Kreis Lörrach (ra). Der Missbrauchsskandal der vergangenen Jahre in der katholischen Kirche, aber nicht nur dieser veranlassen das Erzbistum Freiburg derzeit zum Aufbau einer Trauma-Seelsorge. Darüber berichteten in der jüngsten Sitzung des Dekanatsrats des katholischen Dekanats Wiesental Rita Sprich und Ralph Ochs, Gemeindereferenten in der katholischen Kirchengemeinde Lörrach-Inzlingen. Beide sind nach einer entsprechenden Ausbildung nun Kontaktpersonen für Betroffene im Bereich des Dekanats – also Ansprechpartner für Menschen, die in irgendeiner Weise ein Ereignis erlebt und durchlitten haben, das sie selbst als existenziell lebensbedrohend erfahren haben. Die Reaktionen der Betroffenen können individuell ebenso unterschiedlich wie das auslösende Ereignis sein. Eines aber ist ihnen allen gemeinsam: Das Empfinden, dass Grenzen überschritten und die eigene Selbstbestimmung missachtet wurden, ist ein Gefühl absoluter Hilflosigkeit und Ohnmacht, welches das ganze Leben überschattet. Eine tiefe Vertrauenskrise ist die zwangsläufige Folge, die allzu oft auch in eine akute Glaubenskrise mündet. Die Frage „Wie kann Gott, der doch ein liebender Vater sein soll, das zulassen"“ steht groß und unbeantwortet im Raum. Hier wollen die Trauma-Seelsorger Rat und Hilfe anbieten. Ausdrücklich weisen sie darauf hin, dass therapeutische Maßnahmen nicht in ihr Aufgabengebiet fallen. Aber Vertrauen aufbauen helfen, den Opfern Glauben schenken und sie als solche anerkennen, dabei die unabdingbar notwendige Distanz wahren, Tabus respektieren, Solidarität zeigen. Und als Seelsorger die oftmals quälenden spirituellen Fragen, die Suche nach einem Sinn hinter den Ereignissen aushalten und ein hilfreiches Gegenüber sein, das sich sensibilisieren lässt, den traumatisierten Mitmenschen ernst nimmt und Wege zu professioneller Hilfe aufzeigen kann. Diesem Ziel gilt das Angebot der Trauma-Seelsorge, die nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht zuletzt auch präventiv wirken soll, Mitarbeitern im kirchlichen Dienst Wegweisung für ihre Arbeit im Alltag vorgeben und für die Zukunft neues Leid verhindern will.