiläumsausgabe des Raid teilnimmt. „Im vergangenen Jahr fuhr er, jetzt bin ich dran.“ Goebels schweigt zunächst und erzählt dann mit feuchten Augen, wie er zu dem schnittigen Wagen kam. „Der 84-jährige Erstbesitzer konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren, und er hing sehr an dem Cabrio. Das geht mir nach.“ Dennoch sei es ein „gute Laune Auto“, das der Zweitbesitzer zu vielen Gelegenheiten nutzt, auch für Fahrten zum nächsten Supermarkt. „Nicht restauriert, sondern repariert wurde das Auto im üblichen Rahmen. Wenn ich ihn nicht mehr über den TÜV bringe, lasse ich die Profis dran.“ Profis stehen auch während der Rallye bereit. Um rund zwei bis drei Fahrzeuge muss sich Mechaniker Roger Lanz kümmern, der gerade einen alten Käfer reparierte. „Kleine Probleme mit der Elektrik oder der Benzinpumpe sind typische Wehwehchen.“ Insgesamt stehen vier Techniker bereit, erklärt Lanz, den kein Fabrikat vor unlösbare Aufgaben stellt. Lediglich an den „Engländern“ arbeite er ungern, „denn deren Technik ist nicht so ausgereift“. Die Chance, dass der Käfer ohne größere Panne das Ziel erreicht, sei groß, meint Lanz und eilt zum nächsten Fahrer, der dringend Hilfe braucht. FOTOGALERIE Weitere Fotos unter www.dieoberbadische.de