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Kreis Lörrach Schullandschaft wird umgestaltet

Die Oberbadische
Die Gewerbeschule Lörrach erhält den Metallbereich und könnte sich künftig um das Thema Industrie 4.0 kümmern. Foto: Marco Fraune Foto: Die Oberbadische

Kreistag beschließt Schulentwicklungsplanung / Politik hält Bedenken aus Waldshut für unbegründet

Von Marco Fraune

Kreis Lörrach. Sollte das Regierungspräsidium nicht doch noch einen Strich durch die Pläne machen, hat der Kreistag gestern um 16.15 Uhr die Neuordnung der beruflichen Schulen im Landkreis beschlossen. Vorausgegangen war dem Votum ein eineinhalbjähriger Schulentwicklungsprozess. Mit der „Paketlösung“ zeigten sich alle Fraktionen zufrieden. Landrätin Marion Dammann sprach von einem der „aufwändigsten Verfahren, die wir je hatten“.

Unterm Strich steht nun im Kern, dass der Metallbereich von der Gewerbeschule Schopfheim nach Lörrach wandert, dafür die dortige Kfz-Abteilung in eine noch zu errichtende moderne Werkstatt zur Gewerbeschule Rheinfelden und von dort wiederum der Bereich Sanitär-Heizung-Klima (SHK) in die Markgrafenstadt. Dieser „Ringtausch“ beinhaltet den Abbau von Doppelstrukturen, die Nutzung von Synergien und angesichts eines geplanten Investitionsvolumens von rund 21 Millionen Euro die Modernisierung der Standorte, die zu Kompetenzzentren werden sollen.

Da Rheinfelden voraussichtlich mehr Schüler verliert als aufnimmt, soll hier eine pharmazeutisch technische Ausbildung (PTA) eingerichtet sowie das naturwissenschaftliche gymnasiale Profil etabliert und der Fachbereich Körperpflege durch die Einbindung einer Kosmetikausbildung aufgewertet werden. Schopfheim kann sich im Bauhandwerksbereich profilieren.

Lörrach könnte sich künftig im Metall- und Elektrobereich auf die Herausforderung der Industrie 4.0 mit Investitionen und eventuellen sechsstelligen Euro-Zuschüssen als Kompetenzzentrum etablieren. Die Außenstelle der Mathilde-Planck-Schule wandert zudem nach Lörrach. Hier und in andere Fachbereiche der beruflichen Schulen des Landkreises soll nun der Investitionsstau mit Millionenbeträgen behoben werden.

Mit einem guten Ergebnis ende nun ein „langer und schwieriger Prozess“, erklärte CDU-Chef Paul Renz. Die Ergebnisse seien schon Anfang April in einem Positionspartei seiner Fraktion erarbeitet worden. Verständnis äußerte er zugleich dafür, dass die Gewerbeschule Schopfheim sein „Herzstück“ Metall nicht abgeben wollte. Die Ersatzlösung sei aber keine Schwächung, sondern stärke nachhaltig den dortigen Standort. Rheinfelden werde zudem zu einem Investitionsschwerpunkt, da die neue Kfz-Werkstatt etwa mehrere Millionen Euro kosten soll. „Die Kompetenzen und Profile an den drei Standorten sind gestärkt.“ Mit Blick auf ein mögliches Veto aus dem Kreis Waldshut im regionalen Schulentwicklungsverfahren (RSE) unterstrich der Christdemokrat zudem, dass eine Notwendigkeit zur Kooperation mit dem Nachbarlandkreis Waldshut nur erfolge, wenn dauerhaft zu wenig Schüler in einem Bereich sind. „Einen sachlichen Grund, der zu einem Veto führen könnte, sehe ich nicht.“

Erst in dieser Woche hatte die Handwerkskammer Konstanz Vorbehalte gegen die Pläne des Landkreises Lörrach vorgebracht. Unter anderem wurde moniert, dass die SHK-Schüler aus dem Nachbarlandkreis statt nach Rheinfelden künftig dann weiter bis ins abgelegenere Schopfheim fahren müssen.

Auch der SPD-Fraktionschef Klaus Eberhardt weiß um diese Kritik. Doch den eigenen Kreistagsbeschluss hält er für „gewinnbringend für die Zukunft unseres Landkreises“. Zugleich sei dieser mit einem erheblichen Nachholbedarf bei den Investitionen verbunden. Und: „Wir erwarten eine Verstetigung der Investitionen.“ Noch offen seien nach der Entscheidung aber die Abstimmung mit dem Nachbarlandkreis Waldshut, die PTA-Bewerbung sowie das naturwissenschaftliche Gymnasium.

Die Politik sei bei der Schulplanung gefordert gewesen und habe sich lange schwer getan, erinnerte Freie-Wähler-Chef Ulrich May. Kreis-Schulentwicklungsplaner Thomas Heß habe letztlich den Prozess in Gang gebracht. Dabei hätten Schülerströme eine große Rolle gespielt. Angesichts eines guten öffentlichen Personennahverkehrs sieht May in der Erreichbarkeit keine Probleme. „Es gibt Gewinner und Verlierer“, weiß er um das nicht für Jedermann zufriedenstellende Ergebnis. Es handele sich um eine Paketlösung, verwies der Freie-Wähler-Chef ebenso wie die anderen Fraktionen darauf, dass das Ergebnis nicht aufgeschnürt und Teile daraus entnommen werden dürfen. Und: „Wir nehmen Waldshut nichts weg, sondern verlagern nur.“

Margarete Kurfeß (Grüne) setzt zudem auf den Willen, den Weg mitzugehen. „Der Prozess bedeutet für die Schulen erhebliche Veränderung, und Veränderungen sind für Schulen manchmal etwas unangenehm. Aber sie bedeuten auch Chancen.“

Als „ausgewogenen Kompromiss“ bezeichnete Franz Kiefer (FDP) die Lösung. Er hofft, dass diese im RSE „endgültige Akzeptanz“ findet. „Wir haben eine gute Lösung für den Landkreis gefunden“, freute sich auch Schopfheims Bürgermeister Christof Nitz (CDU). Es gebe nun keine Verhandlungsmasse, weiß auch er um das RSE.

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