Kreis Lörrach Nicht alle sind gleich bezahlt

Die Oberbadische
Klare Sicht beim Mindestlohn – die Gewerkschaft Verdi sieht Nachbesserungsbedarf. Foto: Archiv Foto: Die Oberbadische

Mindestlohn: Gewerkschaft Verdi fordert eine Anhebung auf zehn Euro

Von Adrian Steineck

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Südbaden fordert von der kommenden Bundesregierung die Vereinfachung der Mindestlohnregeln, wie sie jetzt mitteilte. Zwar werde der gesetzliche Mindestlohn im dritten Jahr nach seiner Einführung von den meisten Deutschen begrüßt, dennoch sieht die Gewerkschaft noch Nachbesserungsbedarf.

Kreis Lörrach. Mehrere Handlungsfelder sind es, die Reiner Geis, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Südbaden, im Gespräch mit unserer Zeitung benennt. Zum einen sei es nicht verständlich, dass ein Auszubildender mit 18 Jahren Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn habe, einer mit 17 Jahren und sechs Monaten, der die gleiche Arbeit leiste, aber nicht, kritisiert Geis.

Ein weiteres Manko der bisherigen Umsetzung des Mindestlohns seien die komplizierten Abrechnungsverfahren, die für Arbeitnehmer kaum zu durchschauen wären. Geis nennt als Beispiel für den kritisierten Stücklohn einen Postboten, der im flachen Land Briefe verteilt und weite Gehwege auf sich nehmen muss. „Der Stücklohn darf nicht länger bezahlt werden, denn er ist eine Einladung zur Umgehung des Mindestlohns“, bringt der Verdi-Bezirksgeschäftsführer die Forderung der Gewerkschaft auf den Punkt.

Auch beim Umgang mit sogenannten Minijobbern fordert Verdi ein Umdenken. Zwar würde diesen im Einzelhandel der Mindestlohn gezahlt, dieser könne aber unter dem Tariflohn liegen, sodass sie finanziell schlechter gestellt wären als andere Arbeitnehmer.

„Der Mindestlohn darf keine Einladung dazu sein, die Tarife zu unterbieten“, sagt Geis auf Nachfrage.

Auch die Höhe des Mindestlohns sieht die Gewerkschaft als Problem. Zwar sei er von ursprünglich 8,50 auf 8,84 Euro pro Stunde erhöht worden, aber das reicht Verdi noch nicht. „Wir brauchen hier in der Region einen Mindestlohn von zehn Euro“, ist Geis überzeugt.

Wie eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt, hält eine Mehrheit von 85 Prozent aller Deutschen die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, den es seit dem 1. Januar 2015 gibt, für richtig. Zugleich lehnen mehr als die Hälfte der Anhänger aller Parteien Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn ab.

Auch Verdi bescheinigt dem Modell Erfolge. „Erhebungen des Statistischen Bundesamtes und der Agentur für Arbeit zeigen, dass seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns das Lohnniveau bei ungelernten Arbeitskräften angehoben worden ist“, konstatiert Geis. In der Folge hätten die Sozialkassen mehr Geld zur Verfügung, was in den Worten des Bezirksgeschäftsführers von Verdi Südbaden auch wesentlich zu deren Stabilisierung beitrage.

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