Kreis Lörrach Pflege begleiten und forcieren

Die Oberbadische

Landschaftserhaltungsverband findet Rolle als Koordinator, Moderator und Berater

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Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. In der Politik würde der Landschaftserhaltungsverband (LEV) wohl als zahnloser Tiger bezeichnet. Im Geflecht von Gemeinden, Naturschutz und Landwirtschaft agierend, hat der vor gut einem Jahr mit lauten Nebengeräuschen gegründete Verein hingegen seine Rolle als Koordinator, Moderator und Berater im Bereich der Pflege der Landschaft gefunden.

Ein Knackpunkt ist: Die Landwirte suchen nicht Hilfe beim LEV, sondern die Rollenverteilung ist eine andere, wie Geschäftsführerin Sigrid Meineke weiß. „Wir müssen auf die Landwirte zugehen.“ Das sei in einigen Gebieten einfacher als in anderen. Doch dazu später mehr.

Was will und kann der neue Verband? Die verpflichtenden Tätigkeiten sind landschaftspflegerische Maßnahmen über die Landschaftspflegerichtlinie sowie die Umsetzung der FFH-Managementpläne (Flora-Fauna-Habitat). Eineinhalb Stellen sind dafür vom Land finanziert. Die weiter halbe Stelle rückt speziell die aktuell 29 Mitgliedsgemeinden aus dem Landkreis Lörrach und der Landwirte in den Blick, die ebenfalls Projekte verwirklicht wissen wollen.

Konkret können die Geschäftsführerin Meineke und ihre Mitarbeiterin Elke Wald Verträge und Aufträge bis zur Unterschriftsreife vorbereiten. Mit einem Landwirt wird die für eine Förderung durch Landschaftspflege infrage kommende Fläche in Augenschein genommen. Die Beratung folgt, dann geht es an die Erstellung eines Fachblattes und von Kartenmaterial, um sich an die Eingabe in das Landschaftsinformationssystem zu machen. Die Zahlung der Förderung erfolgt hingegen dann durch die Untere Naturschutzbehörde, die auf dem gleichen Flur wie der LEV im Landratsamt angesiedelt ist. Die Kontrolle der Umsetzung und der Abrechnungen ist wiederum Sache des Vereins. Meineke will bei all dem der Leitlinie folgen: „Der Naturschutz braucht die Landwirtschaft als pflegendes Organ.“ Die Landschaftspflegerichtlinie sei das Instrument, mit dem man die naturnahen Maßnahmen umsetzen könne.

Womit die nächsten Akteure das Feld betreten: Die Landwirte im Oberen Wiesental begegnen dem LEV laut ihrer Geschäftsführerin aktuell noch weit offener als anderswo. Das hat vor allem monetäre Gründe. Der Verein hilft, Geld für die mit kargen Flächen arbeitenden Landwirte locker zu machen. Hier müssen Gehölze entfernt werden, um die Landschaft offen zu halten. Damit soll die Artenvielfalt erhalten werden. Auch die Adlerfarnbekämpfung bildet einen Aufgabenschwerpunkt. „Dort geht es primär um die Offenhaltung“, erklärte Baum. Und Meineke ergänzt: „Die Landschaftspflegemaßnahmen bietet hier ein finanzielles Standbein.“

Anders sieht es im Markgräflerland aus, wo die Flächen reichlich Ertrag bringen. „Dort herrscht eher ein Kampf um die Fläche“, weiß die LEV-Geschäftsführerin. „Die Landwirte haben hier große Angst, dass man ihnen von ihrer Ackerfläche etwas wegnimmt.“ In den Blick werden hier daher sehr feuchte Maisanbauflächen genommen, wo Tierartenvielfalt wieder herrschen soll, sowie speziell die Gewässerrandstreifen.

Für diese gelten vom Gesetzgeber her strikte Vorgaben ab dem Jahr 2019. Wenn die Landwirte hingegen schon jetzt nicht nur dort die Finger vom Dünger lassen, sondern eine Pflege übernehmen, könnten sie Extra-Geld erhalten. Meineke setzt auf erste Kontaktaufnahmen und vertrauensbildende Maßnahmen. Als ersten Erfolg verbucht sie, dass nach einer Info-Veranstaltung in Kandern-Holzen von den zwölf teilnehmenden Landwirten die Hälfte mit dem LEV zusammenarbeitet und die Streifen pflegen wollen.

Obwohl Meineke und ihre Mitarbeiterin mittlerweile auf 100 Aufträge (für ein bis zwei Jahre) sowie 35 Verträge (für fünf Jahre) verweisen können (u siehe Info-Kasten), wissen sie um die eigentliche Arbeit, die ihnen weiter bevorsteht. „Wir stehen noch völlig am Anfang und müssen Überzeugungsarbeit leisten.“ Im Landkreis Lörrach werden derzeit 1000 Hektar über die Landschaftsrichtlinie gefördert.

Dieses Jahr besonders im Blick sind neben den Gewässerrandstreifen auch Obstwiesen wie auf dem Dinkelberg oder im Markgräflerland, die aber deutlich dezimiert sind. Die Pflege der Bäume, des dort befindlichen Grünlandes oder auch das Pflanzen von weiteren Bäumen könne gefördert werden. Hier verweist Meineke ebenso auf ihre begrenzten Einflussmöglichkeiten. „Wie immer ist es ein Angebot.“ Daher hofft Baum auf den Weg über die Einsicht. „Die Landwirtschaft lässt sich langfristig nicht ohne die Natur betreiben“, verweist sie auf Bestäuber & Co.

Bei den Gemeinden will der LEV ebenfalls sensibilisieren. Zwar seien bei der Ausweisung von Baugebieten diese stets im Fokus, doch die passende Herangehensweise bei Ausgleichsflächen fehle. „Der Ausgleich ist immer so ein Stiefkind“, hofft Meineke auch hier, den LEV als Dienstleister zu positionieren.

Der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lörrach ist am 22. Juli 2012 gegründet worden. Die Geschäftsführerin Sigrid Meineke hat Anfang 2013 ihre Tätigkeit mit einer Mitarbeiterin aufgenommen. Der Verein hat rund 50 Mitglieder, davon 29 Gemeinden. Vorsitzende des Vereins ist Landrätin Marion Dammann. Der LEV sieht sich als Dienstleiter für ein regionales Natur- und Landschaftsmanagement und arbeitet den Gemeinden, dem Landkreis, privaten Grundstückseigentümern und örtlichen Naturschutzverbänden zu. Die Geschäftsstelle ist im Landratsamt angesiedelt. Der aufgelöste Weide und Landschaftspflegezweckverband Südschwarzwald ist im LEV aufgegangen.

Landschaftspflegemaßnahmen können über die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) im Rahmen eines Fünfjahresvertrages für stetig wiederkehrende Maßnahmen (wie Mahd und Beweidung) oder über Aufträge, sogenannte Direktmaßnahmen (wie Gehölzsukzession entfernen) gefördert werden. Voraussetzung ist die Schutzgebietskulisse, das heißt die Lage der Flächen innerhalb eines Schutzgebietes wie dem Biosphärengebiet oder Landschaftsschutzgebieten.

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