Hat die Flüchtlingsbetreuung im Landkreis Lörrach bisher überwiegend im Krisenmodus gearbeitet, entwickeln sich dank gesunkener Flüchtlingszahlen mittlerweile geordnete Strukturen in der Sozialbetreuung. Der schnelle Wechsel von Flüchtlingen in die Anschlussunterbringung stellt alle Beteiligten aber vor große Herausforderungen, wie im Rahmen des Sozialausschusses deutlich wurde. Von Michael Werndorff Kreis Lörrach. Die Integration von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive ist eine langfristige Aufgabe, die jetzt erst richtig angegangen werden kann, wie Reinhard Zahn, Fachbereichsleiter Integration der Caritas, und Christina Hopfner vom Fachbereich Migration des Diakonischen Werks, im Rahmen ihres Berichts über die Betreuung der Flüchtlinge im Landkreis Lörrach sagten. „Denn wichtige Strukturen können erst jetzt geschaffen werden“, erklärte Zahn. So gebe es zum Beispiel bundesweit keine Verwaltungssoftware, und vieles sei durch Überlastung liegengeblieben, was jetzt aufgearbeitet werden müsse. Eine Entspannung ist aber nicht in Sicht, wie den Ausführungen am Mittwoch zu entnehmen war. Für die Beratung und Betreuung in der vorläufigen wie auch in der Anschlussunterbringung ist bundesweit ein Betreuungsschlüssel von eins zu 100 vorgesehen, Derzeit sei die Nachfrage aber in der Migrationsberatung so hoch, dass auf eine Vollzeitstelle 350 Beratungsfälle kommen würden, kritisierte der Fachbereichsleiter Integration der Caritas. „Mit diesem Schlüssel ist die Betreuung fast nicht zu schaffen“, sagte Zahn. Verweildauer in GU wird kürzer Die Situation in der Betreuung werde durch die zunehmend kurze Verweildauer in den Gemeinschaftsunterkünften und in der Anschlussunterbringung (AU) erschwert, hieß es weiter. Bereits nach etwa anderthalb Jahren würden viele Flüchtlinge auf sich gestellt sein, wie Zahn erklärte. „Das macht eine Integration unmöglich.“ Eine fachliche Begleitung nach der AU kann weder durch die Migrationsberatung noch durch die allgemeinen Sozialdienste der Liga oder Ehrenamtlichen erbracht werden. Flüchtlingen werde so der letzte Schritt in die Selbstständigkeit deutlich erschwert und somit die gesamte Integration riskiert. Landrätin Marion Dammann sagte, dass Ehrenamtliche nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Integration der Flüchtlinge leisten. Jedoch dürfe es nicht sein, dass Aufgaben der Sozialbetreuung an Ehrenamtliche übertragen würden, betonte Hopfner. Die dezentrale Unterbringung verlange auch die Schaffung neuer Strukturen und Schnittstellen, um Ehrenamtlichen weiterhin den Kontakt zu den zuvor betreuten Flüchtlingen zu ermöglichen, setzt die Landrätin weiter auf die Unterstützung durch Freiwillige. Betreuung nachhaltig gestalten Diese seien zwar mit Feuereifer dabei, allerdings bestehe auch die Gefahr der Erschöpfung, warnte sie. Und: „Werden die Neuankömmlinge erst einmal sesshaft, kann die Langzeitbetreuung besser gelingen“, ist Dammann überzeugt. Klar sei, dass die vorläufige Unterbringung ein Auslaufmodell ist. „Bei der Betreuung ist die Sozialberatung auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen angewiesen“, sieht Zahn Handlungsbedarf. Nun gehe es darum zu überlegen, welche Standards etabliert werden müssen, um die Betreuung nachhaltig zu gestalten. Günter Halter (Freie Wähler) bemerkte, dass sich der Kreis erst jetzt verstärkt dem Thema Integration annehmen könne: „Die Sozialberatung ist ein wichtiger Baustein. Flüchtlinge suchen Bezugspersonen, das können auch Ehrenamtliche sein.“ Wenn die Vernetzung besser gelinge, sei der Kreis auf einem guten Weg, kommentierte er den Bericht. Wichtig sei es, die Neuankömmlinge möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Kritik an der Qualität der Sozialbetreuer übte Diana Stöcker (CDU). Sie regte an, Qualitätsstandards einzuführen und Aufgaben deutlicher zu definieren, kritisierte Stöcker das Delegieren bestimmter Aufgaben seitens der Träger an Ehrenamtliche. Dennoch sei die GU in Rheinfelden auf das Ehrenamt angewiesen. Gleiches gelte auch für Maulburg, wie Fritz Lenz (Freie Wähler) sagte: „Wir können auf Ehrenamtliche nicht verzichten.“ Gabriele Weber (SPD) erklärte, dass jetzt die Alltagsroutine der Neuankömmlinge gestärkt werden müsse. Zudem sollte Flüchtlingen verdeutlicht werden, dass bei der Integration Ausdauer vonnöten sei. In etwa 15 Jahren werde sich zeigen, ob die Arbeit erfolgreich war, so Dammann.