Kreis Lörrach Lörracher Lehrer wollen Kfz-Sparte behalten

Die Oberbadische
Die Gewerbeschule Lörrach will nach Möglichkeit den Kfz-Bereich nicht verlieren. Foto: Marco Fraune Foto: Die Oberbadische

Pädagogen der beruflichen Schulen werben für ihren Standort / Wirtschaftsgymnasium setzt auf Lörrach

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Der Schulentwicklungsprozess der beruflichen Schulen biegt auf die Zielgerade ein. Bei der letzten von insgesamt drei Informationsveranstaltungen hatten die Bildungseinrichtungen in Lörrach nach Rheinfelden und Schopfheim noch einmal die Möglichkeit, für ihre „Bildungsmeile“ zu werben, auf der die Gewerbeschule, die Mathilde-Planck-Schule und die Kaufmännischen Schulen liegen. Davon wurde nicht nur reichlich Gebrauch gemacht, sondern auch Kritik an den aktuellen Plänen geübt.

Kfz-Bereich: Ob es sinnvoll ist, die Kfz-Sparte von der Gewerbeschule Lörrach in die Markgrafenstadt zu verlagern, stellten sowohl Lehrer der Gewerbeschule Lörrach als auch deren Leiterin, Stefanie Froescheis, infrage. „Die Kfz-Abteilung wird ein bisschen als Trostpreis behandelt“, monierte die Schulleiterin. Damit zielte sie auf Überlegungen ab, in Schopfheim für etwa fünf Millionen Euro einen Neubau für die Kraftfahrzeug-Sparte zu bauen, wenn dort der Metallbereich nach Lörrach abgezogen wird, um teure Doppelstrukturen abzubauen. Froescheis verwies auf große Synergieeffekte der Kfz-Sparte mit der Elektroabteilung an der Lörracher Gewerbeschule. Negative Folgen sieht auch Abteilungsleiter Andreas Kroker für sein Technisches Gymnasium. Norbert Lais, Abteilungsleiter der Berufsschule Fahrzeugtechnik an der Gewerbeschule, ergänzte zudem, dass die Bereiche Elektro, Metall und Kfz gemeinsam Kompetenzen entwickeln. Angesichts der Entwicklung bei Autos dürfe der Kfz-Bereich nicht ohne die Elektro- und IT-Spate betrachtet werden. „Hier in Lörrach kann man an Kompetenzen anknüpfen.“ Ein weiterer Berufsschullehrer verwies zudem auf das Missverhältnis bei den Kosten. In Lörrach könne mit einem Betrag von 1,5 Millionen Euro die Sparte auf den aktuellen Stand gebracht werden, während die Schopfheimer Variante mit fünf Millionen Euro zu Buche schlage.

Thomas Heß, der die Schulentwicklungsplanung im Landkreis koordiniert, versicherte, dass die Kfz-Abteilung „kein Spielball“ bei den Überlegungen sei. Landrätin Marion Dammann unterstrich, dass viele Facetten zu berücksichtigen seien. Es gehe nicht um einen Verschiebebahnhof, sondern um eine Stärkung aller drei Standorte. Wie berichtet, will der Landkreis insgesamt 20 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren dafür locker machen. „Lörrach ist eine starker Standort und wird ein starker Standort bleiben.“

Wirtschaftsgymnasium: Sollen zwei von fünf Klassen des Wirtschaftsgymnasiums nach Schopfheim verlagert werden, um den dortigen Standort zu stärken? Für Karl Horn, Abteilungsleiter des Wirtschaftsgymnasiums an den Kaufmännischen Schulen Lörrach, wäre dies ein Fehler. Aufgrund der Schülerzahlentwicklung gebe es künftig wohl nur noch vier Klassen, womit dann an zwei Standorten jeweils nur noch zwei Klassen übrig blieben. Die Fremdsprache Italienisch stünde laut Horn dann ebenso auf der Streichliste wie die Wirtschaftsinformatik. Auch das neue Profil Finanzmanagement sieht er in Gefahr.

Gesundheitsbereich: Eine Überlegung, die als „große Lösung“ besteht, betrifft die Zusammenlegung zu einem Fachbereich Gesundheit in Lörrach, worunter auch die medizinischen Fachangestellten fallen. Eine Lörracher Ärztin erinnerte daran, dass es schwer sei, Azubis zu finden. Daher sollten diese am „zentral erreichbarsten Ort“, also Lörrach, beschult werden.

Pro ländlicher Raum: Rudolf Rümmele, Bürgermeister von Zell im Wiesental, sieht die aktuellen Überlegungen zur Schulentwicklung kritisch. „Es braucht intelligentere Ansätze, als die die wir momentan diskutierten.“ Er setzt auf vernetztere Lösungen im Landkreis. Zugleich warb er für den Schopfheimer Standort, damit der ländliche Raum diese Infrastruktur vorhalte. Für einen Kfz-Bereich in Schopfheim sprach sich Kfz-Innungsobermeister Walter Grimmeisen aus, der auf Synergien mit der dortigen Gewerbeakademie setzt. Auch Kreisrat Fritz Lenz (Unabhängige) warb für Schopfheim. Er stellt zugleich die von Hess aufgeführten Prognosen zu den rückläufigen Schülerzahlen von 6800 auf 5600 Schüler in 2020 infrage. Diese Prognose als auch der Investitionsstau an den Schulen haben den Landkreis veranlasst, nun die Schulentwicklung zu forcieren (wir berichteten mehrfach). Am 22. Juli soll der Kreistag abschließend eine Entscheidung fällen. Die Lehrer sehnen Planungssicherheit herbei, wurde erneut deutlich.

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