Kreis Lörrach „Menschen sind keine Statistiken“

Die Oberbadische
Jens Wattchow, Simone Möhrle, Manuela Zöge, Ingo Engel, Tobias Walkling und Benjamin Riebl (v. l.) informierten über verschiedene Aspekte des Themas Menschenwürde im Krankenhaus. Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

Gesundheitsforum: Klinisches Ethikkomitee referierte über Menschenwürde

„Menschenwürde und Krankenhaus – ein Widerspruch?“: Unter dieser Fragestellung beleuchteten zum Abschluss des Gesundheitsforums der Kliniken des Landkreises Lörrach fünf Mitglieder des Klinischen Ethikkomitees des Kreiskrankenhaus (KKH) verschiedene Aspekte zum Thema Menschenwürde im Krankenhaus.

Kreis Lörrach (was). Moderiert von Ingo Engel, leitender Oberarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, behandelten die Referenten am Donnerstagabend in Kurzvorträgen zum Beispiel die Themenbereiche Patientenwille, Umgang mit Krebskranken oder die Thematik „Schlaganfall“.

So sprach Simone Möhrle, Fachärztin für Anästhesie am Elisabethenkrankenhaus, über die Probleme, die sich bei der Ermittlung des Patientenwillens für eine würdevolle Behandlung ergeben können. „Um nach dem Patientenwille zu handeln, muss dieser bekannt und dokumentiert sein“, erklärte sie. Am einfachsten zu ermitteln sei er dabei im direkten Gespräch. Sollte ein solches jedoch nicht möglich sein, zähle der im Voraus geäußerte Wille des Patienten. Dabei komme eine Patientenverfügung erst zum Tragen, „wenn Betroffene ihren Willen nicht mehr mitteilen können“, klärte Möhrle auf. Sollte jedoch auch der vorausverfügte Wille nicht bekannt sein, werde versucht, den mutmaßlichen Willen aus früheren Äußerungen und Wertvorstellungen zu ermitteln. Wenn aber auch das nicht möglich sei, gelte das Wohl des Patienten, betonte die Ärztin.

Manuela Zöge, Fachkrankenpflegerin für Anästhesie und Intensiv, schilderte anschließend anhand konkreter Beispiele wie auch im stressigen Klinikalltag Patienten würdevoll behandelt werden können.

Benjamin Riebl, Gesundheits- und Krankenpfleger für Onkologie, widmete sich dem Umgang mit Krebskranken. Dabei hob er hervor, dass die Menschen vor nichts so viel Angst hätten, wie vor Krebs.

Entscheidungen mittragen

Deshalb müsse das Krankenhauspersonal die besondere Situation von Erkrankten im täglichen Umgang mit ihnen würdigen. Wichtig sei außerdem, jede Entscheidung des Betroffenen mitzutragen: „Menschen sind keine Statistiken und keine Zahlen! Wenn man das berücksichtigt, findet man auch einen würdevollen Umgang.“

Über das Thema „Schlaganfall“ informierte der KKH-Chefarzt für Neurologie, Jens Wattchow. Er betonte: „Schlaganfall ist ein häufiges Krankheitsbild.“ Alleine in Deutschland seien jedes Jahr rund 250 000 Menschen davon betroffen. Im konkreten Fall komme es dann vor allem auf schnelles Handeln an: „Je früher die Behandlung beginnt, desto kleiner bleibt der Infarktkern und desto besser sind die Erholungschancen.“ Weiterhin erläuterte Wattchow kurz die Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit sowie deren mögliche Folgen.

„Das Recht auf Menschenwürde ist ein hohes Gut“, hob zum Abschluss des Abends Pfarrer und Klinikseelsorger Tobias Walkling hervor. Er appellierte unter anderem daran, die Angst von Patienten ernst zu nehmen und fasste anhand zweier Beispiele aus dem Alltag zusammen: „Menschenwürde und Krankenhaus sind sicherlich kein Widerspruch.“

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